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Der Nase nach! Auf Trüffelsuche in der Provence

cd24cd790beb4e61ab54893d74ba8dadMonteux. Provence. Behäbig tappt ein gemütlicher und sehr wohlgenährter Labrador auf uns zu. Sein Fell gleicht dem staubigen Rücken eines Esels nach der Feldarbeit. Er schaut wirklich lieb aus, aber DAS soll der Trüffelhund sein???

Im selben Moment entdecke ich einen freundlich blickenden Franzosen, der geschäftig hin und herläuft. Das ist Eric Jaumard. Er trifft die letzten Vorbereitungen für unsere Trüffelsuche und die anschließende Verkostung auf seinem Anwesen. Mitte März ist der späteste Termin für eine Suche des Wintertrüffels bei La Truffe du Ventoux und wir sind dabei! Wir verleben ein Genießerwochenende im traumhaften Hotel Crillon Le Brave und die Trüffeljagd ist ein Teil unseres Programms.

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Auf Trüffeljagd

Auf die Frage, wie es denn eigentlich war bei unserer Trüffeljagd, fällt mir zuerst der Vergleich mit den hiesigen Spargelbauern ein, denn eine Trüffelsuche spielt sich so ganz anders ab, als von mir zunächst vermutet.

Nach unserer Ankunft auf dem Hof (gegen 11.00Uhr) gibt es Kaffee oder wahlweise Glühwein zum aufwärmen (bei frühlingshaften 15°C :) ). Dann folgt ein ausführlicher und sehr informativer Vortrag über den Trüffel und seine Kultivierung im allgemeinen.

Ganz anders, als ich mir das laienhaft vorstellte, werden wir nämlich nicht durch einen Wald und über Stock und Stein wandern, sondern durch ein kultiviertes Feld mittelhoch gewachsener Eichenbäume stromern. Die Aufgabe des Hundes ist es dabei, mit der Schnauze auf dem Boden den schwarzen Diamanten zu erschnüffeln. Ausgegraben wird er mit einer kleinen, höchstens 30 cm großen Metallhacke. Aber alles der Reihe nach!

Die Haupttrüffelzeit in Monteux in der Provinz Vaucluse ist der Winter. Wenn die Temperaturen sinken – meist gegen Anfang November – beginnen die ersten Trüffel zu reifen. Sie verlangen nach kühlen Temperaturen. Ist der Winter noch zu mild, dann gibt es auch keine Trüffel. Wenn es zu trocken ist, auch nicht, wenn der Boden nicht stimmt oder der Landwirt keine Ahnung hat, welche Trüffel in seiner Region überhaupt wachsen, dann kann man es gleich ganz vergessen.

Im März, wenn es beginnt, wärmer zu werden, ist sehr schnell Schluss mit der Ernte. Bei unserem Besuch konnten wir das feststellen. Dennoch wurden wir fündig und der größte Trüffel, ein Prachtstück von 180g, hätte mir bereits völlig gereicht. Man muss es ja nun wirklich nicht übertreiben…

Kommt man jedoch mitten in der Saison hierher, dann kann man sich dem Zauber mit Sicherheit überhaupt nicht entziehen. Denn selbst jetzt am Ende der Saison, riecht es in den Räumen unglaublich gut und der Duft wirkt wie ein Aphrodisiakum der Haute Cuisine.

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Die Gläser kenn ich doch? …

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Differenzierung | La Truffe du Ventoux – Eine Konservenfabrik der Sonderklasse?

Um zu wissenm wonach wir suchen, hören wir zunächst, welche Arten von Trüffeln hier kuliviert werden. Eine Trüffelknolle ist, wenn man es plump formuliert, auf eine Baumerkrankung zurückzuführen. Es ist eine Art Pilz, der unter der Erde wächst und dessen Pilzgeflecht eine Symbiose mit den Wurzeln der Bäume eingeht. Dieser Prozess wird gezielt herbeigeführt und der schwarze Trüffel, auch Tuber melanosporum genannt, wächst an den winzigen Enden der Mykorrhiza (Pilzgeflecht) heran.

Die Plantagen werden angelegt, die Bäume im Wurzelbereich geimpft und der Boden entsprechend karg und trocken gehalten. An den Enden kleiner Verästelungen bilden sich dann die Trüffel, welche in den Sommermonaten keine dunkle Farbe annehmen. Im Winter jedoch wird der Trüffel schwarz und – das ist das Entscheidende – er beginnt zu duften. Ab diesem Moment ist es dem Hund möglich, den einige Zentimeter unter der Erdoberfläche liegenden Trüffel aufzuspüren, er schlägt an und der Trüffelbauer muss nun nur noch graben.

Die Größe der Knollen ist sehr verschieden: zwischen Haselnussgröße und geballter Männerfaust kann alles dabei sein. Der wenige Erdboden, den die Knolle nach dem Ausgraben noch umgibt, wird mit einer kleinen Bürste vorsichtg abgeschrubbt. Der Trüffel ist sofort verzehrbereit.

Einwandfreie 1A-Ware wird zu Grammpreisen auf den umliegenden Märkten oder direkt vor Ort verkauft. Angeschlagene Knollen finden Verwendung für hochwertige Olivenöle, Trüffelbuttergläschen und dergleichen.

Man findet heute nicht mehr so viel Ware wie früher. Während es 1880 noch eine ganze Tonne Trüffel war, die man zusammentrug, kommt man heute in der Region nur noch auf ca. 20.000 Kilogramm.

Tuber melanosporum ist ein Trüffel, der in der Zeit zwischen dem 1.November und 15.März geerntet werden darf. Er kommt in den südlichen Regionen Frankreichs und in Italien vor und ist häufiger zu finden als der noch deutlich teurere weiße Trüffel aus Alba (wobei hier viel Zauber um nur noch wenig gemacht wird) oder die Trüffel aus dem Perigord.

Zwischen Mai und September bietet Eric Jaumard mit seinem Team einen Sommertrüffel an, den Tuber aestivum. Dieser hat ein leicht nussiges Aroma und ist deutlich heller in der Färbung. Dennoch verbreitet auch er den typischen und unnachahmlichen Geruch, der die  Trüffeljagd zu einem mit vielen Sinnen erlebbaren Ereignis macht.

Eric und die Hunde

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Mit der Hacke auf den Trüffelacker

Nun geht es endlich los! Mit einer kleinen Tasche über der Schulter und einer handlichen Hacke machen wir uns mit Hund auf den Weg. Vorbei an einigen Weinreben, die für den passenden Schluck danach sorgen, sind wir schon schnell zwischen den Eichenbäumen. Der Hund schlägt nach wenigen Metern an und wir können den ersten kleinen Trüffel aus der Erde holen.

Dieses Prozedere wiederholt sich in kurzen Zeitabständen und so haben wir nach einer guten halben Stunde die Tasche voll. Die Bilder sprechen eine eigene Sprache. Am besten ist man selbst einmal dabei!

Eric berichtet noch von den Tücken des Geschäftes und zeigt uns den natürlichen Feind des Trüffels, einen kleinen Käfer. Gespritzt wird auf einer Trüffelplantage natürlich nicht und so ist es unvermeidbar, dass sich immer wieder auch kleine Schädlinge ansiedeln und Löcher in die begehrten Knollen fressen. Später werde ich dem Käfer aufgespießt in einem Schaukasten auf dem Antiquitätenmarkt von Isla sur la Sorgue wieder begegnen. Nun aber geht es erst einmal zurück zum Hof.

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Getrüffelte Köstlichkeiten und Kaminfeuer

Was wäre eine Trüffeljagd ohne ein abschließendes gemeinsames Essen? Eric hat vorgesorgt und in seinem typisch französischen Landhaus den Kamin entzünden und die Tische decken lassen. Bei einem guten Chardonnay genießen wir zunächst den Trüffel mit einer Spur Mehrsalz auf Baguette. Dann folgt ein Kürbissüppchen mit gehobelten Trüffelspänen.

Ein Rührei mit zerkrümeltem Trüffel nebst Schinkenbaguette und ein Stück getrüffelter Brie nebst Salat bilden den Hauptgang.

Eigentlich kann nun schon keiner mehr atmen. Als die Créme Brulée mit Trüffel-Topping kommt, greifen jedoch alle sofort noch einmal zum Löffel.

Bienvenue trueffelbrot

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schinkenbrot ei trueffel trueffelbrie provence

creme brulee

Gegen 15.00 Uhr verlassen wir das Trüffelgut. Eric Jaumard ist ein charmanter und vielseitiger Gastgeber! Es hat viel Freude gemachtm seinen Erklärungen zu lauschen.


Info

La Truffe du Ventoux
634 chemin du Traversier
FR 84170 MONTEUX
Telefon +33 (0)4 90 66 82 21

contact@truffes-ventoux.com

Wir haben die Trüffeljagd in Zusammenhang mit einem Trüffelwochenende im Hotel Crillon Le Brave unternommen.  Der Ausflug ist begleitet und Direktor und Mitarbeiter von Crillon le Brave beantworten zusätzlich die eine oder andere Frage, sodass es ein sehr munteres Plaudern zwischen Franzosen und Gästen aus GB, Asien, Dtld und den NL gab. Sehr unterhaltsam!

Die Wochenenden werden in englischer oder französischer Sprache angeboten.

Es ist alternativ möglich, ein Zimmer auf dem Hof von Eric Jaumard zu mieten. Die Anlage mit Pool trägt südfranzösischen Charakter und wirkt außerordentlich gepflegt. Die Küche ist fantastisch.

am kamin la truffe du ventoux

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Charis

4 Kommentare zu “Der Nase nach! Auf Trüffelsuche in der Provence

  1. Da bleibt eigentlich mur ein Wunsch offen: Mit dabei zu sein! Danke für den gut geschriebenen und farbigen Bericht.!
    Andreas

  2. Beatrice von Reisezeilen

    Sehr schöner, anschaulicher Artikel, der sofort Lust macht, sich selbst auf Trüffeltour zu begeben. Und das Essen am Schluss ist natürlich der Knaller! ;) Herzlichen Dank!

    • Gern liebe Beatrice. Ich freue mich über Deine Nachricht. Übrigens darfst Du gern beim Kommentieren auf Dein eigenes schönes Reiseblog verlinken. Das ist gar kein Problem. Ich hab es mal nachgeholt für Dich! Ganz liebe Grüße,
      Charis

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