Wer gern vielseitig japanisch kocht und dabei FleischesserInnen, Vegetarierinnen und Veganer*innen gleichermaßen glücklich machen will, steht schnell vor einem großem Problem. Roher Fisch, Eier, Fleisch – traditionelle japanische Küche beinhaltet so ziemlich alles, was Menschen, die sich vegetarisch oder noch strenger: vegan ernähren, die Tränen in die Augen treibt. Das weiß auch Tim Anderson, der zugibt, selbst eher ein Teilzeit-Veganer zu sein. Sein Kochbuch „Japan easy vegan“ ist ein Feuerwerk an Ideen fleisch- und fischloser Küche und wird vor allem diejenigen begeistern, die vor der Herstellung hausgemachter Saucen, Dressings und Fonds nicht zurückschrecken.
Soja, Miso, Reis – Sieben unverzichtbare Bestandteile
Die ersten Seiten des Buches liefern dem Leser, der Leserin eine gründliche Aufklärung über Zutaten, die zum einen bestenfalls verfügbar sein sollten und die sich andererseits leicht besorgen und aufbewahren lassen. Tim Anderson erläutert die sieben unverzichtbaren Bestandteile der japanische Küche und gibt Tipps, wie man sich unkompliziert einen kleinen Vorrat anlegt. (Wer oft japanisch kocht, wird das bestätigen können. Was für Deutsche das Salz in der Suppe oder der Brühwürfel ist, ist für den Japaner beispielsweise Miso. Unvorstellbar, es nicht in ausreichender Menge zum Kochen verfügbar zu haben.)
Das sollte im Haus sein
Sojasauce
Sake
Mirin
Reisessig
Miso
Dashi
Reis
Mit praktischem Grundwissen ausgestattet, geht es nun an die Zubereitung einer Basiszutat, dem japanischen Reis, von dem Tim Anderson meint: „Schwieriger als Kartoffeln, aber einfacher als Brot“. Er räumt mit Mythen auf, die behaupten Reis dürfe nicht mehr aufgewärmt werden und streut immer wieder zusätzliche Tipps und Tricks ein, die selbst Anfängern Mut auf beachtliche Ergebnisse machen.
Perfektion ist der Feind des Guten. Voltaire
Gewürze, Saucen, Dressings
Mein Lieblingskapitel ist die thematische Bündelung von Rezepten für Saucen und Dressings, denn hier geht es um eine große Hürde beim japanischen Kochen. Wer jemals Vegetarierinnen oder Veganerinnen mit etwas anderem außer Sushi oder eingelegtem Gemüse bewirten wollte, kennt sie. Nur mit der Herstellung eines fischfreien Dashi, was die Basis von so ziemlich jeder japanische Suppe darstellt, kann man diese Herausforderung bezwingen. Tim Anderson gibt einem das perfekte Handwerkszeug dafür mit.
Herkömmlich macht man Dashi, indem getrocknete Bonitoflocken (Katsuobushi) und Kombu Seetang erhitzt werden und dadurch ein geschmacklich sehr intensiver Sud entsteht. Dashi scheint kaum ersatzbar zu sein und bildet die Basis für Suppen, Eintöpfe, Soßen und Reisgerichte. In Japan Easy Vegan erfährt der Leser gleich drei Rezepte für veganes Dashi. Sie werden aus Kombu-Algen, Shitake-Pilzen oder Wakame-Algen in Kombination mit anderen Zutaten gekocht und können dann je nach Lust und Laune bei der Zubereitung vieler Rezepte zum Einsatz gebracht werden.
Süße Misosauce, vegane japanische Mayo oder eine durch Zitrusaromen geprägte Ponzusauce runden dieses Kapitel ab.
Nach der Pflicht, kommt die Kür
Hat man die nötigen Vorbereitungen getroffen, geeignete Zutaten im Haus, kann man sich in den folgenden drei Kapiteln in Snacks, Hauptgerichten, Reis- und Nudelgerichten so richtig austoben. Süsskartoffeln mit getrüffeltem Ponzu, Nigiri-Sushi mit gerösteter Paprika, Kimchi-Miso-Eintopf und Portobello-Bowl mit Zwiebeln sind nur einige der Gerichte, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.
Und damit das Mahl am Ende auch seinen würdigen Abschluss erfährt schiebt Tim Anderson ein Kapitel mit Süßspeisen und japanisch anmutenden Cocktails hinterher. Von Wassermelone-Sake-Mojito ist die Rede oder einem Grüntee-Brandy-Slush. Fast alle Rezepte sind so unglaublich einfach und gut erklärt, dass man die Ausrede, es wäre zu kompliziert selbst zu machen einfach nicht gelten lassen kann.
Mich selbst hat „Japan Easy Vegan“ letztlich auch aufgrund der zahlreichen ansprechenden Foodfotos, der aufwendigen grafischen Gestaltung, dem geprägtem Cover und dem fröhlich violettem Farbschnitt überzeugt. Ein Buch das ich benutzen, maximal verborgen, aber keinesfalls dauerhaft an jemand abgeben möchte.
Japan Easy Vegan – Tim Anderson
Klassische und moderne vegane japanische Rezepte
Originaltitel: Vegan Japaneasy / Hardie Grant Books
Hardcover, 208 Seiten, 19 x 24,8 cm
ISBN 978-3-517-09971-2
Erschienen beim Südwest-Verlag
Preis: 32 € (Stand 03/2021)
Über Tim Anderson
Tim Anderson ist Koch, Autor und MasterChef-Champion. In Wisconsin geboren und aufgewachsen, studierte er japanische Esskultur und lebte zwei Jahre in Japan. Nach seinem Umzug nach London gewann er 2011 MasterChef, was ihn zu einer der bekanntesten Stimmen Großbritanniens für japanisches Essen machte. 2013 eröffnete er das japanische Pop-up-Restaurant Nanban und Ende 2015 das gleichnamige Restaurant im Herzen von Brixton, das laut Michelin eine gelungene Mischung aus Ramen-Bar und Izakaya darstellt.
Und noch ein Kuchbuchtipp: Stevan Pauls Japanische Küche
Stevan Pauls Japanische Küche – Wie mich ein Kochbuch in die Japanischen Alpen entführt
Hi Charis,
seit Corona koche auch ich endlich etwas mehr, schließlich will die viele freie Zeit sinnvoll genutzt werden.
An die japanische Küche habe ich mich jedoch bisher noch nicht gewagt, schließlich klingt diese immer so kompliziert und aufwändig.
Dein Beitrag hat mich davon überzeugt, dass dies mit der richtigen Einstellung und dem richtigen Kochbuch nicht so sein muss.
Klasse ist, dass es eine Liste gibt in der aufgelistet ist was ich unbedingt zuhause haben sollte, es gibt nichts Ärgerlicheres als mitten unter dem kochen festzustellen das man eine bestimmte Zutat nicht dahat.
Ich freue mich schon auf die kommenden Tage in denen ich die japanische Küche mit all diesen Rezepten ausgiebig probieren werde.
Auch den einen oder anderen Cocktail werde ich sicherlich probieren?
LG
Stephan
Liebe Charis,
das Buch klingt für mich als Vegetarier in einer Familie mit diversen Unverträglichkeiten, die Milchprodukte ausschließen, sehr ansprechend. Auch das Cover gefällt mir sehr.
Toll, dass das Buch offenbar auch hält, was es verspricht und ein Tablett voller bunter Speisen in nur einer Stunde zubereitet ist.
Herzlichen Gruß
Anja
Liebe Charis,
Ich muss gestehen, dass ich kein großer Fan der japanischen Küche bin. Klar, man verbindet Japan auch mit Sushi, aber da habe ich im Laufe der Zeit schon einige vegetarische und vegane Sushis kennengelernt – und auch bei den Suppen und Reisgerichten habe ich viel Vielfalt gesehen. Ich kann gar nicht genau sagen, woran es liegt, aber irgendwie trifft die japanische Küche selten meinen Geschmack. Bei Sojasauce bin ich in der Regel schon raus.
Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap
Liebe Miriam, wenn ich japanisch koche, verwende ich sogar ziemlich wenig Sojasauce. Aber klar: die Geschmäcker sind eben komplett verschieden. Zum Glück! :)
Liebe Charis,
auch wenn mich das Buch optisch erstmal nicht angesprochen hätte, die Rezepte klingen großartig.
Und auch „was ich im Haus haben sollte“ klingt endlich mal nicht so abenteuerlich, wie sonst bei asiatischen Kochbüchern.
Übrigens, noch ein Kompliment. Dein Relaunch – wenn auch schon länger her – ist perfekt geglückt. Ich mag das Design sehr.
Frühlingshafte Grüße aus dem sonnigen Süden
Katja
Liebe Katja, das Buch ist sicher ungewöhnlich gestaltet, aber wenn man erst einmal darin blättert, entdeckt man schnell die Qualität. Ich war zunächst auch etwas verblüfft und gar nicht sicher, dass das das richtige Buch für mich ist. Aber ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Leider kann man bei so einer Vorstellungen immer nur Ausschnitte zeigen. Aber es sind ich wunderschöne Fotos von Japan drin, die Lust auf Land und Leute machen. Denke „in echt“ würde es Dir auch gefallen.
Und vielen Dank für das Kompliment. Darüber freue ich mich sehr!
Hallo Charis,
das Buch hört sich sehr gut an. Ich würde das nachkochen und ausprobieren. Eine tolle Idee wenn es ohne Fisch sein soll.
Es sieht aber auch ansprechend aus. Bücher die anders sind mag ich gerne.
Liebe Grüße
Julia
Liebe Julia, ich freue mich, wenn Dir das Buch gefällt. Da haben wir ja was gemeinsam.
Ich muss gestehen, ein Kenner der japanischen Küche bin ich nicht gerade, wobei ich mich gerne durch alles durchprobieren würde. Aber vom lesen her hätte ich Sorge, dass es mir doch etwas zu aufwendig wäre.. Für mich wäre es dann wohl eher ein Buch zum verschenken!
Das täuscht. Es sieht viel komplizierter aus als es ist. Das verblüfft mich auch immer wieder :)
Liebe Charis,
als großer Japan-Fan liebe ich natürlich auch die Speisen. Allerdings bin ich ein totaler Küchenmuffel. Aber dieses Kochbuch reizt mich und deine Review hat mir Lust gemacht die Rezepte auch auszuprobieren. Ich lade mir meine Freundin ein, sie liebt auch japanisches Essen. Dann können wir gemeinsam kochen, dabei klönen und im Anschluss lecker Essen.
Danke für diesen Buchtipp.
Liebe Grüße
Mo
Ich glaube, dass das Buch gerade auch für Leute gut ist, die nicht so gern viel Aufriss um das Essen machen. Die Rezepte sind einfach umzusetzen, vieles ist recht gut vorzubereiten. Dann mal ran. – Und erzähl, wie es geklappt hat!
Ausprobieren ist offensichtlich der Freund des Guten –
und diese Darstellung macht große Lust darauf.
Auch wenn dabei nicht gleich ein Lob von Voltaire folgen sollte…
Der Voltaire ist ein Zitat aus dem Buch… :)