Gasteinertal. Im Mai 2016 fanden zum dritten Mal die Yogatage Gastein statt. Ein Angebot, das Neueinsteigern und Kennern die Chance gibt, aus mehr als 200 Yogakursen in freier Natur, den beteiligten Hotels oder an sagenhaft schönen Kraftplätzen zu wählen. Verschiedene Yogastile können ausprobiert werden. Berggenuss und Erholung kommen dabei nicht zu kurz.
Für mich war es komplettes Neuland, denn mit Yoga hatte ich mich wenig bis gar nicht beschäftigt bisher. Mit der Organisatorin der Yogatage Gastein habe ich deshalb auf der Terasse des Hotel Miramonte bei einem köstlichen Wiesensaft ein interessantes Gespräch über die Veranstaltung geführt. Lest hier das Interview.
Liebe Elfi, ein kurzer Einstieg: Wer bist Du und was machst Du?
Mein Name ist Elfi Mayr. Ich bin die Organisatorin von Atme die Berge – Yogatage Gastein und Herausgeberin des yogaguide.at. Ich stamme aus Oberösterreich, lebe aber schon seit vielen Jahren in Wien.
Erzähle bitte etwas über die Veranstaltung – was ist die Grundidee der Yogatage im Gasteinertal?
Die Grundidee der Yogatage im Gasteinertal ist, dass man an zehn Tagen aus unterschiedlichsten Yogastilen wählen kann. Man kann es ausprobieren und als Anfänger mit bestens qualifizierten Yogalehrern üben, anschauen, mitmachen und meistens hat man dann eh einen Favoriten und kann damit weitermachen.
Was ganz wichtig ist: man nimmt viel mit nach Hause. Bei einzelnen Übungen kann man sagen: Okay, das mach ich jetzt jeden Morgen. Das hat mir Spaß gemacht und es hat einen wohltuenden Effekt.
Wie kam es zu den Yogatagen – woraus hat sich die Idee entwickelt?
2013 habe ich beim Tourismusverband Gastein im Zusammenhang mit einem Skiaufenthalt das Thema Yoga erwähnt. Diese Thematik war hier praktisch unbekannt. Was bedeutet Yoga, was macht man damit?
Wir haben dann bei den Basics begonnen und ich habe versucht, zu erklären, dass Yoga etwas ganz Einfaches ist. Es ist Atmen, es ist Bewegen, es ist Entspannen und ich glaube, dass man das gerade hier im Gasteinertal sehr gut verbinden kann mit den Dingen, die vorhanden sind. Sie haben hier die Berge, die klare Luft, die Flüsse, die Therapiemöglichkeiten.
Daraufhin wurde ein Konzept entwickelt und 2014 war es im Mai zum ersten Mal so weit. Ende Mai, ein guter Zeitpunkt. Es ist Vorsaison, belebt die Hotellerie und spricht neue Zielgruppen an. Also haben wir gesagt, wir machen das. Heuer haben wir die dritten Yogatage. 2016 ist das Thema bekannt. Es wird in der Hotellerie gelebt, von ihr und vom Tourismusverband getragen als eigene Angebotsgruppe. Wir haben schon Stammpublikum, das schon dreimal dabei ist und viele neue Besucher.
Die Yogatage haben immer ein Motto und werden in diesem Jahr zum ersten Mal auch im Herbst stattfinden. Im Mai heißt es „Atme die Berge“. Im Herbst ist das Motto „Quelle der Inspiration“. Die Idee hinter „Atme die Berge“ ist das Herausgehen in die Natur. Es ist Mai, alles bricht auf, der Frühling in den Bergen beginnt. Und im Oktober finden die Yogatage am Ende des Monats statt. Es ist Herbst 21. – 30 Oktober und Richtung November wird es langsam grau und nebelig. Wir gehen dann nach innen und suchen die Quelle unserer Inspiration. Das ist die Grundidee.
Das Motto gefällt mir – Gibt es Faktoren, die zu bedenken sind, wie gesundheitliche Voraussetzungen oder zeitliche Möglichkeiten?
Ob man Yoga machen soll oder nicht, dafür gibt es Grundregeln. Wenn ich einen Bandscheibenvorfall hatte, dann sollte man das mit dem Arzt absprechen. Es gibt sehr gute therapeutische Yogalehrer. Es gibt Ärzte, die gleichzeitig Yogalehrer sind. Es gibt sehr gute Physiotherapeuten, die Yogalehrer sind und wichtig ist, dass man sich mit Ihnen abspricht. Infomieren Sie die Yogalehrerin bzw. den Yogalehrer, dass sie dieses Handicap haben und dass sie vielleicht manche Übungen nicht machen. Das ist in der Regel kein Problem.
Das zweite ist die Tageszeit: Im Yoga heißt es grundsätzlich, man soll vorher nicht viel essen, weil das logischerweise den Bewegungsablauf einschränkt, aber auch die Atemübungen. Es gibt Atemübungen, die wirken entgiftend, haben mit Anhalten und mit Bauchbewegungen zu tun und da kann einem auch schlecht werden. Ich glaube, es ist je nach Naturell unterschiedlich. Die einen sagen: ich mache es lieber in der Früh. Da bin ich kraftvoll und kann danach ins Büro gehen und andere sagen: ich praktiziere es lieber am Abend , weil ich den Tag ausklingen lassen will, alles loslassen. Diese unterschiedlichen Typen gibt es. Das ist normal.
Was würdest Du einem Laien wie mir für den Einstieg ins Yoga empfehlen?
Außer der Organisatorin der Gasteiner Yogatage, bin ich die Herausgeberin des Yogaguide.at. Das ist ein Onlineformat und einmal im Jahr gibt es eine Printausgabe. Das Ziel dieses Guides ist es, zu zeigen, wo man Yoga machen kann. Also die Adressen weiterzugeben, aber auch die Informationen: welche Yogastile gibt es und so weiter.
Da sind wir dann genau bei dem entscheidenden Punkt: Wenn ich mit Yoga beginne, habe ich keine Ahnung, welchen Stil es gibt. Wir stellen sie zwar von A-Z vor. Das Ziel dieser Yogatage in Gastein ist es jedoch, die eigene Hemmschwelle zu überwinden und zu sagen: okay – das spricht mich an, das schaue ich mir jetzt mal an.
Die Vorgehensweise hier ist dann so: Geh vielleicht vorher zu der Yogalehrerein, bzw. sie fragt sowieso, wer neu ist und kann dann besser darauf eingehen. Man muss sich vielleicht einmal mit der Matte vertraut machen. Man kann möglicherweise alternativ auf einem Sessel sitzen, weil man nicht auf dem Boden liegen möchte.
Und dann muss man schauen, wie es mit einer Atemübung aussieht. Will ich mich gleich bewegen, wie kann ich mich entspannen? – Jede Yogastunde ist so aufgebaut, dass ich in die Stunde reinkomme, ankomme, vielleicht erst einmal ein wenig atme und dann in die Bewegung gehe. Dabei kann es in einer Powerstunde passieren, dass ich mich viel bewege und dabei schwitze.
Das Ende der Stunde wird meistens so sein: ich werde mich wieder entspannen, ich lasse wieder los, habe etwas für meinen Körper getan, für meinen Atem und dann gehe ich aus der Stunde hinaus und kann sagen: Das war jetzt gut. Das hat mir gefallen.
Es kann auch passieren, dass es mir nicht gefallen hat. Die Yogalehrerin hat möglicherweise zu laut gesprochen oder irgendwas anderes gefiel mir nicht. Das gibts auch.
Zu 99% geht man wohl aus der Stunde heraus und sagt: Das war jetzt gut. Ich hab das Gefühl, ich habe etwas für mich getan auf allen Ebenen. Im Körperbereich, im geistigen Bereich und auch im Atembereich. Ich bin mir bewusst geworden, dass ich zu schnell atme. usw. Das kann Yoga.
Ist Yoga immer Bewegung oder gibt es auch Yoga im Stillstand?
Du meinst ein Yoga, bei dem man sich wenig bewegt? Ich bin keine yogaphilosophisch ausgebildete Expertin. Ich weiß, dass es Yoga gibt, wo man nur sitzt. Ich glaube, dass die Bewegung dazu aus der Geschichte kam.
Dazu muss man wissen: Was ist Yoga überhaupt? Aus dem Wortstamm aus dem Sanskrit übersetzt, ist Yoga ein Weg. Das kann für jeden ein komplett anderer Weg sein. Das zweite ist: Yoga ist etwas Verbindendes. Der Wortstamm enthält das Wort Joch – anbinden. Das ist die Definition. Da möchte ich nicht in die Tiefe gehen: ich bleibe beim Verbinden. Ich verbinde mein westliches Leben, meine Einstellung, meine Ernährungsgewohnheiten, meine Bewegungsgewohnheiten mit dem, was ich jetzt vielleicht neues dazu lerne. Ist es für mich annehmbar? Will ich das? Will ich gehen? Will ich Yoga im sitzen machen, will ich ein sportives Yoga machen? – Es vollkommen egal! Im Prinzip bedeutet Yoga: ich verbinde mich mit den Dingen die mir gut tun und dann ist es komplett weg von einer Philosphie, von einem Muss.
Yoga und Ernährung – Besonders in den Bergen lockt die gute Küche. Passt das für einen Yogi zusammen oder muss man asketisch leben?
Was ich aus eigener Erfahrung weiß, ist dies: ich mach seit 2002 selber Yoga, bin aber keine Yogalehrerin und seit 2007 praktiziere ich es regelmäßig. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass das Essensverhalten sich automatisch ändert. Ich kann nicht begründen warum, aber man hat einen anderen Hunger. Man weiß, bzw. ich selbst hab dann gewusst, was mir gut tut. Ich habe zum Beispiel Fleisch sukzessive reduziert, obwohl ich keine Vegetarierin bin. Ich habe keinen Appetit auf ein Steak. Ich habe manchmal Lust auf ein Schnitzel, ich bin schließlich Österreicherin. Ich mag also Schnitzel und ich ess auch manchmal Schinken hier. Da weiß ich, der kommt hier aus dem Ort und der ist einfach gut. Der zergeht auf der Zunge. Das ist ok.
Die Essenszeiten verändern sich. Ich hab gemerkt, dass man später isst. Ich hab es reduziert und ich esse jetzt zum Mittag. Wir hatten einen Vortrag hier darüber von Daniela Wolf (Anm.: Ernährung, Kochen nach traditionellen Ayurvedatexten – danielawolff.com). Sie war in der Werbebranche unterwegs und sie ist dann zum Yoga gekommen. Ihr Mann ist Yogalehrer und sie war oft in Indien und hat dort Kochen neu gelernt. Das war für mich ein spannender Vortrag.
Meist wusste ich selber nicht, dass es so viele Ähnlichkeiten gibt: saisonal, regional, wann esse ich, wieviel esse ich – ganz simple Sachen, von denen wir intuitiv wissen, was uns gut tut.
Das Essen zu den Yogatagen wird klassisch angeboten, da die Hotels abends das Menü haben. Ich glaube über kurz oder lang sollte das jedoch eher gegen Mittag sein. Aber dafür braucht es Zeit, weil die Küchen anders ausgelegt sind.
Warum mittags essen? Wir haben ein sogenanntes Verdauuungsfeuer in unserem Körper, im Indischen heißt das Agni und geht auch nach dem Rhythmus. Zwölf Uhr mittags scheint die Sonne am höchsten, die Nahrung ist von der Sonne am meisten bestrahlt und man spricht dann von farm to table, was so viel heißt wie „Was in der Region ist, sollte so früh wie möglich am Tisch sein , sollte gekocht werden und innerhalb von zwanzig Minuten gegessen werden.“ Das wäre der Idealfall. Logischerweise geht das nicht immer, aber das hat die volle Nahrkraft für unseren Körper. Für mich ist das so logisch und deshalb esse ich anders, vielleicht auch weniger, weil ich satt werde von einem hundertprozentigem nahrhaften Lebensmittel. Das hat einen anderen Nährwert als ein konventionelles Lebensmittel.
Verrätst Du uns am Ende noch Deinen persönlichen Lieblingsplatz hier im Gasteinertal?
Ich hab hier im Gasteinertal mehrere Lieblingsplätze, aber ich sag vielleicht mal ein, zwei. Ein Platz ist auf jeden Fall in Bad Gastein beim Wasserfall. Man kann unten hingehen, wo der Wasserfall aufkommt oder oben stehen auf der Brücke. Aber dort wo er aufkommt, finde ich, ist es besonders spannend, weil sich da die Elemente zeigen. Man hat den Sprühnebel vom Wasser und die heiße Quelle aus dem Berg. Es kommt das kalte Wasser von oben, die Dinge verbinden sich. Das ist am Abend besonders schön, weil man dann den Dampf sieht. Das Gestein ist sehr toll ausgewaschen und ich behaupte, wenn man es am Abend anschaut, dann sieht man da auch Wesen – das klingt jetzt bissl esoterisch, aber man braucht ja nur an Märchen denken – man kann einfach viel Fantasie haben und das Wasser läuft immer, es rinnt und rinnt.
Der zweite Platz: In Bad Hofgastein im Bereich der Ahnenkapelle. Das ist eine sehr, sehr alte Holzkapelle. Von der Kirche kann man raufschauen, es ist direkt an der Anhöhe. Dort beginnen die Wiesen und Matten. Es ist schon ein wenig Almenbereich, aber es gibt auch noch ein Gasthaus daneben. Sich dort einfach nur hinzusetzen und die Sonne wirken zu lassen oder vielleicht auch mal die Matte auszurollen und die Augen zu schließen und nur auf die Vogerl zu hören. Das ist ganz toll.
Der dritte Platz ist im Angertal. Das ist ein kleines Tal zwischen Stubnerkogel und Schlossalm. Da kann man direkt mit dem Auto hinfahren bis zur Talstation, geht dann zu Fuß über eine kleine Brücke und ist im nu mitten im Wald. Man geht hier einen Bach entlang bis nach hinten und es ist Natur pur. Ruhe. Stille.
Man kann diesen Weg auch im Winter machen. Es gibt dort eine Langlaufloipe und man kann einfach runterkommen. Im Winter ist es eher gehen, eher Bewegung, statt innehalten. Ich nehme dort meistens keine Yogamatte mit. Es ist eine Art Geh-Meditation.
Danke Elfi für das interessante Gespräch. Für die Yogatage im Herbst viel Erfolg!
Termin Herbst-Yogatage Gastein: 21.-30. Oktober 2016
Kontakt Elfi S. Mayr
Yogaguide – Print und Online-Magazin
yogaguide.at ist ein Verlagsprodukt der M&B PR, Marketing, Produktionen GmbH
Töpfelgasse 8
A-1140 Wien
Tel.: +43 / 1 / 917 51 18 – 0
Das Gasteinertal hat mich eingeladen zu den Yogatagen. Danke.
Ist es egal in welchem Hotel man schläft?
Hallo Sandra – es gibt einige Hotels, die sich direkt mit einem Programm beteiligen. Du kannst aber auch in einem anderen Haus schlafen und an dem öffentlichen Angebot teilnehmen und bei den einzelnen Kursen in den Hotels direkt anfragen.
Liebe Grüße,
Charis
Hallo Caris,
ich habe mir das interview durchgelesen. Also hattest du selbst auch keine Erfahrungen mit Yoga davor schon gemacht?
Viele Grüße Gerlinde
Liebe Gerlinde,
nein, hatte ich fast nicht. Etwas gelesen, etwas gehört und ein, zwei Mal ein paar kurze Übungen.
Mehr nicht.
Liebe Grüße,
Charis