Erich Ohser, Pseudonym „e.o.plauen“, wurde am 18. März 1903 im vogtländischen Untergettengrün geboren. Sein Vater arbeitete als Grenzbeamter an der nahen Grenze zu Tschechien und wurde 1909 nach Plauen versetzt. Ein Glück für die Stadt, die sich dadurch als Heimat und Namensgeber des bekannten Karikaturisten schmückt.
Das Schaffen des talentierten Künstlers, der unter einem erzwungenem Pseudonym mit seinen putzigen Geschichten zu Vater und Sohn Weltruhm erlangte, ist bis heute einzigartig und wird in einem, dem Vogtlandmuseum angegliedertem Museumstrakt, dem „Erich Ohser Haus Plauen“ gewürdigt.
Plauen: Heimatstadt und Gedenkort für e.o.plauen
Die Stadt Plauen war im zweiten Weltkrieg stark zerstört. Dennoch blieben Teile erhalten. Das Vogtlandmuseum ist in einem historischen Tuchmacherhaus untergebracht, in dem bereits Napoleon eine Nacht schlief.
Um sich mit dem Schaffen Erich Ohsers und seiner Lebensgeschichte vertraut zu machen, beginnt der Rundgang durch das Erich Ohser Haus mit einem halbstündigem Film über den Künstler. Neben einem Exkurs über sein Leben, kommen Zeitgenossen zu Wort. Allen voran Erich Ohsers Sohn der bis Anfang der 2000er gelebt hat und an der Entstehung des Museums beteiligt war. Die Nachfahren der Familie Ohser leben heute in Amerika und haben dem Museum einen großen Teil der Hinterlassenschaft übergeben.
Leben und Schaffen des Künstlers Erich Ohser
Nach einer Schlosserlehre, während der Erich Ohser bereits sein Talent zum Zeichnen unter Beweis stellt, entscheidet sich Ohser gegen den Willen der Eltern für ein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (damals Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe). Schon bald hat er eine erste eigene Ausstellung in Plauen und kann Kontakte zum Zeitungswesen knüpfen. Er freundet sich mit den Redakteuren Erich Knauf und Erich Kästner an – Freundschaften, die ein ganzes Leben lang halten.
Erich Ohser ist ein lebenslustiger Mensch. Er geht mit Kästner auf Reisen (Russland, Paris) und zeichnet so ziemlich alles, was ihm vor die Augen kommt. Neben zahlreichen Portraits von Wegbegleitern (Knauf, Kästner, Fallada u.v.m.) sind Tierskizzen, Landschaftsmalereien und viele Alltagsszenerien erhalten.
Eine Freundin von damals beschreibt den lebenslustigen Ohser: „Man kann ihn nicht untreu nennen. Er war ein guter Vater und Freund. Vielleicht verführbar…“
Nachdem Ohser von seinen Zeichnungen gut leben kann, gründet er, inzwischen verheiratet und in Berlin zuhause, eine Familie. Sohn Christian wird am 20. Dezember 1931 geboren.
Mit dem Erstarken der Nationalsozialisten gerät Ohser immer mehr in Konflikte. Erich Kästners Frühwerk, welches er illustriert hat, wird verbrannt. Die Auftragslage wird immer schlechter, Für eine Zeit muss er mit Frau und Kind Berlin verlassen, weil es einfach keine Arbeit für ihn gibt.
Das bittere Ende
Ab 1934 beginnt die Erfolgsgeschichte von „Vater und Sohn“, kleine Bildergeschichten in schwarz weiß, die er unter dem Pseudonym e.o.plauen in mehreren Zeitschriften und als Buch veröffentlichen kann. Diese gezeichnete Alltagskomik, die immer wieder auf seinem Zusammenleben mit dem kleinen Sohn basiert, sichert das Einkommen der Familie. Trotzdem gelangt Ohser erst 1936 durch das persönliche Eingreifen des Propagandaministers G. auf eine Liste, die ihm eine dauerhafte Tätigkeit als Künstler gestattet.
Er gerät mehr und mehr in moralische Konflikte, veröffentlicht gegen seine Überzeugung in der NS-Wochenzeitschrift „Das Reich“ und wird schließlich als Wehrkraftzersetzer denunziert und zum Tode verurteilt. In der Nacht vor der Vollstreckung, im April 1944, begeht er Suizid.
Erich Ohser – Ein Wort für die Zeichenkunst (1943)
„Ich glaube es müssten viel mehr Menschen nach der Natur zeichnen. Auch solche sollten es tun, die keine ausgesprochene Begabung haben. Wer nie eine Blume, einen Baum, ein Tier oder einen Akt nach der Natur gezeichnet hat, weiß nicht, wie viel Wunder man dabei erlebt und wie glücklich das macht, wenn man erst mal über die bald überwundenen ersten großen Schwierigkeiten hinweg ist. …“
Was bleibt – Das Erbe von Erich Ohser
Erich Ohser hinterlässt unzählige Skizzen, die sein Talent mit wenigen Linien viel zu beschreiben, anschaulich dokumentieren. Viele sind an den Rändern beschädigt oder im Laufe der Jahre vergilbt. Die minderwertige Qualität des Papiers, das mit fortschreitender Kriegszeit immer schwieriger zu bekommen war, macht es heute zu einer Herausforderung die Sammlung zu erhalten. Erst nach und nach können Bilder restauriert werden. Das Museum versucht eigene Engpässe über die Suche von Bildpaten auszugleichen.
„Ich bin als Sohn geboren und habe mich im Laufe der Jahre zum Vater empor gearbeitet.“ (Erich Ohser)
Menschlich wird die Ausstellung durch Original-Fotografien der Familie Ohser, durch eine erhaltene Möbel, die nach Ohsers eigenen Entwürfen gebaut wurde und durch Kleinigkeiten wie eine Sammlung abgebrannter Streichhölzer neben einem Tintenfass auf Erich Ohsers Schreibtisch. Zündhölzer hatten in der entbehrungsreichen Zeit immer neben seinen Skizzen gelegen. Ging etwas daneben, ein Klecks oder eine Linie, brannte er sofort eines der Hölzer an, trocknete damit in Windeseile die Tinte und konnte sie so, da noch nicht in das Papier eingezogen, in der Regel wieder wegradieren.
Das Erich Ohser Haus wechselt halbjährlich die gezeigten Bilder, um so einen größeren Einblick in das Schaffen des Künstlers zu geben. Wer kommt, sollte etwa Zeit zum Schauen mitbringen. Es lohnt sich.
Vogtlandmuseum Plauen vogtlandmuseum-plauen.de
Erich Ohser Haus Plauen
Nobelstraße 7-13
08523 Plauen
Geöffnet von Dienstag bis Sonntag (Stand 09/2020)
Informationen über die Region findet man auf der Seite des Vogtland-Tourismus
Von großer Heiterkeit bis zu großer Betroffenheit, daß sich ein so feinsinnig-humorvoller Mensch zum Suizid gezwungen sah, wird man hier ein oder zwei nie verlorene Stunden haben.
Aus der Kindheit, nun schon 80 Jahre her, haben sich mir einige herrliche Szenen mit “ Vater und Sohn“ aus einem Quartett eingeprägt, das immer die ganze sechsköpfige Familie erheitern konnte, wenn es auf den Tisch kam.
Habe aus privater Motivation die 150 Bildergeschichten der drei Original-Bände „Vater und Sohn“, die sich aus meiner Kindheit erhalten haben, digital aufbereitet und in eine Website übertragen.
Hier können nunmehr alle Geschichten jederzeit und als Einzelbilder auf den üblichen Endgeräten betrachtet werden.
Das war vermutlich ziemlich viel Arbeit. Aber verträgt sich sowas mit dem Urheberrecht?
Hallo Charis,
ich kannte Erich Ohser kannte ich vorher leider gar nicht, Du? Ich habe mir eben ein paar Zeichnungen angeschaut. Die sind ja wirklich niedlich. Aber auch viel gesellschaftkritisches (auf’s Hakenkreuz pinkeln). Sehr spannder Mensche, danke Dir
Liebe Grüße
Lisa
Ich kannte die Geschichte von Erich Ohser schon vor dem Museumsbesuch und die Zeichnungen natürlich auch, weil meine Großeltern ein Quartett von Vater und Sohn hatten.
Hallo Charis,
wow, das ist ja mal wirklich sehr interessant. Mir sagte der Name bis eben gar nichts, aber nach deinem toll geschriebenen Text habe ich mir auch mal die Homepage der Galerie e.o.plauen angeschaut.
Da die Werke von Ohser auch in einer politisch sehr interessanten Zeit entstanden sind, scheint das Erich Ohser aus ein echt guter Tipp zu sein, wenn man im Vogtland ist. Sollte ich dort mal einen Urlaub verbringen, hoffe ich mich an deinen Text erinnern zu können.
LG Nico
Deswegen habe ich es auch geschrieben. Ist doch schön, wenn der Künstler und das Haus dadurch etwas bekannter werden.
Ich muss gestehen, dass ich noch nie von Erich Ohser gehört habe, auch nicht unter seinem Künstlernamen. Aber Zeichnungen mag ich sehr gerne und zum Beispiel die von Kästner fände ich spannend zu sehen.
Den Namen konnte ich überhaupt nicht zuordnen, aber die BIlder kenne ich tatsächlich noch aus meiner Kindheit. Spannende Geschichte. Man weiß ja viel zu selten, welche Schicksale hinter vielen Büchern, Bildern und Geschichten stecken. Schön dass es dazu einen Ort gibt, wo man sich informieren kann und wissenswertes erfährt.