Als wir mit dem Wagen die schmalen, von Steinmauern begrenzten Dorfstraßen zwischen den Weinbergen hinauffahren, dämmert es bereits. An den Berghängen werden die Herz-Jesu-Feuer entzündet. Ein traditionelles Tiroler Ritual, dass sich jährlich wiederholt. Immer am dritten Sonntag nach Pfingsten steigen dafür Männer und Frauen die Berge hinauf und bereiten das Spektakel für die Dunkelheit vor. Sobald die Dämmerung einsetzt, werden viele kleine Lichter entzündet, die im Ganzen ein Motiv ergeben. Schauen wir von unserem Reiseziel, dem Hochbrunnerhof in Terlan Richtung Süden, so sehen wir ein besonders eindrucksvolles: ein großes Herz mit einem Kreuz.
Ferien auf dem Hochbrunnerhof – Zu Besuch beim Apfelbauern
Es ist ein lauer Vorsommerabend. Die Terlaner und ihre Gäste sind auf die Wege vor ihren Höfen getreten. Manche sitzen auf den kleinen Steinmauern und unterhalten sich. Andere bummeln herum. Auch unsere Vermieter lassen sich das Treiben nicht entgehen. Sabine und Andreas Gatscher begrüßen uns herzlich und nachdem wir gemeinsam ein wenig geschaut haben, zeigen sie uns unser Domizil für die nächsten Tage. Der Hochbrunnerhof liegt 300 m ü.M. am Rande der Südtiroler Ortschaft Terlan. Wir bewohnen das Apartment Golden. Es ist eins von fünf Ferienapartments mit Platz für zwei bis vier Personen. Ebenerdig und mit Terrasse und Zugang zum neu angelegten Garten mit Schwimmbecken.
Alle fünf Ferienwohnungen sind 2014 neu saniert und eingerichtet und tragen Namen der Apfelsorten, die wir aus heimischen Supermärkten kennen: Kanzi, Gala, Delicious. Mit apfelgrünen Kissen zieht ein Hauch von Apfelplantage vom Feld hinein bis in die Zimmer.
Ländliche Idylle und Komfort
Durch die Fenster unserer Wohnung im Erdgeschoss sehen wir hinunter auf die Apfelbäume und in der Ferne auf die Berge des → Meraner Landes. Ländliche Idylle, kombiniert mit dem Komfort, den sich viele Stadtmenschen im Urlaub wünschen: eine moderne Küche, ein Fernseher und freies WLan. Wer im Sommer kommt, kann seit einigen Tagen in den blau leuchtenden Pool neben der Rollrasenwiese springen. Das Panorama beim Schwimmen ist fantastisch. Die Liegen rund um das Becken laden unbedingt dazu ein, sich mindestens einen faulen Tag zu machen.
Geschichte des Hochbrunnerhofes
Der Hochbrunnerhof ist ein in vierter Generation bewirtschafteter landwirtschaftlicher Betrieb und seit Beginn des 19. Jahrhunderts im Besitz der Familie Gatscher. Gelistet beim „Roter Hahn Südtirol“, einem Verbund Südtiroler Qualitäts-Bauernhöfe liegt er umgeben von Weinbergen und Apfelplantagen leicht erhöht am Rande des Tales.
Wer sich für die Geschichte der Südtiroler Höfe interessiert, kann etwas dazulernen: Der Hochbrunnerhof wird als geschlossener Hof bezeichnet. Das bedeutet, es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Hof immer nur an einen Erben weitergegeben werden darf. So sichern sich die Familien ab, dass die ohnehin meist nicht großen landwirtschaftlichen Betriebe nicht noch weiter geteilt werden und somit den einzelnen Bauernfamilien ein wirtschaftliches Überleben möglich bleibt.
Andreas Gatscher bewohnt den Hof mit seiner Frau, den fast erwachsenen Töchtern und den Eltern, die alle gemeinsam den Familienbetrieb in Schwung halten. Je nach Saison sind Hilfskräfte im Haus. Gäste gibt es immer, denn die Wohnungen werden ganzjährig vermietet.
Gut behütet
Der Hof besteht aus mehreren Gebäuden und wird durch ein steinernes Hoftor betreten. Links in der Mauer befindet sich eine Vertiefung mit einer bunt bemalten Heiligenstatue. Das macht schon mal Eindruck und ist außerdem typisch für die Region, in der der Glaube viele Jahrhunderte lang und bis heute eine übergeordnete Rolle spielte.
Die Hofeinfahrt ist säuberlich gepflastert. Überall blühen Blumen. Vor allem die vielen Rosen leuchten wunderschön. Durch eine massive alte Holztüre treten wir ins Haupthaus.
Hinter den dicken Mauern öffnet sich ein weiß gekalktes, freundliches Entrée. Rechterhand befindet sich der kleine Hofladen, den Frau Gatscher täglich mit neuen Köstlichkeiten auffüllt. Es gibt eingelegten Spargel, Apfelsäfte vom Hof und aromatische Marmeladen aus den Früchten rund ums Haus.
Geradeaus, geht es ein paar Stufen hinab. Das Kellergewölbe des alten Gemäuers haben Gatschers sorgfältig saniert. An dicken alten Weinfässern sollen Gäste im Sommer einen Apéro genießen können. Wenn die Sonne im Sommer so richtig brennt, ist die Kühle der alten Bauernhäuser besonders wohltuend. Aber noch ist es nicht so weit. Als wir anreisen sind wir nahezu allein. Wenn genug Besuch im Haus ist, mindestens acht Gäste, dann kocht die Hausherrin sogar.
Über eine massive Steintreppe geht es weiter zu den Wohnungen. Wir beziehen unser Appartement im Erdgeschoss. Ganz oben wohnt die Wirtsfamilie.
Vom einfachen Bauernhof zum spezialisierten Obstanbaubetrieb
Wer das historische Terlan mit dem von heute vergleicht, wird es nur schwer wieder erkennen. Früher lebten die Bauern in bescheidenen Verhältnissen. Statt der großen Felder wurden Tiere gehalten. In der Mitte des Etschtales, dort wo heute die riesigen Apfelplantagen mit ihren Hagelnetzen die Sicht verschandeln, war noch Sumpflandschaft. In den 50er/60ger Jahren wurden große Gebiete davon trocken gelegt. Die Bauern vom Hochbrunnerhof erwarben zusätzliche Nutzflächen. Nach der Übernahme 2004 strukturierte Andreas Gatscher seinen Betrieb von Grund auf neu.
Heute ist der Hochbrunnerhof ein reiner Obstanbaubetrieb. Familie und Gäste wohnen inmitten herrlicher Weinberge und genießen den Blick auf die malerischen Berge und die Höfe im Umland. Den Alltag auf dem Hof bestimmt die Natur. Da in erster Linie Äpfel angebaut werden, gibt der natürliche Kreislauf der Saisonen den Takt vor. Gala, Golden Delicious, Morgenduft, Fuji, Braeburn, Pink Lady, Kanzi oder Granny Smith: von ihrem Gedeihen hängt alles ab. Von März bis Mai werden deshalb die Plantagen neu angelegt, in den Sommermonaten gepflegt und im Herbst abgeerntet. Wenn nach der langen Saison im Herbst alle Früchte verkauft und verarbeitet, die Bäume für die Kälte vorbereitet sind, kehrt auf dem Hof winterliche Ruhe ein.
Selbstversorger
Die Gäste der Ferienappartements haben viele Vorteile. Neben den regionalen Köstlichkeiten aus dem Hofladen können sie zum Beispiel mit knackfrischen Kräutern aus dem hofeigenen Garten kochen. Sie wachsen praktisch vor der Türe. Wer Bequemlichkeit liebt, lässt sich morgens einen Frühstückskorb an die Zimmertür bringen. Auf Wunsch steckt sogar ein frisch gekochtes Ei darin.
In der Umgebung gibt es unzählige Ausflugsmöglichkeiten. Im Ultental locken die traditionellen Bergbauernhöfe mit ihrer beeindruckenden Holzbauweise und den tief dunklen verwitterten Balken. Meran und Bozen bieten an regenreichen Tagen Kunst, Kultur und Shoppingmöglichkeiten. Fast alle Messner Mountain Museen sind nur ein paar Kilometer entfernt und wer lieber essen gehen möchte, statt selbst zu kochen, findet auf Berggasthöfen wie dem Buschenschank Oberlegar immer eine volle Karte.
Was bleibt noch zu sagen? Eigentlich nicht viel. Wer in Terlan Urlaub macht, sollte Wanderschuhe, eine Wasserflasche und ein wenig Sonnencreme dabei haben. Den Rest? Regelt die Umgebung.Cantina Terlan
Eine wunderbare Kellerei, nur wenige Meter vom Hof entfernt. Ein Besuch den wir sehr empfehlen können. Nach dem Quarz fragen! Das ist ein ganz besonders köstlicher Tropfen. Und dazu passt selbstverständlich am besten der Terlaner Spargel.
Südtiroler Rezept: Bozner Sauce zum Spargel
FERIENWOHNUNGEN HOCHBRUNNER
Familie Gatscher
Margarethenweg 8
I – 39018 Terlan (Südtirol)
+ 39 0471 257430
hochbrunner.com
Buchbar ist die Wohnung über die Seite Roter Hahn Südtirol.
Offenlegung: Ich habe den Hof im Rahmen einer Recherche besucht.
Mehr Informationen über den Roten Hahn Südtirol
Roter Hahn Südtirol | Bauernhöfe für Urlaub, Handwerk, Genuss
Vielleicht kommt hier der Wein ein wenig zu kurz: Der Weinberg vor dem Hochbrunnerhof liefert die Trauben für den renommierten Sauvignon blanc „Winkl“, der in Sichtweite liegenden Kellerei Terlan/Andrian mit hrer hervorragenden modernen Architektur. Dort ist das Verhältnis von Qualität und Preis auch für Südtiroler Verhältnisse fast unschlagbar günstig. Die Porphyrböden bringen eine ganz besondere Mineralität in die Weine von denen der Klassiker „Terlaner“ eine Cuvée aus Sauvignon und Weißburgunder großes Trinkvergnügen bietet. Die Meßlatte an Qualität bieten die Spitzenweine Sauvignon „Quarz“, Gewürztraminer „Lunare“ Lagrein „Porphyr“ und eine der ungewöhnlichsten Cuvées Südtirols, der „Torilan“ aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Blauburgunder. Das alles in Steinwurfweite vom „Hofbrunner“ – da fällt der Rückweg auch nach übertriebener Abfüllung leicht!
Zum Wohl!
Andreas