Echte Handarbeit in einer kleinen Manufaktur ist eine Faszination, der man sich nur schwer entziehen kann. Dieser Prozess, wenn etwas entsteht, wenn man auswählt, vergleicht und sich festlegt, wenn es beginnt, nach den Materialien zu riechen, wenn eifrige Hände verändern und bewegen: Das ist ein ganz besonderer Prozess! Ich liebe ihn sehr. Der schönste Moment ist für mich das fertige Produkt.
So ging es mir unlängst in einer kleinen Ledermanufaktur am südlichen Alpenrand. Ich war zunächst hunderte von Kilometern gefahren. Es war mein erster Besuch dort und es galt, Unmengen an Möglichkeiten und Material zu sichten. Die kleine Manufaktur erinnert nicht an eine Fabrik, aber umso mehr an ein riesiges Kuriositätenkabinett. Also genau die richtige Atmosphäre für mich. Inspiration ohne Ende und die Alpen drum herum. Die Entscheidung fiel mir trotzdem schwer und ohne genaue Planung gibt es keine guten Produkte. So reisten wir kurze Zeit später ein zweites Mal an. Diesmal mit klaren Vorstellungen und präzisen Vorgaben. Was daraus entstand sieht man hier: der Ledergürtel „Riemer“.
Der Gürtel wurde nach meinen Vorgaben aus dem Leder von Wasserbüffeln aus der Toskana angefertigt. Diese Tiere werden zur Produktion der wertvollen Büffelmilch gehalten. Aus der Milch wird der schmackhafte Büffelmozarella hergestellt.
Die eigenwillige Schnalle in Form einer Schraube hat eine angenehme Patina. Das Leder ist dick, robust und weitestgehend unbehandelt. Es wartet darauf, getragen zu werden und in Würde zu altern. So wie man es von einem ordentlichen Ledergürtel erwartet.
Und weil ich direkt vor Ort war, zeige ich in Folge hier den Ablauf der Produktion für all jene, die das interessiert:
Aus einem riesigen Lederlager suchte ich das passende Material und die gewünschte Farbe aus. Gar nicht so leicht, sich aus der Fülle der Möglichkeiten zu entscheiden.
Bei der Schnalle fiel es sehr viel leichter. Sie gefiel mir sofort und passte zu meinen Vorstellungen. Von der Aussage etwas derb, dafür aber eigenwillig und ausgefallen. Nur die Breite des Riemens musste überlegt werden. Ein alter Gurt leistete mir gute Dienste dabei.
Aus einer großen Menge Stanzen suchten wir die passende für den Gürtel heraus.
Gürtel für Gürtel wurde nun aus dem riesigen Büffelfell gestanzt. Mit einer Presse geht das vergleichsweise leicht, trotzdem muss man auf Unregelmäßigkeiten in der Lederhaut und einen sinnvollen Materialverbrauch achten. Von nun an ist handwerkliches Geschick und Achtsamkeit gefragt!
Jeder Riemen hat an den Seiten relativ scharfe Kanten, die nicht angenehm in der Hand liegen würden. Aus diesem Grunde schleift man sie im nächsten Schritt leicht ab.
Nun sind die Seiten zwar abgerundet, sehen aber vergleichsweise hell aus, weil das Leder nicht durch und durch dunkel ist. Nächster Schritt: die Kanten des Riemens werden geschwärzt.
Nun ist der Gürtel so gut wie fertig.
Im letzten Schritt wird die Positionierung der Schnalle angezeichnet, dieselbe eingezogen und mit zwei kleinen Metallnieten befestigt.
Wie die Gürtel altern, wie sie sich bewähren und wohin sie uns begleiten, entscheidet die Zukunft. Für mich war wichtig, dass das erste Produkt von wohlgeraten Schritt für Schritt gemacht wird. Dass es aus einem Naturmaterial hergestellt wird und in einer kleinen Manufaktur. So wie das unserer Philosophie entspricht. Wenn dadurch kleine individuelle Betriebe wie diese erhalten werden und altes Handwerk seinen Platz behält, ist das erreicht, was wohlgeraten sich wünscht.
Charis
Ich hatte den Gürtel schon in der Hand : Herrliches Leder, sehr stabile Schnalle,die trotz der ungewohnten Form ohne scharfe Kanten und gut anzufassen ist –an dem Gürtel kann man aus der tiefsten Gletscherspalte herausgezogen werden !!! (oder falls jemand mal abends vom Barhocker fällt….)