Bad Gastein. Ein provokantes Uhr-Ticken unterbricht die Stille in dem mit altmodischen Fliesen gekacheltem Raum. Retro-Kurbetrieb nennen sie es hier und irgendwie beschreibt es das was angeboten und gelebt wird auch sehr gut.
In einer in den Boden eingelassenen Sitzbadewanne mit Stufen nehme ich ein Thermalbad in dem mit Radon angereichertem Wasser der Gasteiner Heilquelle. Ein schwarzer Gummischlauch liegt neben dem Becken, seitliche Haltegriffe zum Aussteigen und auch die braunen Furnierholz-Türen mit den Messinggriffen, verströmen den Charme einer längst vergangenen Zeit. Auch die komisch tickende Uhr an der Wand.
Der Charme der guten alten Bäderkultur
Bin ich so alt, dass ich hier sitze? Braucht mein Körper schon deutlich mehr Pflege oder ist es etwas anderes? Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf. Mit dem sanften Eintauchen in das klare, grünlich schimmernde Wasser, dem leichten Plätschern und warm werden der Gliedmaßen lasse ich los und komme zur Ruhe. Am Ende schaffe ich ein leichtes Flooten. Dehne meinen Körper in dem ausladenen Becken in alle Richtungen. Dank der Stufen kann ich mich hineinstemmen und auf dem Bauch oder Rücken liegend chillen.
Das Becken erinnert an den Kurbetrieb, wie ich ihn mir in der Kindheit immer vorgestellt habe, nur dass ich hier nicht in Moor bade, sondern in radonhaltigem Wasser. (Dafür muss man wissen, dass ich direkt gegenüber einer Kuranlage aufgewachsen bin, in dem es vor allem Moorbäder gab.) Ich fühle mich nicht alt. Aber nach einer Wanderung durch den Nationalpark Hohe Tauern, einem Tag mit fröhlichen Gesprächen und viel Sonne tut das Bad gewaltig gut. Es erfrischt mich, hilft mir loszulassen. Die Möglichkeit, etwas nur für mich zu tun, tut mir gut. Ruhe finden und entspannen – das schenke ich mir zuhause nur sehr selten.
Eintauchen, glücklich sein – alles ganz einfach
Das Prozedere beim Radon-Thermalbad ist einfach und braucht kein Vorwissen, sondern einfach nur Zeit. Das Wasser wird in das Becken eingelassen. Ich muss nichts tun. Für mich alles vorbereitet, inklusive bereitgelegtem Handtuch und der entzündeten Kerzen neben dem Becken. Der Einstieg muss zügig vonstatten gehen, denn das Radon verflüchtigt sich schnell. Die Wassertemperatur ist wie bei einem Vollbad, warm und angenehm.
Man legt den Bademantel ab und steigt über die Stufen in das in den Boden eingelassene Becken ein. Ob ich mich treiben lasse, sitze, die Haare unter Wasser lasse, mich strecke oder zusammenkauere – es liegt allein an mir. Regeln gibt es nicht. Kerzen flackern in kleinen Gläsern und vermitteln Wärme. Nach zwanzig Minuten klingelt der riesige Wecker vor der Türe. Nun heißt es sich zügig abtrocknen.
Die Spa-Mitarbeiterin des Miramonte schaut kurz, ob mir alles gut bekommen ist. Dann kann ich entscheiden, wo ich entspannen will, denn nach dem Bad soll man noch ruhen. Auch duschen darf man noch nicht, denn das Bad entfaltet erst nun auf der Haut seine weitere Wirkung.
Ich entscheide mich für die wunderschöne Aussichtsterasse mit Blick auf die Gasteiner Bergwelt. Noch ist es hell genug. Mit einem Tee in der Hand kuschele ich mich in eine weiche blaue Decke, genieße die Aussicht und Ruhe.
Herrlich!
Noch eine halbe Stunde und dann wechsle ich in mein Zimmer. Jetzt noch kurz ausruhen und dann schön machen für das Abendessen. So eine Bade-Kur in Bad Gastein – ich könnte mir das vorstellen!
♥ Das Wasser der Thermalquelle Bad Gastein wirkt regenerierend, entzündungshemmend, vitalisierend, schmerzstillend für Gelenke und Muskeln, zellerneuernd und entschlackend.
Das Hotel Miramonte in Bad Gastein, in dem ich übernachtet habe, verfügt über einen direkten Zugang zu den Quellen. Ein Bad von zwanzig Minuten kostet 23 €. Danach sollte genug Zeit zum ruhen eingeplant werden!
Ins Gasteinertal war ich anlässlich der Yogatage Gastein eingeladen.
Sehr schön, und ein interessantes Thema. Radon hilft bei schmerzenden Krankheiten, und gleichzeitig ist es giftig. Wie nah Gutes und Böses doch manchmal beieinander liegt.
Wir waren im vergangenen Jahr im Gasteinertal, allerdings nur zum wandern.
Meine Frau hätte sich sicher über so ein Bad sehr gefreut.
Schönes Blog. Gefällt mir.
Gefällt mir sehr gut. schön geschrieben Charis!