Südtirol. Meran. Hinter der Frontscheibe liegt ein gelber Zettel mit der Erlaubnis, in die Stadt zu fahren. Mitten in der Fußgängerzone von Meran liegt das Imperial Art Hotel. Ein kleines Boutique-Hotel mit nur zwölf Zimmern, in dem wir ein paar Tage Südtirol-Urlaub verbringen wollen.
Während unserer Anreise werden wir von strahlendem Sonnenschein begleitet. Es ist Hochsommer. Meran ist gut besucht, aber nicht überfüllt.
Imperial Art Hotel – im Herzen von Meran
Direkt vor dem Hotel stehen die Tische des Imperial Coffee Art. Man ist versucht, sich gleich auf einen Apero niederzulassen, aber wir müssen erst einchecken, denn das Auto darf hier nur kurz parken.
Der Empfang ist freundlich und wir dürfen zwischen unterschiedlichen Zimmern wählen. Ein strahlend helles, etwas kleineres Zimmer im ersten Stock und ein größeres, ein wenig dunkler in der Einrichtung, aber mit Badewanne im Raum im dritten Stock. Schnell habe ich mich für letzteres entschieden. Und der kleine Balkon! Ich geniesse den Blick auf die Berge. Ab jetzt ist Urlaub! Schnell noch ein Bild für die Facebookfreunde und der Rest der Zeit ist nur für uns. Ich freue mich!
Geschichte des Hauses
Das Imperial Art Hotel befindet sich in einem Jugendstilgebäude. 1899 erbaut, befand sich hier zunächst ein k.u.k. Delikatessen- und Confiseriegeschäft und etwas später eine k.u.k. Bank von Tirol und Vorarlberg. Richtig interessant wurde es, als 1923 das Café Westminster im Wiener Stil eröffnete. Nun begann eine Glanzzeit in der Geschichte des Gebäudes. Meran als Kurstadt war beliebt. Internationales Publikum traf sich und durch die geschickte Verbindung von Kunst und Caféhaus, schaffte es das Westminster, sich zu einem Hotspot Merans zu entwickeln. Mitten im Zentrum der Stadt gelegen, trafen sich hier nun Einheimische und Gäste. Das Westminster war en vogue. Kunst und Genuss konnten hier wunderbar miteinander verschmelzen.
Mit dem Faschismus ändert sich der Name. Zu feindlich, zu englisch klingt es. Als Café Imperial wird es vom Patrone Josef Schlechtleitner noch bis in die siebziger Jahre geführt. Mit der Übernahme des Familienbetriebes durch den Sohn 1971 findet eine Umgestaltung des Cafés statt. Die damals moderne Einrichtung ist noch heute ein Teil des Konzepts im hinteren Bereich des Imperial Coffee Art. Als Hotelgast kann man in dem schönen Ambiente frühstücken und in den Tulip Chairs Platz nehmen. Ein schöner Start in den Tag!
Das Haus selbst wird 2009 verkauft und komplett entkernt. Zwölf moderne Hotelzimmer entstehen, teils mit tollem Ausblick, mit freistehenden Badewannen in den Zimmern und einige sogar mit einem Whirlpool auf Balkon oder Dachterasse. Alle Zimmer des Imperial Art Hotel werden von drei aus Meran stammenden Künstlern gestaltet, ganz in der Tradition des Hauses: eine Verbindung aus Kunst und Gastlichkeit.
Imperial Art – Das Haus
Interessant sind die Vorgaben, die den Künstlern Elisabeth Hölzl, Ulrich Eggers und Marcello Jori gemacht werden. Lediglich ein Budget ist vorgegeben und die Aufgabe, jeden Raum so wohnlich zu gestalten, dass man selbst gern darin schlafen mag. Alles andere bleibt frei. Das führt zum Beispiel dazu, dass Marcello Jori sich in seinem Zimmer verschanzt und erst nach Tagen und der Fertigstellung eines Entwurfs wieder herauskommt.
Elisabeth Hölzl zeichnet ein Bett und lässt es von ihrem Bruder nachbauen. Die weiteren Einrichtungsgegenstände kauft sie aus einem niedergegangen Hotel zusammen und erinnert mit einem riesigen Foto vom Schriftzug Bristol an die verstrichene Ära.
So sind die Zimmer des Imperial Art Hotels nun sehr verschieden. Mal dunkel, mal hell, mal sehr clean, mal warm und mondän. Die Fernseher, die unverzichtbar ins Konzept aufgenommen werden mussten, sind Teil der künstlerischen Gestaltung. Lediglich die Badezimmer sind in ihrer Grundausstattung identisch. Der Zuschnitt variiert jedoch auch hier überall.
Ich selbst bin begeistert vom Blick zur Rückseite des Hotels hinaus. Während es vor dem Haus auf der belebten Einkaufsstraße zeitgemäß und modern zugeht, scheint dort die Zeit still zu stehen.
Was unternehmen in Meran?
Wir haben keinen festen Plan. Die bevorzugte Lage Merans, klimatisch begünstigt, mediterran geprägt in der Ebene, angenehm frisch am Berg, lässt alle Möglichkeiten offen. Vom Hotel aus, welches direkt an der Kurpromenade liegt, erreicht man alles bequem zu Fuß. Selbst den Lift für eine Bergfahrt nach Dorf Tirol.
Die Innenstadt ist voller Geschäfte, besonders die urigen Laubengänge möchte ich jedem Besucher ans Herz legen. Ein Bummel an der Uferpromenade des Passers macht Spaß und ist vor allem in den Abendstunden romantisch. Überall trifft sich in Meran moderne Architektur mit alten Gemäuern. Das macht es spannungsvoll und gemütlich zugleich. Die alten Kuranlagen verfallen scheinbar, sind jedoch immer noch Teil des bunten Lebens dieser Stadt. Mir gefällt das alte Kurcafé, das sich am Ende einer alten Wandelhalle anschließt.
Wer Südtiroler Produkte kaufen möchte, dem empfehle ich PUR direkt gegenüber des Hotels. Ein großer Laden, in dem man von Wein, über das Parfum Nanga Parbat von Reinhold Messner bis hin zum Latschenkieferbonbon alles findet, was die Region an Schätzen hergibt.
Den Sonntagabend verbringen wir im Restaurant Sissi. Für mich der schönste und genussreichste Abend des gesamten Aufenthalts. Selten habe ich ein solches Geschmacks-Feuerwerk, eine so unterhaltsame Sterneküche in so zurückhaltendem und natürlichem Ambiente erlebt. Rundherum war dieses Abendessen eine Freude!
Ein weiteres kulinarisches Highlight, das Kallmünz, erlebten wir weniger spektakulär, jedoch soll es auch hier als Lokal nicht unerwähnt bleiben: das Ambiente ist ausnehmend schön.
Wer mag, kann als Gast des Imperial Art Hotels die Therme Meran besuchen. Riesige Badelandschaften und Saunen sind mit einem modernen Design ausgestattet. Die Innenarchitektur stammt von Matteo Thun. Für mein Empfinden eher etwas für die Wintermonate. Jetzt im Sommer ist es laut und extrem voll. Empfehlenswert ist es, an den Freibecken vorbei ganz nach unten zu gehen und dann einen Blick auf die Therme und die dahinterliegenden Berge zu werfen.
Wir haben mit dem Wetter wenig Glück. Die zahlreichen Sonnentage Merans haben sich vor uns ein versteckt. Die Gastfreundschaft im Imperial Art Hotel hat uns das jedoch vergessen lassen. Wir kommen wieder!
Imperial Art Hotel Meran
Freiheitsstraße 110
I-39012 Meran (BZ) Italien Tel. 0039 0473 23 71 72
info@imperialart.it
Tipps in der Umgebung
Weingut Kränzelhof
Gärten von Schloß Trauttmansdorff
Wanderung zum Knottnkino
PUR – Südtiroler Spezialitäten (direkt gegenüber vom Hotel)
Restaurant Sissi
Kellerei Meran Burggräfler
Therme Meran
Danke an das Imperial Art Hotel. Der Bericht spiegelt meine persönlichen Eindrücke wieder.
Vielen Dank, toller Beitrag
Schöne Beschreibung eines wirklich ungewöhnlichen Hotels, das ich leider 2008 noch nicht in mein zweites Hotelbuch über Südtirol „Südtirols schönste Hotels“ Folio Verlag Bozen/Wien aufnehmen konnte – es hätte gut in die Auswahl gepasst. Kleine Korrektur: einer der einrichtenden Künstler heißt Ulrich Egger (nicht Eggers) – er ist Bildhauer, Maler und ein beachtlicher Fotokünstler – ich konnte mit ihm das Buch „Innovative Schulbauten in Südtirol“, Tappeiner 2013, machen. Südtirol törggelt nicht nur oder kracht pseudoalpin vor sich hin sondern hat ein sehr lebendiges Kulturleben mit beachtlichen modernen Künstlern, Architekten, Musikern und Literaten was von außen nicht so schnell wahrgenommen wird. Empfehlung: nicht nur wandern sondern die Kulturrunde machen – „Culturonda Südtirol“, ebenfalls ein Buchtitel von mir im Folio Verlag, eine Anleitung dazu.
Andreas Gottlieb Hempel, Immigrant in dieser schönen Region.