Einer der Orte, an die ich in den Tagen der Corona-Pandemie im Kopf reise, ist Meran in Südtirol. Die Mischung aus frischer Bergluft und mediterranem Klima macht mich süchtig. Sie lädt zum Bummeln, Essen gehen und Spazieren ein. Ein zentrumsnaher Bahnhof macht Ausflüge mit der Vinschger Bahn in die Umgebung leicht. Die regionale Küche ist durch italienische Einflüsse geprägt und schmeckt durch die Frische der Zutaten, die hier vom Spargel mit Bozner Sauce bis zum Südtiroler Speck ganz besonders gut geraten. Alle werden satt, ganz egal ob man ein Essen mit oder ohne Fleisch bevorzugt.
Wer übernachten will, findet von der einfachen Pension bis zum Luxushotel viele Möglichkeiten. Einige habe ich bereits vorgestellt. Eine Liste der schönsten Hotels gibt es hier: → Der Berg ruft: Die schönsten Hotels und Hideaways in Südtirol
Persönlicher Liebling
Zu meinen Favoriten gehört seit meinem ersten Besuch das → Ottmanngut in Meran. Auch wenn ich es vor längerer Zeit schon einmal ausführlich vorgestellt habe. Ich wiederhole mich gern.
Historisches Boutique Hotel im Herzen Merans. Inhabergeführt.
→ ottmanngut.it
1. Mittendrin und doch verborgen
Meran liegt an zwei Flüssen: Etsch und Passer. Während die Etsch die Stadt im Westen tangiert, fließt die Passer von Ost nach West einmal quer durch und wird von der Kurpromenade und der historischen Innenstadt flankiert.
Das Ottmanngut liegt nah am Zentrum (der Altstadt) von Meran, also nördlich der Passer in einer normalen Wohnstraße. Viele Sehenswürdigkeiten der Stadt lassen sich vom Haus aus bequem zu Fuß erreichen. Weil hinter dem Ottmanngut bereits die Weinberge beginnen, ist dem Haus eine himmlische Ruhe beschert. Wer aus dem Fenster schaut, sieht trotzdem auf die Türme der Stadt.
Hier kann man möglichem Trubel schnell entkommen. Es ist leicht, der überschaubaren Anzahl der Gäste (11 Zimmer) aus dem Weg zu gehen.
2. Mobil – Wer mit der Bahn kommt, wird bevorzugt
Die Anreise nach Südtirol geschieht nach wie vor oft mit dem eigenen Pkw. Das liegt daran, dass es oft wenig bequem ist, abgelegene Unterkünfte zu erreichen. Im Ottmanngut ist das anderes und wird von den Besitzern außerdem belohnt. Wer mit der Bahn anreist und direkt bucht, kann sich auf einen Nachlass von 5% auf den Zimmerpreis freuen. Der Bahnhof liegt wenige Minuten Fußweg vom Ottmanngut entfernt.
Wer mag, kann per Bahn Ausflüge ins Umland unternehmen und das Auto stehen lassen. Mit der Vinschger Bahn lassen sich viele attraktive Ziele in der Umgebung umweltfreundlich erreichen. (Haben wir selber schon gemacht! Praktisch und sehr erholsam.)
Für den eigenen Pkw stehen ein paar wenige, aber kostenfreie Parkplätze direkt hinter dem Haus zur Verfügung.
3. Geschichten erzählen – Elf Refugien
Individualität ist ein Zauberwort im Ottmanngut. Ob Bergblick, alte Linden vor dem Fenster oder ein knarrender Dielenboden. Die elf völlig verschieden eingerichteten Zimmer sind ein kleiner Spaziergang durch die Geschichte des Boutiquehotels, aber auch ein Geschenk an die unterschiedlichen Ansprüche seiner Besucher. Mit oder ohne Badewanne, ebenerdig oder ganz weit oben. Mit oder ohne Terrasse. Auf jeden Fall mit Style und mit fachkundig restaurierten Antiquitäten.
Bei unserem letzten Besuch haben wir „In der Stuben“ gewohnt. Ein Zimmer, in das man nahezu ungesehen hinein huschen kann, weil es ebenerdig direkt neben dem Eingang liegt. Dort habe ich mein Herz an die wunderschönen alten Dielen verloren, die in lebendigem Kontrast zu den türkisfarbenen Mosaikfliesen des Badezimmers stehen. Wunderschön.
4. Grüne Oase: Der Garten vom Ottmanngut
Das Ottmanngut ist kein Wellnesshotel. Wer einen Pool sucht: Fehlanzeige. Hier gibt es nicht einmal eine Sauna. Dafür einen wunderschönen historisch gewachsenen Garten mit Palmen, Zitrusfrüchten und einer Gartendusche (die ist neu!). Wer sich entspannen mag, findet einen schattigen Platz zum Lesen unter den Bäumen, abends mit einem Glas Wein in der Hand und wenn die Zeiten es zulassen, dann gibt es an manchen Abenden sogar kleine Sommerkonzerte. Wer träumt da noch von einem Pool?
5. Breakfast-Lover: Serviertes Frühstück im mediterranen Garten
Das Frühstück ist wahrscheinlich daran schuld, dass wir unser Herz endgültig an das Ottmanngut verloren haben. Es wird, dem milden Wetter in Meran sei Dank, fast immer im Garten eingenommen. Unter großen weißen Schirmen sitzt man an mit weißen Tüchern und Hotelsilber eingedeckten Tischen. Verwöhnt mit Marmeladen, Brot und Kleinigkeiten, die vielfach selbst in der kleinen Küche für die Gäste des Ottmanngutes zubereitet werden. Tatsächlich legen die Inhaber nicht nur Wert auf eine regionale Herkunft der Produkte. Sie sind geprägt beispielsweise durch die Erfahrungen ihres ehemaligen Frühstückschefs Ivo de Pellegrin, der sich sein Können an der Slow Food University of Gastronomic Sciences in Bra (das liegt im Piemont und ist Heimat der Slow Food Bewegung) viel nützliches Wissen angeeignet hat und in Kürze eine eigene Bäckerei in Meran eröffnen will.
Jeden Morgen bekommen die Gäste des Ottmanguts ihr Frühstück in drei Gängen am Tisch serviert. Aber wer meint, das Servieren sei eine Zwangsumstellung seit Corona: weit gefehlt! Das Ottmanngut pflegt die Tradition seit Jahren. Und es ist sicherlich der Grund, wieso man von Zeit zu Zeit nicht nur mit Gästen aus aller Welt, sondern vor allem auch mit „echten Meranern“ morgens unter einem der Schirme speist.
6. Zeit zum Lesen: Die Bibliothek im Ottmanngut
Eine kleine Hausbibliothek zwischen Diele und Frühstückssaal hält Bücher, Magazine und allerlei Lesenswertes rund um Meran, Südtirol, Architektur und Design bereit. An dem Flügel der hier steht, hat schon der Vater von Besitzer Martin Kirchlechner das Klavierspielen erlernt. Auch Martin machte darauf erste Versuche und überlässt das Instrument noch heute talentierten Gästen.
In einer kleinen Sofaecke kann man den Abend mit einem Glas Rotwein beenden. Vor allem in den Wintermonaten und an kühleren Tagen, ein angenehmer Ort.
7. Der gute Geist des Hauses: Max, die Haus-Schildkröte
Das Ottmanngut ist ein Haus mit Geschichte. Zu schade ist, dass der älteste Bewohner nichts davon erzählen kann. Wer ihm begegnen will, muss morgens beim Frühstück genau schauen oder wie ich, im richtigen Moment die Zehen verstecken. Sonst kann es schon mal zwicken.
Max ist die hundertjährige Schildkröte der Familie und wurde schon von der Großmutter bekocht. Heute dreht sie ihre Runden im Garten. Das war aber nicht immer so, denn auch Schildkröten sind in ihrer Jugend unternehmungslustig. Eines Tages war Max verschwunden. Alles Suchen half nicht. Die Schildkröte war weg.
Was die Familie nicht wusste: Max war dem hinter dem Haus liegenden Tappeinerweg gefolgt, einem wunderschönen Spazierweg über den Dächern von Meran. Dort wurde das Tier, zum Glück für die Familie, von einem Tierarzt aufgegriffen, der jedoch zu einem wichtigen Termin in Wien verabredet war und keine Zeit fand, den Besitzer der Schildkröte ausfindig zu machen. Max auf großer Fahrt. Erst nach der Rückkehr aus Österreich konnte Max Herkunft geklärt werden und die Kirchlechners bekamen ihre Schildkröte zurück.
Heute gehört Max neben Martin, seiner Frau Katharina, dem kleinen Sohn Theodor und einigen netten Mitarbeitern zum festen Bestandteil der Crew. Ein Dream-Team!
Restaurant-Empfehlungen für Meran und Umgebung
Kränzelhof mit Restaurant Mijl
Restaurant Onkel Taa – Bad Egart
Buschenschank Oberlegar – Terlan
„Selbergmocht statt hausgemacht“ – Janett Platinos Restaurant Onkel Taa
In der Gegend war ich auch schon. Wir waren damals in einem Wellnesshotel in Meran und haben uns total in diese tolle Stadt verliebt :)