„Selbergmocht statt hausgemacht“ lautet das Motto der Südtiroler Köchin Janett Platino, die mit ihrer Familie das nahe Partschins gelegene Restaurant „Onkel Taa“ nebst umfangreichem → Museum zur Geschichte der K.u.K. Monarchie betreibt. In dieser Vielfalt übrigens die größte Sammlung außerhalb von Österreich.
Ich habe die Familie mehrfach besucht und möchte heute zu einem Spaziergang zwischen Restaurant und Garten einladen. Einen noch aktuelleren und umfangreicheren Artikel findet Ihr unter diesem Link:
Unser Besuch beginnt im Restaurant. An einem der fein eingedeckten Tische in der Gaststube nehmen wir Platz und werden von Janett und ihrer Mutter Marianne freundlich begrüßt. Das Restaurant wird von drei Generationen betrieben. Während sich Karl, der Vater alias „Onkel Taa“ inzwischen ausschließlich um Museum und den umliegenden Wundergarten kümmert, haben die drei Damen des Hauses das Ruder in der Hand. In der Küche sorgen Janett und ihre Tochter Juliane für das leibliche Wohl. Mama „Marianndl“ übernimmt den Service. Alle übrigen Aufgaben (und davon gibt es reichlich) teilt sich das Trio, denn bis auf Montag und wenige Wochen im Jahr ist der kleine Familienbetrieb eigentlich immer geöffnet.
Von Liebstöckl bis Fliederblüten – Was Janett Platinos Garten hergibt
Nach dem in Südtirol obligatorischen Aperetivo verabschiedet sich die Köchin in die Küche.
„Jetzt koch ich euch erst einmal was!“
Wir werden von einer Geschmacksexplosion in die nächste katapultiert. Bei einem guten Glas Südtiroler Weißburgunder genießen wir folgende Gänge:
• Onkel Taas Kartoffelscheiben vom Grill – Hauchdünne Kartoffelscheiben in hell und violett werden mit Rosmarin im Ofen gebacken. Ein perfekter Starter, der den ersten Hunger nimmt.
• In Blüten gerollte Butter, frisch gebackenes Brot und ein leichter Kräuterquark
• Gebackene Zucchini-Blüten an einer leichten Tomatensauce, garniert mit Tagetes- und Basilikumblüten
• Sommerlicher Wildkräutersalat – Das ist der Knaller! Diverse Blättchen und Blüten von Zitronenmelisse, Dill, Malvenblättern, Kamillenblüten, Löwenmaul, Koriander, Liebstöckl, Kapuzinerkresse Blüten und Blätter und vielem mehr… Diesen Salat muss man unbedingt probieren!
• Brennnessel-Schlutzer – Schlutzkrapfen mit Füllung und Brennnesselsamen bestreut, garniert mit Kapuzinerkresseblüten – intensiv und aromatisch im Geschmack
• Dreilei Eis: Taubnessel, Flieder und Löwenzahn, dazu ein Schokotörtchen, Vanille- und Schokoladeneis – Himmlisch! ♥ ♥ ♥
Die Bilder sprechen für sich. Den Geschmack muss man auf der Zunge spüren. – Und vor allem sehen. Da die Kräuter und Blüten aus dem Garten des Hauses kommen, ist gerade im Frühling und Sommer eine solche Vielfalt vorhanden, dass jeder Gang sowohl geschmacklich, als auch optisch ein Genuss ist.
♥ Wer zuhause unsicher ist, was essbar ist: Bei Janett bekommt Ihr Inspiration und könnt Euch so leichter auf neue und bisher unbekannte Geschmacksnuancen einlassen.
Selbstgemacht statt hausgemacht
Satt und glücklich steht nun ein Gang durch die „heiligen Hallen“ des Hauses an. Schon am Eingang der Küche werden wir von bunten Blüten und üppigen Kräutersträußchen empfangen. Sie sind das Ein und Alles von Janett und werden jeden Tag frisch geschnitten. Was nicht am selben Tag verwendet wird, wird behutsam getrocknet und für den Winter konserviert. Aufbewahrt in sorgsam beschrifteten Gläsern, schmückt es die Wand, die das Herzstück des Hauses ausmacht: das riesige Kräuterregal.
Wer einmal davor gestanden hat, die Farben und Vielfalt der getrockneten und konservierten Zutaten bestaunt, der ahnt, wieviel Hingabe und Fleiß in diesen Gläsern steckt. Apotheker und Profiköche erfüllt es mit Neid und es macht deutlich, dass die Natur weit mehr essbare Schätze bereithält, als vielen von uns bewusst ist.
„Selbergmocht statt hausgemacht“ – vielleicht klingt das ein wenig störrisch. Als wäre da jemand, der glaubt, alles eine Spur besser zu machen als andere. Aber das wird der Sache nicht gerecht. Denn „selber gemacht“ bedeutet bei Janett Platino eben wirklich selbstgemacht: mühsam gepflanzt, gehegt, geerntet oder gesammelt und dann in vielen weiteren Schritten mühsam verarbeitet. In einem Haus, so erklärt sie es selbst, wird’s schließlich alles gemacht. Doch woher die Zutaten kommen? Wer prüft’s schon genau?
Mein Blick fällt auf einen großen Ballon mit einer dunklen Flüssigkeit. Nussler steht drauf und ich erfahre, dass er genau jetzt, im Juni frisch angesetzt werden muss. Die Neugier treibt mich an und nachdem Janett mir das Rezept für den Nusslikör in groben Zügen verraten hat, geht es raus in den Garten.
Ein Garten wie im Paradies
In Beeten, die geradezu zu explodieren scheinen vor lauter frischem Grün, finden sich all die Kräuter, Blättchen und Blüten wieder, die wir auf dem Teller hatten. Janett steht stolz dazwischen und hat zu jeder Pflanze etwas zu erzählen. Kleine Schmetterlinge fliegen vorbei, beginnen sich auf ihrer Hand zu paaren. Verwunderlich ist das gar nicht.
Wir verlassen diesen romantischen und gleichzeitig verwunschenen Ort. Das „Onkel Taa“ in Bad Egart ist und bleibt einer unserer Lieblingsplätze in Südtirol.
Restaurant Onkel Taa – K.u.K. Museum Bad Egart
39020 Töll/Partschins (BZ)
Bahnhofstr. 17
0473 967 342
www.onkeltaa.com
Öffnungszeiten Restaurant: 12-15 + 18.30-23 Uhr
Küche: 12-14.30 + 18.30-21 Uhr
Sonntagabend und Montag geschlossen
♥ Selber Lust auf „selbstgemacht“?
Hier findest Du verschiedene Rezepte mit Kräutern, die man leicht nachmachen kann.
Beeindruckend, was diese Frau auf die Beine stellt. Ich habe selber einen kleinen Garten, aber diese Vielfalt bekomme ich nicht hin.
Das ist wirklich beeindruckend. Ganz gewiss.
Danke für die tollen Artikel und Anregungen auf deinem Blog. Darauf gestossen bin ich über die FB Seite von Janett Platino, in deren Restaurant ich schon öfters war. In Zeiten wie diesen ist es umso schöner, so tolle Beschreibungen einiger meiner Lieblingsziele zu lesen.
Herzliche Grüße aus Wagrain und dem
Salzburger Land
Rosi Seidl