Zum Sommer in den Bergen gehören Besuche bewirtschafteter Almen und Hütten. Diese Bergtouren können schweißtreibend sein. Aber sie müssen es nicht: Wenn man es nämlich geschickt aussucht, dann kann es selbst im Hochgebirge ein gemütlicher Tag werden. Eine Wanderung, die diesem Anspruch gerecht wird und trotzdem den Eindruck einer richtigen Gebirgswanderung vermittelt, habe ich in Neustift im Tiroler Stubaital gemacht. Die Wanderung zur Karalm über die Elferhütte ist eine überschaubare Tagestour. Trittfestigkeit ist erforderlich, aber ansonsten ist der Anspruch eher gering.
Fakten
Zeit: 5-6 Stunden Zeit sollten eingeplant werden, um in Ruhe einkehren zu können und an einzelnen Stellen einen Stopp einzulegen, um die Aussicht zu genießen.
Schwierigkeitsgrat: mittel, Trittfestigkeit erforderlich
Stationen: Elferlifte Neustift – Elferhütte – Panoramaweg – Naturschauplatz Gratzengrübl – Karalm – Neustift (Rückweg mit dem Shuttle von der Karalm)
Mit der Gondel auf den Elfer
Der Sommertag scheint wie gemacht für einen schönen Aufstieg, aber durch die weite Anreise und andere Befindlichkeiten soll es diesmal eine bequeme Tour sein. Den Wilde Wasser Weg im Stubai bin ich schon gegangen, also entscheide ich mich für das näher gelegene Pinnistal, welches man von Neustift über den Hausberg Elfer erreicht.
Die Karte für den Elferlift überreicht mir die Wirtin schon an der Rezeption des Schönherrhauses und mit dazu gibt es die Stempelkarte für die schönsten Naturschauplätze des Stubaitales. Einer dieser acht ausgewiesenen Orte liegt am Elfer und an diesem wird die Tour heute vorbeiführen: das Elfer Gratzengrübl. Endgültiges Ziel wird die Karalm im hinteren Pinnistal sein und von dort bequem mit einem Shuttle zurück nach Neustift.
Der Sonne entgegen
Die Sonne lacht vom Himmel. Mit einem kleinen Tagesrucksack und Wasserflasche geht es unbeschwert zur Talstation. Die Gondeln fahren permanent und bei herrlicher Aussicht schweben wir bequem den Berg hinauf. Das erspart einen schweißtreibenden Aufstieg und wer sportlich etwas mehr leisten will, der kann selbstverständlich laufen…
Während die Gondel an Höhe gewinnt, wandern meine Gedanken in die Wintermonate zurück. Wie oft bin ich hier schon zum Rodeln hochgefahren. Die Rodelbahn vom Elfer gilt als eine der schönsten und längsten in Tirol.
An Schnee ist heute jedoch nicht zu denken. Von der Bergstation ( 1.790m) führt der Weg bergauf zur Elferhütte (2.080m). An der kurzen, steilen Etappe, die sich kurvenreich nach oben schlängelt, blühen leuchtend rote Almrosen und in der Ferne schaue ich immer wieder den zahlreichen Paragleitern zu, die sich hier oben von den Hängen allein oder als begleitete Tandemflieger in die Lüfte schwingen. Bis zur Elferhütte läuft man maximal 45 Minuten.
An der Hütte lohnt es sich, kurz Rast zu machen und einzukehren. Selbst wenn der Wirt möglicherweise etwas grantig wirkt, ist das Panorama der Stubaier Alpen hier oben so fantastisch und die Küche ist es eben auch. Während der Blick Richtung Ötztaler Alpen , Stubaier Gletscher und Richtung Innsbruck schweift, schmeckt der Leberkäse mit Ei doppelt gut. Schweigen und genießen: prima!
♦ Warum heißt der Elfer Elfer?
Der Elfer liegt im Tiroler Stubaital oberhalb des kleinen Ortes Neustift. Er ist der Hausberg des kleinen Ortes und wird von der 2.505 m hohen Elferspitze gekrönt. Im Sommer ist der Berg ein variantenreiches Wander- und Klettergebiet mit vielen schönen Almen. Auch Paraglider zieht es wegen der bevorzugten Lage scharenweise hier hinauf. Im Winter gibt es Skibetrieb, eine lange spannende Rodelbahn und ausgedehnte Winterwanderwege. Die komfortable Erreichbarkeit durch eine moderne Kabinenbahn macht den Berg zu allen Jahreszeiten bequem erreichbar.
Der Elfer ist jedoch außerdem ein astronomischer Zeitzeiger für die Neustifter. Jeden Tag steht die Sonne pünktlich um 11.00 Uhr über der Elferspitze. Diesem Phänomen hat der Berg seinen Namen zu verdanken.
Auf dem Panoramaweg
Oberhalb der Elferhütte führt ein kurzer Zustieg zum Panoramaweg. Nun liegt die Elferhütte mit ihren leuchtend roten Fensterläden unterhalb und der Weg führt weiter in das Pinnistal hinein. Unbedingt noch einmal herabschauen, denn hier hat man den besten Blick bis weit hinaus aus dem Stubaital!
Die Karalm ist das Tagesziel und muss bis 16.oo Uhr erreicht werden, da dann das Shuttle Wanderer gegen ein geringes Entgelt wieder mit nach Neustift nimmt. Aber keine Sorge: wer rechtzeitig losläuft und nicht ausschweifend bummelt, der kann das Shuttle kaum verpassen.
Naturschauplatz Gratzengrübl: Platz nehmen und staunen
Auf einfachen und schmalen Pfaden geht es gemütlich hinein in die Stubaier Bergwelt. Die Bergwiesen sind saftig und überall blühen Blumen. Graue Felsen stehen kantig vor dem azurblauen Himmel. Schon bald erreicht man den Naturschauplatz Gratzengrübl, an dem kleine Bänke aus Lärchenholz zum Verweilen einladen und einen wunderbaren Blick auf Elfertürme und die Kirchdachspitze freigeben.
Wer sich informieren mag, kann etwas über die Gesteinsarten dieser Region lernen und bevor ich weitergehe, nutze ich natürlich das geschickt angebrachte Werkzeug, um mir eine Markierung auf meine Naturschauplätzekarte einzustanzen.
Am Fuße des Habicht: die Karalm
Die Zeit vergeht im Flug und die Karalm muß pünktlich erreicht werden. Der Weg führt noch ein Stück weit hinein ins Tal, dann muss man absteigen: ein Stück Weg, auf dem es etwas holpriger wird.
Die Karalm ist schon von weitem gut zu sehen. Sie ist die am höchsten gelegene Alm im Pinnistal (1.777m) und wird von Juni bis Oktober bewirtschaftet. Dem Vieh bin ich weiter oben auf meiner Wanderung bereits begegnet. Hier auf der Karalm kann man einkehren oder weitere Wanderungen unternehmen. Viele Mountainbiker kommen mit ihren Rädern hier hinauf. Wer mag, wandert durch das Tal zurück bis ins Dorf.
Oberhalb des Hochplateaus, auf dem die Karalm liegt, thront der Habicht (3.277 m), einer der höchsten Gipfel der Stubaier Alpen und Teil der Seven Summits of Stubai. Lange Zeit galt der Habicht sogar als der höchste Gipfel Tirols, was sich jedoch später als Fehler herausstellte. Auch der Weg zur Innsbruckerhütte (2.369 m) führt durch dieses Tal.
Es ist Zeit, einen letzten Ausblick zu genießen. Das Shuttle ist pünktlich und fährt vollgestopft mit Wanderern zurück ins Tal. Ein schöner Tag geht zu Ende!
◊ Besser gut ausgerüstet! Das gehört in den Rucksack:
Ausreichend Wasser!
Sonnenschutz für die Haut und eine Kopfbedeckung
Regenjacke. In den Bergen kann das Wetter immer schnell umschlagen.
Übersichtskarte über das Wandergebiet (die Wege sind gut ausgeschildert, aber ganz ohne Karte sollte man niemals starten)
Bargeld für eine Rast auf der Hütte oder in der Alm
Vernünftige Wanderschuhe sind Pflicht. Wanderstöcke sind praktisch, wenn man mag.
Hallo,
ein wirklich schöner Bericht. WIr waren in diesem Sommer in Bayern. Dort hatten wir ein Zimmer in München. Von dort aus haben wir dann den bayrischen Wald bewandert. Es war wirklich schön. Im nächsten Jahr möchten wir nach Östereich oder in die Schweiz. Da haben wir uns noch nicht so ganz festgelegt. Mit diesem tollen Beitrag haben wir aber nun eine tolle Inspiration bekommen.
LG
Wunderschöne Landschaftsfotos und eingehende Beschreibung die Lust macht zu wandern!
Andreas
Was für schöne Bilder! Danke dafür, dass Sie diese schönen Ausblicke mit uns teilen (auch wenn wir die nur auf dem Bildschirm sehen können). Eines Tages werde ich meinen Traum verwirklichen und auch in den Bergen zu reisen! Haben Sie da gute Hotel-Empfehlungen?
LG Sophie
Danke und aber natürlich. Unter diesem Link findet man jede Menge Vorschläge für schöne Unterkünfte in den Bergen https://www.schoenstezeit.de/category/hotel_unterkunft_alpen/
Liebe Grüße,
Charis