Wilder Thymian, Spitzwegerich, Quendel: mit frischen Wildräutern im Korb schlendert die Nachbarsfrau vorbei, zeigt zufrieden ihre Schätze und bleibt auf ein paar Worte stehen. Hier oben am Berg kennen sich alle. Schließlich ist die sonnenverwöhnte Lage auf 1.280 m Höhe auch für Südtiroler Verhältnisse eher abgelegen und das Ferienhaus La Pedevilla eins von wenigen Gebäuden in dieser Höhe. Hektik scheint vergessen. Die schmale Straße, die sich kurvenreich von Bruneck den Berg hinauf bis zu diesem kleinen Weiler schlängelt, nimmt dem Tag die Schnelligkeit. Entschleunigung muss man hier nicht üben, sie ist naturgegeben.
Ferienhaus La Pedevilla
Lage – Gadertal, oberhalb von St Virgil auf 1.280 m, 3 km Entfernung bis Enneberg. Einzugsgebiet Kronplatz
Empfehlung für – Paare, Familien, Freunde (4-6 P)
Aktivitäten – Entschleunigung, Wandern, Ausflüge z.B. auf den Kronplatz, nach Bruneck oder in die umliegenden Täler
Ausstattung – 2 Schlafzimmer mit Doppelbett, voll ausgestattete Küche, Bad mit Badewanne, Balkon
Strada Pliscia, 13
39030 S. Vigilio BZ, Italien
Ein vertrauter Ort
Wir treffen Armin Pedevilla in seinem Zuhause. Der Südtiroler Architekt hat Privat- und Ferienhaus auf einem Grund gebaut hat, der bereits der Familie gehörte. Beide Gebäude sind mehrfach prämiert. Das marode gewordene Bergbauernhaus, in dem zuletzt elf Menschen ein Zuhause fanden, ist einem neu interpretiertem Ensemble aus Wohnhaus für die Familie und Ferienhaus, dem „La Pedevilla“ gewichen.
Um die traditionelle Form jedoch nicht vollständig auszulöschen, hat Pedevilla die alte Bausubstanz zunächst sorgsam studiert. Beide Häuser stehen im Stil traditioneller Doppelbauweise nebeneinander auf einem Südhang mit großartiger Aussicht auf den Peitlerkofel, einem Gipfel der Südtiroler Dolomiten. Ihre Architektur musste den Gegebenheiten von Topografie, Klima und Umgebung angepasst werden. Eine Aufgabe, der sich Armin Pedevilla und seine Frau Caroline, die ebenfalls Architektin ist, gerne stellten.
Das Ziel ein Gebäude mit Bezug zur Landschaft, hell im Inneren und dem Wechsel der Jahreszeiten gewachsen. Ein Haus, das leicht bedienbar und wartungsfrei ist. Identisch mit den Vorgaben für das Ferienhaus, dass leicht versetzt nach vorn, aber mit der gleichen Treppe in den Eingangsbereich, dem Familienhaus zur Seite steht.
Wie wollen wir wohnen?
Also stehen am Anfang der Planung vor allem Fragen auf dem Zettel. Wie wollen wir wohnen? Was braucht man zum Wohnen? Was brauchen wir zum Wohnen? Wie sind Häuser früher entstanden? Nach welcher Logik, mit welcher Perspektive?
Bewährte, regional vorhandene Materialien in Kombination mit neuen Verarbeitungstechniken lassen neue Lösungen zu. Häuser müssen keine kleinen Fenster mehr haben, um die Wärme im Haus zu halten. Energie kann leichter gespeichert und in die gewünschten Bahnen gelenkt werden. Mit Lärchenholz, Zirbe und einem Sichtbeton aus Südtiroler Dolomit-Gestein können völlig neuartige Wohnerlebnisse geschaffen werden.
Armin Pedevilla entscheidet sich für vertraute Elemente wie Satteldach, Balkon und eine Holzfassade, letztere auch, weil sie den Vorgaben entspricht. Die Häuser sind schmuck- und schnörkellos, die Fassade durch die großen Fensterfronten, Balkone und Überkragungen strukturiert. Eine in den Giebel des Wohnhauses geschnittene Blumenrosette sticht als einzig schmückendes Element deutlich heraus.
„Unsere Aufgabe besteht darin den Bau zu planen. Die Kunst für den der es bewohnt, besteht darin es zu beleben.“
Beide Häuser haben Fassaden aus Lärchenholz. Mit dunkler Farbe gestrichen, leuchten sie je nach Tageszeit und Wetterlage in unterschiedlichen Grautönen. Sie werden altern und eine Patina bekommen, aber auch das ist gewollt.
Der gewünschten Wartungsfreiheit ist es geschuldet, dass an den Häusern keine zusätzliche Beschattung angebracht wurde. Drehbare Leisten, die wie Lamellen vor den oberen Fenstern des Ferienhauses in die Fassade eingesetzt wurden, sorgen dafür, dass man die Schlafräume trotzdem von außen verdunkeln kann.
Sichtbeton, Zirbenholz und Südtiroler Lodenstoffe
Das Innere beider Häuser ist durch Sichtbeton und Zirbenholz geprägt. Im La Pedevilla gibt es keinen Flur. Wer eintritt, ist sofort da. Ein großzügiger Wohnraum beherbergt Küche, Essplatz und im hinteren, blickgeschützten Bereich eine Sofaecke. Warme Vorhänge aus Südtiroler Lodenstoffen (→Moessmer) sorgen für eine heimelige Atmosphäre. Die riesigen Fensterfronten geben den Blick auf die Berge frei. Ein Fernseher ist im La Pedevilla damit überflüssig. Es gibt ihn trotzdem…
Über eine Treppe aus Zirbenholz gelangt man in die oberen Räume mit den Schlafzimmern. Die Stufen sind nur an einer Seite in den Beton eingelassen und haben auf der Außenseite keine Stützen. Das lässt sie leicht erscheinen und schenkt den Schritten nach oben eine angenehme Dynamik. Gefertigt wurden sie vom gleichen Handwerker, der auch die restlichen Holzbauarbeiten ausgeführt hat. Alles aus einer Hand!
Beide Schlafzimmer sind mit Doppelbetten, einer Truhe und einem Sessel eingerichtet. Ein Kinderzimmer im herkömmlichen Sinne gibt es nicht. So ist das La Pedevilla für befreundete Paare, Freunde und Familien gleichermaßen geeignet. Mal schaut man auf die grüne Wiese hinter dem Haus oder nach vorn alternativ auf die Berge.
Mein persönlicher Eindruck ist, dass die auf wenige Materialien reduzierte Bauweise und Einrichtung eine enorme Ruhe verschafft. Und natürlich ist der inzwischen tausendfach als Foto geteilte Esstisch wirklich der Eyecatcher, an dem man sich sofort niederlassen will.
Nach unserer kurzen Besichtigung, schaffe ich es nicht mehr die Umgebung zu erkunden.
Ferienhaus La Pedevilla
Strada Pliscia, 13
39030 S. Vigilio BZ, Italien
→ www.lapedevilla.it
♥ Sollte das La Pedevilla belegt sein, ist der Bühelwirt im nahen Ahrntal eine prima Alternative. Das historische Haus neben der Kirche von St. Jakob wurde vom Architekturbüro Pedevilla um einen modernen Anbau erweitert. Viele der im Haus verwendeten Stilelemente finden sich dort wieder.
Wanderhotel Bühelwirt – Südtiroler Architekturjuwel inmitten von Dreitausendern
→ pedevilla.info
Offenlegung: Die → Region Südtirol hat mir ermöglicht ausgewählte Beispiele besonderer Architektur zu besuchen. Ich stelle vor, was mir gefallen hat. Besonders bedanken möchte ich mich bei Uta Radakovich, die durch ihre enorme Ortskenntnis und viele Geschichten meine Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht hat. Vielen Dank!
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