Großgmain. Unweit Salzburgs, nah an der Grenze zu Deutschland befindet sich in ländlicher Umgebung das Salzburger Freilichtmuseum. Auf einem riesigen Freiluftareal von 50 ha laden seit 1984 zahlreiche traditionelle Bauernhäuser aus den unterschiedlichen Regionen des Salzburger Landes zu einer Besichtigung ein. Sie stammen aus den fünf Gauen: Flachgau, Tannengau, Pongau, Lungau und Pinzgau. Einiges wurde auch aus Bayern „importiert“.
Ländliches Kulturgut
Ziel des Museums ist es bäuerliches Leben und Strukturen, die in unserer modernen Welt mehr und mehr verloren gehen würden, zu erhalten und einem breitem Publikum zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck hat man Höfe, die abgerissen werden sollten (was leider viel zu oft der Fall ist) abgetragen und hier originalgetreu wieder aufgebaut. Einge der Höfe weisen einen Zustand auf, wie man ihn in den fünfziger Jahren vorfand. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass man hier nicht darauf drang, zwingend den Ursprungszustand herzustellen, sondern dass man die Höfe so zeigen wollte, wie sie eben genutzt wurden. Das bindet eine Umgestaltung und zunehmende Modernisierung mit ein und macht den Rundgang aus meiner Sicht spannender.
Zu den Gebäuden des ländlichen Lebens, die bis in die Zeit vor der Entdeckung Amerikas zurückreichen (das älteste datiert man auf 1442) gesellen sich ein Schulgebäude, ein Kramladen, eine Mühle, ein E-Werk , sowie zahlreiche Kirchlein, Marteln und andere Zeitzeugen.
Da die Unterteilung in die fünf Gaue auch eine große räumliche Ausdehnung mit sich bringt, mit viel Natur zwischendrin, wird von vielen Besuchern die kleine Eisenbahn gern genutzt, die über das gesamte Gelände fährt und an deren Haltepunkten man immer wieder zu- oder aussteigen kann, um die Gebäude am Wegesrand zu besuchen. Diese Bahn wurde 2010 eröffnet und überbrückt in Schlaufen gelegt eine Länge von ca. 1,7 km (Vorsicht – nach hinten raus geht das Gelände aber noch eine ganze Ecke weiter und durch das viele hin und her, vergeht die Zeit wie im Flug!).
Ich selbst war an einem wunderbaren Frühlingstag 2015 alleine auf dem Gelände unterwegs und habe mir große Teile erlaufen. Dabei habe ich mich an die Empfehlung des Museumsführers gehalten und das angeschaut, wo es mich magisch hinzog, statt nach einem festgelegten Plan vorzugehen. Viel zu umfangreich wäre es, das komplette Museum bei einem einzigen Besuch entdecken zu wollen. Es wäre auch schade, nicht herumzustromern, denn überall gibt es die interessantesten Zaunkonstruktionen und kleine Gärtchen rund um die Häuser.
In den Bauernhäusern gefielen mir vor allem die alten Schlafzimmer. Die grob geschnitzten und bemalten „Gardinenbalken“ fand ich toll und auch die bescheiden ausgestatteten Wohnzimmer. Der eine oder andere Raum mutet noch relativ frisch verlassen an.
Nicht so spannend fand ich in der Regel die Küchen, denn die Häuser müssen unbewohnt bleiben. Es fehlt ein Feuer im Ofen, die Gerüche, eine warme Suppe auf dem Herd… Auch das Vieh fehlt und ein richtiger Misthaufen, damit man sich das Landleben so richtig vorstellen könnte.
Ein kleiner Laden, eine Krämerei, gehört zum Museum und ist täglich geöffnet. In dem kleinen Haus am Waldrand kann man mit Kindern Bonbon-Tütchen kaufen oder eine handgefertigte Bürste erstehen.
Der alte Unterrichtssaal im Schulhaus, nebst Zimmer für den Lehrer wirkt museal. In diesem Haus gefiel mir am besten die steile alte Stiege, die man im übrigen in vielen Häusern vorfindet. Ausgetretene Holzstufen, vermitteln das Gefühl auf den Spuren der Vergangenheit zu wandeln. Wenn sie knarren, umso besser…
Unweit des Bahnhofsgebäudes entdeckte ich eine Baustelle auf der ein Gebäude aus dem Gasteinertal wieder errichtet werden sollte. Gerade einige Wochen vorher war ich im Montanmuseum Alt-Böckstein mit seiner Bergbau-Geschichte unterwegs gewesen. Hier nun kreuzten sich die Wege. Das ist es, was ich im übrigen auf meinen Reisen immer wieder spannend finde: überall trifft man auf Zusammenhänge und Kreise schließen sich.
Im Salzburger Freilichtmuseum finden über das Jahr verteilt zahlreiche Veranstaltungen statt, bei denen die alten Gebäude zu neuem Leben erweckt werden und der eine oder andere Herd in Gang gesetzt wird. Leider habe ich das nicht erlebt, aber einige Tage nach meinem Besuch stand eine Veranstaltung mit dem Koch vom Weiserhof in Salzburg an. Seine traditionellen Hoargneistnidei und Stinkerknödel schmecken sicher auch hier!
Ich empfehle einen Besuch dieses Freilichtmuseums eher für die warme Jahreszeit und an einem sonnigen Tag. Im Winter ist die Anlage geschlossen. Nur um die Weihnachtszeit ist es eine stimmungsvolle Kulisse für den Familienausflug. Das Freilichtmuseum ist sicher nicht nur für Österreich-Urlauber sopannend. Auch wer in Bayern ein paar Ferientage verbringt hat es nicht sonderlich weit.
Salzburger Freilichtmuseum
Hasenweg
A 5084 Großgmain bei Salzburg
Tel +43(0)662-850011
Autobahnabfahrt Salzburg West
Bus: Richtung Großgmain/ Bad Reichenhall per Postbus
Öffnungszeiten
April – Oktober Di-So 9.00-18.00 Uhr
Juli/Aug täglich 9.00-18.00 Uhr
26.12. – 6.1. täglich 10.00 – 16.00 Uhr
Preise (Stand Sommer 2015)
Erwachsene 10 €
Schüler Studenten 5 €
Kinder unter 6 Jahren frei
Zum Areal gehören: eine Bahn, ein Restaurant, Dauerausstellungen, temporäre Ausstellungen, eine Krämerei, eine Natur-Kneippanlage, ein Spielplatz. Veranstaltungsräume. Unbedingt empfehlenswert sind auch die zahlreichen naturbelassenen Wiesen mit wunderschönen Blumen, und Schmetterlingen in den Sommermonaten.
Da wollen wir im Sommer mal hin!
Wunderschöne Fotos geben einen guten Eindruck dieses Artefakts, den ein „totes“ Dorf so abgibt. Es ist eigentlich ein Trauerspiel, dass die Gebäude nicht an ihrem Platz, in Ihrer Umgebung erhalten und genutzt werden können. Keine Suppe, kein Vieh, keine Menschen, nur Besucher. Langsam aber sicher verschwindet die Baugeschichte im Alpenraum – übrig bleiben die neubäuerlichen 08/15 -Gebäude und die Erinnerung an Generationen ist ausgelöscht. Leider hat auch der Tourismus viel zur Zerstörung des Alten, noch gut Brauchbaren, beigetragen. Durch ihn sind die Leute reich geworden und wollen nun auch so bauen und leben, wie sie es in den Hochglanzzeitschriften vorgegaukelt bekommen.
in Melancholie
Andreas