Buch Kochtagebücher von Peter Breuer

Kochtagebücher von Peter Breuer | Handgeschriebene Rezepte aus 300 Jahren

Kochtagebücher: Eine Sammlung historischer Küchenkladden aus drei Jahrhunderten. Gesammelt und vorgestellt von Peter Breuer. Fotos von Hans Hansen. 

Wer hat sie nicht in irgendeiner Schublade liegen? Handgeschriebene Zutatenlisten und Kniffe für heiß geliebte Rezepte. In vielen Familien werden sie wie ein Schatz gehütet. Oft  werden die von Fettflecken, Knicken und Kaffeerändern verzierten Werke von Generation zu Generation weitergereicht oder stehen einfach im Küchenschrank. Ihre Existenz allein vermittelt ein warmes Gefühl, lässt Erinnerungen wach werden an einen besonderen Apfelstrudel, die Lieblingsklöße oder den aromatisch duftenden Festtagsbraten.  Meist sind die Rezepte mit liebevollen Gedanken an die Mütter und Großmütter verbunden und nur wenige geben die „Küchenkladden“ freiwillig her. Gerade in ländlichen Gegenden oder in den Alpenregionen sind die Aufzeichnungen wichtiges Kulturgut, geben sie doch Auskunft über die Essgewohnheiten unserer Vorfahren, über die Verfügbarkeiten bestimmter Lebensmittel, den Wissenstand der Frauen und auch über Zeiten der Not.

In Zeiten, in denen Handgeschriebenes immer seltener wird, das Interesse an gesunder Ernährung und Ursprünglichkeit steigt,  sind die Kochtagebücher wertvolle Sammlerobjekte geworden. Der Hamburger Autor und Werbetexter Peter Breuer hat einige besonders schöne Exemplare über Jahre hinweg zusammengetragen. Aus dieser Sammlung ist ein umfangreiches Buch entstanden: Die „Kochtagebücher“. Erschienen mit Bildern des renommierten Hamburger Fotografen Hans Hansen.

Kochtagebücher Peter Breuer - Seite

Da ich viele der Kochbücher von Peter schon selbst in der Hand hatte und wir zahlreiche Gespräche zum Thema geführt haben, musste ich natürlich ein kleines Interview mit ihm führen. Lest hier ein paar interessante Hintergründe zu seinem Buch.

Werbetexter Peter Breuer aus Hamburg

  1. Erzähl kurz etwas zu Deiner Person: Wer bist Du? Was machst Du?

Studiert habe ich Germanistik und Kommunikationsdesign, seit 1990 arbeite ich freiberuflich als Grafiker und Werbetexter. Inzwischen allerdings nur noch als Texter. Meine Kunden und Themen sind sehr unterschiedlich, aber einige von ihnen betreue ich schon seit vielen Jahren. Unter anderem meinen Lieblingskunden, einen Farbgestalter, für den ich tatsächlich schon seit 27 Jahren arbeite.

Kochtagebücher Peter Breuer - Buchseite

  1. Wie bist Du auf die Idee gekommen, Küchenkladden zu sammeln und wo hast Du Dein erstes Küchentagebuch her?

Das erste Kochbuch war das einer bayerischen Köchin, die über viele Jahrzehnte ihre Rezepte festhielt. Auf einigen hundert Seiten, mit einem sauber geführten Inhaltsverzeichnis und allen möglichen Hausrezepten für Krankheiten von Mensch und Tier. Ihre Handschrift hat mich fasziniert und der Gedanke, das ich 150 Jahre später plötzlich neben ihr in der Küche stehen darf. Gekauft habe ich es bei eBay und es war eher ein Zufallsfund. Danach bin ich planvoller vorgegangen und habe geschaut, ob das Buch in irgendeiner Form besonders ist: Ist es regional interessant, ist die Form besonders oder steckt eine andere Geschichte dahinter. Gekauft habe ich sie überall, online, in Antiquariaten oder auf Auktionen.

  1. Hast Du ein Lieblingsbuch? Aus welcher Region stammt es?

Mein Lieblingsbuch ist von 1720 und stammt von einem Alchemisten. Es ist winzig klein und hat einen Holzeinband. Zwar sind auch Kochrezepte darin, aber auch Rezepturen für eine tiefschwarze Tinte oder einen wirksamen Porzellankleber. Im Buch selbst sind meine beiden Lieblingsbände von Bertha Hieber – tatsächlich auch das erste, das ich ersteigert habe – und ein ganz kleiner Band von Wilhelmine Wenckenbach, die unter anderem sehr detailliert beschreibt, wie man Kaffee zu behandeln hat.

Kochtagebücher Peter Breuer - Seite

  1. War es leicht die Texte in die Neuzeit zu übersetzen oder braucht man dafür Hilfe von Spezialisten?

In der Auswahl für die „Kochtagebücher“ waren nur zwei Kladden in lateinischer Schrift. Alle anderen sind in verschiedenen Ausprägungen der Sütterlinschrift oder sehr verschnörkelter Kurrentschrift. Deshalb sind sie von der Historikerin Miriam Helbig übertragen worden. Ich habe sie dann vorsichtig lesbarer gemacht: Ungenauigkeiten beseitigt, aber ihren Sprachduktus so gut es ging erhalten.

  1. Hast Du alte Lebensmittel/Rezepte im Zusammenhang mit Recherchen neu für Dich entdeckt?

Vor allem habe ich die Vielfalt wiederentdeckt: Schwarzwurzeln zu schälen, ist eine klebrige und schmutzige Angelegenheit, aber es lohnt sich und sie schmecken einfach sehr besonders. Außerdem sind Zwetschgen kein anderes Wort für Pflaume und Quitten zwingen einen, sehr geduldig am Herd zu stehen.

Kochtagebücher Peter Breuer - Glossar

  1. Hat sich Deine Einstellung zum Essen durch das Studium der Kochtagebücher verändert?

Die Einstellung zum Essen nicht, aber schon der Blick auf die Jahreszeiten, in denen Lebensmittel regional verfügbar sind. Gleichzeitig ist man plötzlich enttäuscht, dass in Supermärkten zwar alles in Hülle und Fülle verfügbar zu sein scheint und dann ist es wiederum doch so wenig. Allein die Fleischtheke eines Supermarkts ist heute viel uninteressanter als das, was es früher bei einem Schlachter zu kaufen gab.

Danke Peter!


Kochtagebücher

Sammlung und Texte: Peter Breuer
Fotografie: Hans Hansen
Format: 23 x 30,4 cm, 216 Seiten, 73 Abbildungen
ISBN 978-3-944222-07-3

Kochtagebücher von Peter Breuer kaufen


Einige Rezepte aus dem Buch sind hier im Schönste zeit Magazin veröffentlicht. Schau einfach unter den Rezepten.

Kochtagebuch Lili Ramharter, Amstetten, 1916 – Rezepte aus Niederösterreich

kochtagebuecher peterbreuer hanshansen

Charis

8 Kommentare zu “Kochtagebücher von Peter Breuer | Handgeschriebene Rezepte aus 300 Jahren

  1. Wow! Was für ein Schatz. In die Rezeptbücher würde ich gern mal einen Blick werfen.

  2. Pe. We.

    Geniale Idee!

  3. Hanka F.

    Ich bin nach dem Artikel in der FAZ auf ihr Interview gestoßen. Ein großartiges Buch!
    Bin begeistert von den Fotos! Und ihr Blog gefällt mir auch.

  4. Regina W.

    Spannend. Meine Mutter hatte eins von meiner Tante. Gleich mal danach suchen.

  5. Janet P.

    Hallo Charis,
    hast Du selbst schon eins der Rezepte gekocht? Braucht man sehr spezielle Zutaten?

    • Hallo Janet,
      nein. Bisher habe ich selbst keins ausprobiert, aber ich werde es in Kürze tun.
      Ich halte mich sowieso nie ganz genau an die Zutaten, sondern koche mit dem was im Haus ist. Ich schätze mal, die Frauen damals haben das gleiche gemacht.
      Liebe Grüße

  6. Was für eine charmante Idee.
    Unser Interesse ist geweckt. Wir werden auf jeden Fall im örtlichen Buchhandel danach schauen.
    Karin und Hans Peter W.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.