Wallack bei der Schneeräumung am Großglockner

Schneeräumung an der Großglockner Hochalpenstraße – Durchstich 2013

80f680cfc52f4d9ba29728f2e832d310„Der Wallack-Rotationspflug feiert heuer seinen 60. Geburtstag!” sagt Patricia Lutz, PR Referentin der Großglockner Hochalpenstraße zwischen Kärnten und dem Salzburger Land. „Holla!” denke ich. Das Alter sieht man den Maschinen, die im Sommer leuchtend blau und blank an den Kehren und Parkplätzen der bekannten Alpenquerung stehen, wirklich nicht an.

Patricia Lutz hat mit der SalzburgerLand Tourismus GmbH meinen Ausflug zu Schneeräumung und Durchstich von Österreichs Traum-Panoramastrasse organisiert. Durch einen Artikel im SalzburgerLand Magazin habe ich davon erfahren und eher aus Spaß eine Bewerbung geschrieben. Nie habe ich damit gerechnet, dass aus dem Artikel ein Besuch bei diesem außergewöhnlichen Ereignis wird. Nur wenigen Personen ist es Jahr für Jahr gestattet der Schlüsselübergabe am Tag der Öffnung beizuwohnen. 

Großglockner Hochalpenstrasse – Eine Einladung zur Schneeräumung

Wallack im Einsatz - Großglockner Hochalpenstraße
Wallack im Einsatz – Großglockner Hochalpenstraße

Frühling im Tal, Schnee in den Bergen

Angereist mit der Bahn, verwöhnt im luxuriösen Tauern SPA Hotel, fahren wir früh am Morgen Richtung Fuscher Tal. Hier zeigt sich bereits der Frühling, während oben in den Bergen der Schnee noch deutlich sichtbar bleibt. Seit Mitte April räumen zwei Mannschaften Stück für Stück die Panoramastraße rund um den Großglockner. Ein Team arbeitet sich mühsam aus Kärnten empor, eins aus dem Salzburger Land. Am heutigen Vormittag werden beide aufeinander treffen. Der Chef der Schneeräumung übergibt die Strasse an den Chef der Hochalpenstraßen AG. Und dann dürfen bald auch wieder Privatpersonen die aussichtsreiche Passstraße überqueren.

So geht das schon seit 1936. – Während damals noch 350 Mann in etwa 70 Tagen die Strasse frei schaufelten, kommt die Arbeiter heute mit ca. zwei Wochen für die Räumung aus. Anspruchsvoll und gefährlich ist es noch immer.

Wir warten also an der unteren Schranke. Noch sind nicht alle der ausgesuchten und wenigen geladenen Gäste da. Presse wird erwartet, der ORF und ein paar ortsansässige ÖAV Mitglieder. Eine gewisse Aufregung ist allen anzumerken, obwohl sich das Prozedere Jahr für Jahr wiederholt. Dennoch: die Räumung und Öffnung der Großglockner Hochalpenstraße bleibt jedes Jahr etwas Besonders und immer verläuft sie doch ein wenig anders.

Die Schranke öffnet sich gegen halb zehn. Endlich geht los! Dass der Nebel nicht weichen will und die Sichtverhältnisse schlecht sind, stört dabei wenig. Die Aufregung treibt alle voran.

Im Hochgebirge unterwegs

Sicht- und Straßenverhältnisse werden mit zunehmender Höhe eher schlechter. Abgesägte Bäume liegen herum, Steine versperren uns den Weg und ab und an auch eine Schneewehe, die vom Straßenrand auf die Fahrbahn gerutscht ist. Dass auf Schildern eindringlich vor dem Befahren der Straße VOR Freigabe gewarnt wird, hat seinen Grund. Wer sich dafür entscheidet, riskiert einiges, denn immerhin befinden wir uns im Hochgebirge. Diese Region gehört zum Nationalpark Hohe Tauern.

Unterhaltsam wird es, als wir die ersten Murmeltiere entdecken. Schilder weisen drauf hin. Aber gerade jetzt, frisch aus der Winterstarre erwacht, sind sie auch besonders keck. Erst nach und nach werden sie sich an den Autoverkehr gewöhnen.

Im oberen Bereich der Passstraße steht der Schnee meterhoch an den Straßenrändern. Wir halten ein letztes Mal  und bekommen die endgültige Zugangserlaubnis.

Schneespeiende Kolosse: die blauen Wallacks

Die Wallack-Schneepflüge arbeiten sich auf den letzten Metern des Salzburger Zugangs durch die dicke Schneeschicht. Patricia verweist auf einen ein Mann, der mit Sonde vor den Fahrzeugen hergeht. Er gibt den Pflügen den Straßenverlauf vor. Unter den riesigen Schneemassen ist er für die Maschinenführer der Wallacks nicht ansatzweise erkennbar.

Straßenbauer Wallack entwickelte die dicken Schneeraupen eigens für den Einsatz auf der Großglockner Hochalpenstrasse. Das spezielle Modell  ließ er sich für die Räumung im hochalpinen Gebiet patentieren. Jede Wallack hat einen Namen und wird nach dem Einsatz im Winter gründlich gewartet, auseinander gebaut und sorgsam wieder zusammengesetzt. Fällt eine Wallack aus, wie gerade erst ein paar Tage zuvor, heißt es auch heute noch stundenweise: „Schaufel in die Hand!“. An diesen Tagen wird es für die Räumarbeiter besonders anstrengend.

Wir müssen noch ein wenig weiter. Die Straße ist vereist. Dann beginnt der Schnee. Es ist zugezogen, windig und der nasskalte Staub, den die Wallacks zur Seite hin aussprühen, peitscht uns mit Windwechsel unvermittelt ins Gesicht.

Langsam hört man von der anderen Seite des Berges ein immer lauter werdendes Brummen. Zu sehen ist noch nichts, aber das bedeutet: Die Kärntner kommen! Eine allgemeine Aufregung macht sich breit. Nun ist es eine Sache von Minuten, bis sich die Schaufeln der Wallacks passgenau gegenüber stehen.

Peter Embacher von der Großglockner Hochalpenstraßen AG übergibt den symbolischen Schlüssel. Die Großglocknersaison kann pünktlich zum 1.Mai starten.

Die Saison ist eröffnet!

Es ist ein beeindruckender Moment. Die Männer der Räumtrupps haben markante braune, von der Natur gezeichnete Gesichter. Sie begrüßen sich fröhlich. Es gibt Obstler und Zirbenschnaps. Hier wird nicht viel Gewese gemacht. Ein Handschlag als Willkommen reicht. Dass den wenigen anwesenden Frauen fast ausnahmslos die Wimpertusche im Gesicht verläuft und die Haare vom Wind zerzaust sind, kümmert niemanden.

Nach der Schlüsselübergabe gehts zum Aufwärmen bei Suppe und Kaiserschmarrn zum Mankeiwirt – FuscherLacke. Hier wird geplaudert und gelacht und der Mankei-Wirt holt eines seiner liebevoll aufgezogenen Murmele. Das Tier liegt zufrieden auf seiner Schulter. Ein bisschen ist er um dieses Zutrauen zu beneiden. Doch nicht nur das. Nach ein paar Minuten kommt er erneut zurück. Diesmal hält er ein winzig kleines Füchslein im Arm. Gefüttert und gepflegt, bis es, stark genug für das Leben in der Wildnis in die Freiheit der Berge entlassen wird. Ich kann mir ein „Oh wie süß!“ beim besten Willen nicht verkneifen. Aber zum Glück bin ich damit nicht allein.

Am Ende unseres Ausflugs werfen wir noch einen Blick in einen der Ausstellungsräume zur Entwicklung der Straße. Ich streiche den Begriff „Maut“ für die Großglockner Hochalpenstraße. Der auf den ersten Blick sehr hohe Tagestarif erfasst nicht im geringsten, was der Tagesbesucher geboten bekommt.

Wie es sich bei milderen Temperaturen mit dem Auto über die Straße fährt, ist hier und bei Travel World Online unter „Hohe Tauern mit dem Auto“ beschrieben.

Offenlegung: Die Reise wurde von Patricia Lutz/ Großglockner Hochalpenstraßen AG und Rainer Edlinger / Salzburger Tourismus AG organisiert. Anreise per Deutsche Bahn. Übernachtung: Hotel Tauern SPA. Allen ein herzliches Danke. – In meiner Berichterstattung bin ich an keine Verabredungen gebunden. Meine Meinung ist frei.

Hotel Tauern SPA – Zell am See – Kaprun

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Charis

9 Kommentare zu “Schneeräumung an der Großglockner Hochalpenstraße – Durchstich 2013

  1. […] Frühjahr 2013, lernte  ich die Salzburgerin Franziska beim Durchstich auf der Großglockner Hochalpenstraße kennen. Sie ist Freie Journalistin und Autorin und war mit Ihrem Mann wie ich unterwegs, um […]

  2. Franziska Lipp

    Hi Charis, war sehr nett, dich im Rahmen dieses Mega-Events kennen gelernt zu haben! Und mit der verwischten Wimperntusche kannst du ja mich nicht gemeint haben, oder … ;-)
    Weiterhin viel Spaß in und mit den Bergen. Deinen Online-Shop hab ich schon durchstöbert…! Einfach klasse.

    • Ich hab mich auch gefreut! Und Dich natürlich nicht gemeint! :)) – Danke auch für’s Lob! Bis bald!

  3. Bernd | KritzelKraxel.net

    Sehr cooles Erlebnis, Charis!
    Das hat sich ja wirklich gelohnt. Herrlich geschrieben und tolle dokumentarische Fotos.
    Aber haltbar denn wirklich geweint vor Freude? Wegen der Wimperntusche meine ich… ;-) Super!

    Oh! Und noch etwas. Taugte der Zirbenschnaps denn?

    Viele Grüße, Bernd

    • Bruno Reise

      Der Zirbenschnaps schmeckt toll. Hat einen sehr leichten und angenehmen Geschmack nach Zirbe. Er ist zwar nicht ganz billig, aber sein Geld wert. Seitdem wir das erstemal Zirbenschnaps getrunken haben, ist es bei Feierlichkeiten das Getränk, daß am liebsten getrunken wird. Ein sehr schönes Geschäft ist in Schladming, wo man auch Kostproben bekommt.
      Der Bericht und die Fotos über die Großglockner-Hochalpenstraße ist sehr interessant und lesenswert.
      Herzliche Grüße Bruno!

    • Hallo Bernd, nee – nicht geweint, aber mehrere Ladungen Schnee abbekommen. Und zwar unter anderem mitten ins Gesicht :)
      Und ja. Der Zirbenschnaps war klasse. Ich trinke den ohnehin sehr gern und suche noch einen passenden für wohlgeraten.

      • Bernd | KritzelKraxel.net

        Ich hoffe Du findest (bald) einen! :-)
        Mag den auch ganz gerne. Aus Südtirol soll ja ein guter Zirbenschnaps kommen. Vermute aber mal, dass die Aussage dazu durchaus subjektiv zu sehen ist.

        @Bruno: Danke für den Hinweis! Nach Schladming muss ich nur erst einmal hinkommen..

        Gruß, Bernd

  4. super Bericht – man merkt, dass du echt Spaß hattest ;-)

    lg aus dem SalzburgerLand

    Rainer

  5. Tolle Aktion, schöner Bericht und klasse Fotos!

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