Landeck. Tirol. 2003 – auf dem Weg von Zürich in Stubaital, machte ich Pause an einer Raststätte in der Nähe von Landeck/Tirol. Drinnen eine schön im Tiroler Stil eingerichtete Ladentheke : es gab Speck aus Tirol, Käse und allerlei Spezialitäten. Und ich entdeckte kleine Tafeln Schokolade aus der Milch des Tiroler Grauviehs. Minuten später hielt meine erste Tiroler Edle in den Händen. Ein unvergeßlicher Genuss!
Jahre später, mit dem Entstehen von wohlgeraten war klar: diese Schokoladen müssen in meinen Onlineshop. Gesagt, getan und als wir im April dieses Jahres durch Tirol zu Lieferanten reisten, stand ich das erste Mal vor der Konditorei Haag – mitten in Landeck, nahe eines schönen kleinen Platzes mit traumhafter Aussicht.
Drinnen im Café wurden wir freundlich empfangen. Der Blick nach draußen ist ein Traum.
Frau Haag begrüßte uns freundlich und holte Ihren Mann, der uns ebenso herzlich empfing und eine Führung durch sein Schokoladenreich anbot. Nichts lieber als das! Wir ließen also die köstlichen Konditoreiwaren links liegen und stiegen ein paar Stufen herab in Backstube und Schokoladenfabrikation. Hier in der Backstube entstehen die köstlichen Torten, die es oben im Café zu essen gibt.
Hans Jörg Haag berichtet, dass das Unternehmen in Landeck bereits Vorfahren hat. Die Großmutter bewirtschaftete eine Bäckerei auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Von ihr stammt auch das Ursprungsrezept für unser geliebtes Tiroler Alpenkaramell. Ein Brotaufstrich aus der Frischmilch vom Tiroler Grauvieh, Honig, Butter und natürlicher Vanille.
Im unteren Stockwerk der Konditorei befindet sich das Herz der Tiroler Edlen: in einem Pasteurisiergerät werden Schokoladengrundstoffe unter ständigem Umwälzen aufgelöst und laufen in ein großes Behältnis. Nicht wirklich leicht, hier die Finger wegzubehalten: zu gerne möchte man eintauchen und losschlecken :)
Aus dem Behältnis wird die flüssige Schokoladenmasse in vorbereitete Schokoladenformen aus Plastik geschöpft. Überflüssiges wird abgeklopft und abgestrichen. In den Formen trocknet die Schokolade dann ca. 3-4 Stunden, ehe sie nach Geschmacksrichtung gefüllt und mit Schokoladenboden geschlossen werden kann.
Besonders verblüffend fand ich die Antwort auf die Frage, wie dass denn gehen kann: z.B. Heidelbeeren aus dem heimischen Umfeld. Ich hielt diese Aussage für Beschmuh. Gebe ich zu! Hans Jörg Haag machte die Zweifel mit einem Handstreich zunichte: Fluggs kam er mit einer Schale gefriergetrockneter Beeren ums Eck. „Alle von umliegenden Dörfern. Die Leute pflücken und bringen mir die Beeren. Ich sammle diese hier und sende sie in eine Firma, die sie für uns gefriertrocknet.“ Tja und das Ergebnis hielt er mir in einer kleinen Tupperbüchse entgegen. Ich gebe zu: ich war echt verblüfft und: erfreut! So kann man nämlich viel besser verstehen, dass ein so handgemachtes Produkt seinen Preis rechtfertigt. Die mit Liebe gemachten Schokoladen haben einen besonderen Geschmack und wer einmal hier vor Ort war, weiß wirklich warum.
Die fertigen Schokoladen werden aus den Formen geklopft und dann mit Silberfolie verpackt in eine seit diesem Jahr neu gestaltete Pappummantelung gesteckt.
Zum Glück geht ab und an etwas kaputt. Die gelbe Schüssel in der Ecke mit den Bruchstücken war also unser kleines Paradies. Hier konnten wir schon einmal neue Sorten vorkosten, die es hoffentlich ab Herbst zu kaufen gibt. Denn die Tiroler Edle gibt es nicht im Sommer! Ausdrücklich, um die Qualität der Ware zu wahren und auch dies ist etwas, was die Konditorei Haag unterscheidet! Wir fanden das sehr wohlgeraten!
400 Liter Milch vom Tiroler Grauvieh hat Haag am Beginn seiner Produktion von den umliegenden Bauern bezogen. Mit 20.000 Litern Milch leistet er inzwischen einen enormen Beitrag zur Unterstützung der heimischen Landwirtschaft. Er bleibt in Tirol für Tirol, unterstützt Bauern und eine ortsnah gelegene Edeldestillerie, indem er sich für Produkte seines Landesteiles entscheidet, um selbst das Beste aus der Region herzustellen. Eine wirklich unterstützenswerte und großartige Geschäftsidee, für die man gewillt sein sollte, den etwas höheren Schokoladen-Preis zu zahlen. Denn die Tiroler Edle ist, was Schokolade ursprünglich war: keine Massenware, sondern ein ausgesprochenes Genussmittel.
Im Verkaufsraum von Tiroler Edle dann ein riesiges Display mit den diversen Sorten. Gerne möchten wir das Sortiment von wohlgeraten weiter ausweiten. Die Qualität des Produktes lässt keine lange Lagerung zu und so werden wir nach und nach Sorten hinzunehmen. Ötztaler Preiselbeere, Stanzer Zwetschge mit dem Edelbrand von Christoph Kössler gehören schon jetzt zu unserem festen Wintersortiment. Und auch eine zuckerfreie Sorte: die Purrissima.
Die Haags sind bescheiden geblieben. Im Kleinwagen braust der Schokoladenmeister vor uns die Berge hoch, um uns in die Feindestillerie Kössler im Schnapsbrennerdorf Stanz zu bringen. Eine Empfehlung die sich gelohnt hat!
Wer nach oder durch Landeck reist, sollte also unbedingt einen Abstecher vor Ort machen. Und wer es nicht bis Tirol schafft, bekommt die Tiroler Edle ab Herbst wieder bei uns. Wir freuen uns selbst schon darauf!
Danke auch an Therese Fiegl für das Bild vom Tiroler Grauvieh. Sie hat in Kooperation mit der Konitorei Haag das Konzept von Tiroler Edle entwickelt.
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