Kals. Osttirol. Das Kalsertal in Osttirol, an der Grenze zu Salzburg und Kärnten ist kein Durchgangstal und daher ein kleiner Geheimtipp, denn das Tal, aus dem sich ein grandioser Blick auf den 3.798 m hohen Großglockner eröffnet, hat eine Menge zu bieten. Weit mehr, als ich bei meinem kurzen Besuch im Oktober entdecken konnte – kein Ort Österreichs ist so nah mit dem König der Berge verbunden wie dieser. Kals am Großglockner liegt inmitten von Glockner-, Schober- und Granatspitzgruppe und zeichnet sich durch eine malerische hochalpine Landschaft aus, die vom ersten Moment an verzaubert. Am Ende des Kalsertales befindet sich das Gradonna Mountain Resort – ein Ort der Erholung, zum Kraft schöpfen und für vollendeten Berggenuss. Ein Ort, den man kennen sollte.
Den Bergen so nah
Es ist Spätherbst. Für mich eine wunderbare Zeit zum Reisen, wenn nicht die schönste. Dort, wo sich der Herbstnebel als Vorbote des Winters breit macht und die Temperaturen langsam fallen, wird es nun merklich ruhiger. Das liebe ich besonders!
Wir sind mit dem Auto unterwegs in die Berge. Die regennasse Strasse, die sich in schlangenförmigen Kurven das Tal hinauf windet, glänzt dunkelgrau. Die Almwiesen zeigen ihr letztes sattes Grün, Bäume riskieren ein Farbgewitter in bräunlich, orange oder rot und über allem thront der graue Fels, der sich an den Spitzen bereits weiß überzuckert zeigt. Traumhaft schön! Wir passieren versprengt liegende Weiher und Höfe, einen Wasserfall und verwitterte Holzkreuze. Die Wiesen sind gemäht. Eine Bilderbuchlandschaft. Der Großglockner leuchtet in der Ferne.
Das Auto vergessen
Wir passieren das Kalsertal fast bis zum Talschluss. Nachdem wir einen letzten Bach überquert haben, geht es noch ein winziges Stück bergauf. Dann stellen wir das Auto ab. Für den Rest des Aufenthaltes werden wir es nicht mehr brauchen.
Das Gradonna Mountain Resort wurde 2012 eröffnet und bildet den zwölften Weiler dieses langgestreckten Tales. Weit hinten, wenn der Glockner hinter den anderen Felsen verschwindet, findet man das autofreie Resort, das von weitem wie im Hang zu schweben scheint. Ein großer schwarzer Wohnturm schlägt die optische Brücke zu den Kirchtürmen im unteren Tal. In großen Glasfronten spiegelt sich die beeindruckende Bergwelt.
Wenn man hier angekommen ist, ist man einfach „da“. Alles Lebensnotwendige bietet das Resort, das aus einem Hotelbereich, einem Chaletdorf mit 42 Hütten und einem kleinen Badeteich besteht. Wer nicht zwingend einen Ausflug in die weitere Umgebung machen will, kann sich voll auf die Natur einlassen und je nach Talent einfach mal voll und ganz entspannen.
Wir betreten das Hotel durch den bescheiden gestalteten Haupteingang. Nichts soll hier ablenken. Die Farben sind sanft und natürlich. Überall finden sich Holz und Stein der Umgebung wieder. Das Auge entspannt sich, es gibt keine überflüssige Dekoration. Lediglich ein großer Korb mit Äpfeln und wunderbare Holzskulpturen des einheimischen Bildhauers Peter Niedertscheider schmücken den Raum. An der Rezeption werden wir freundlich in Empfang genommen, bekommen unsere Schlüssel und werden persönlich auf das Zimmer begleitet. Wer im Hotel wohnt, bekommt eines der Zimmer im querliegenden Wohntrakt mit herrlicher Aussicht oder eines der exklusiveren Turmzimmer. (Originelles Detail: die Zimmernummern der Turmzimmer richten sich nach den Höhenmetern. Während der Ort Kals auf 1.330m liegt, liegt man hier im Turm bereits auf 1.500m und wir nun auf 1.532.)
Von Anfang an spüre ich die wohltuende Ruhe und Harmonie, die dieser Ort ausstrahlt. Ist es der Kalser Marmor am Boden, der für den Bau abgetragen, dann geschliffen und in neuer Gestalt als Boden im Haus verlegt wurde? Sind es die riesigen Fensterfronten, die die Natur an jeder Stelle des Hauses ins Innere holen und in denen sich von außen der Felsen gegenüber so wunderbar spiegelt? Oder ist es die Energie, die von diesem Ort ausgeht, dem man nachsagt, ein Kraftplatz zu sein (eine kleine Felsenkapelle gibt heute noch Kunde davon). Ich weiß es nicht. Das Gradonna jedenfalls liegt ideal unterhalb des Blauspitz, den man auch als Hausberg bezeichnen kann. Dort entspringt eine kleine Quelle, die das Haus mit frischem Wasser versorgt. Ein rundum gesundes Klima. Ich fühle mich wohl.
Da der Abend schon bald kommt, wird es Zeit den Rest des Tages zu planen. Sollen wir spazieren gehen, die Farben und den Nebel bestaunen? In warmen Sachen in die klare Bergluft eintauchen, das Prickeln auf der Haut geniessen? Oder lieber die neu gefundene Ruhe annehmen, in eine warme Wolldecke gekuschelt lesen und die Füße ausstrecken? Unser Zimmer ist so schön und die warmen Saunen im Keller locken und so entscheiden wir drin zu bleiben. Eine clevere Entscheidung.
Ruhe und Genuss
Pool und Saunalandschaft befinden sich im unteren Teil des Hauses und sind voneinander getrennt. Das ist auch gut so, denn im Hotel gibt es viele Familien mit Kindern, die hier ihren Spaß finden können. Wir ziehen uns in eine der Saunen zurück und genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit. Die Wände aus heimischer Fichte schenken Geborgenheit. In kleinen Innenhöfen stehen weitere Skulpturen des Bildhauers Niedertscheider. Ich stelle mir vor, wie im Winter der Schnee darauf fällt und möchte am liebsten liegen bleiben. Eine angenehme Stille macht sich breit. Einfach mal nichts tun. Hier in der Abgeschiedenheit der Berge kann ich mich darauf einlassen.
Das Abendessen gibt es im großen Speisesaal des Gradonna. Mehrere Bereiche sind durch schlichte hohe Lederwände voneinander getrennt, sodass die Größe des Raumes nicht verloren geht, aber eine angenehme Atmosphäre erhalten bleibt.
Die Tische sind auch hier frei von jeglicher Dekoration. Tischdecken braucht hier niemand, eine feine, weiß gestärkte Serviette reicht! Das gefällt mir sehr.
Die Bedienung ist aufmerksam um unser Wohl bemüht. Wir bekommen die Menüfolge vorgelegt, können wählen zwischen verschiedenen Gängen oder auch einen Gang weglassen. Dazwischen gibt es Salat von einem abwechslungsreichen Buffet, auf dem sich viele regionale Spezialitäten wiederfinden.
♥ Ein Blick in die Küche des Gradonna – Hier wird jeder Gang liebevoll von Hand angerichtet und dann à la minute serviert.
Ein guter Tropfen – Weinproben im Gradonna
Nach dem Abendessen haben wir die Möglichkeit, einer Weinprobe in dem gut sortierten Weinkeller des Gradonna beizuwohnen. Der Sommelier ist sehr engagiert, was aber ermüdend auf mich wirkt. Der Wein fließt nur langsam und so halten wir nicht bis zum Ende durch. Wer mehr Durchstehvermögen hat: die Weinauswahl war top!
Ausblicke
Wir können leider nur zwei Nächte bleiben. Die Zeit ist zu kurz, um große Wanderungen zu machen und die Umgebung zu erkunden. Also besichtigen wir die wunderschönen Chalets mit ihren privaten SPA-Bereichen, luxuriöser Ausstattung und grandiosen Ausblicken auf das Tal.
Direkt vor dem Hotel lädt ein Naturbadeteich zum Verweilen ein.
Wer Kinder hat, kann diese in verschiedenen Bereichen in Obhut geben. Im Winter drinnen, im Sommer gern auch rings ums Haus. Das Angebot wird immer dem aktuellen Wetterbericht angepasst.
Das Erwachen – Eintauchen in die Berge
Für mich sind die schönsten Gradonna-Momente jedoch am Morgen: Das Erwachen, wenn man vom Bett aus auf die Berge sieht und die Umrisse immer klarer werden. Ich habe meinen Bademantel und die warmen Socken geschnappt, mich auf den Balkon gesetzt und konnte mich an dem Farbspiel und den ziehenden Wolken und Nebelschwaden nicht sattsehen. Von dort ging es zurück ins Bett und dann in die kuschelige Sofaecke mit Ausblick. Es war schwer, sich festzulegen, wo man am liebsten sitzt, aber eines hatten alle Plätze gemein und das war die Nähe zur Natur. Man taucht ein in die Farben und fühlt sich wie ein Teil des ganzen. Genau das macht für mich den Zauber des Gradonna aus. Für mich der dringlichste Grund, um wiederzukommen!
Frühstücksfreuden
Das Frühstück nimmt man wieder im großen Speisesaal ein. Die großen Fensterfronten geben nun den Blick auf das Tal frei. Das Angebot an Speisen ist beeindruckend. Von Eierspeisen bis zu frisch gebackenen Broten bleibt kein Wunsch unerfüllt. – Noch immer ist alles frei von unnützer Dekoration. Verpackungen, wie sie vielfach üblich sind: Fehlanzeige! Das Gradonna ist ein Musterbespiel in Sachen Müllvermeidung.
Wer mag, deckt sich vor der Abreise noch mit Spezialitäten im Osttiroler Feinkostladen ein. Hier setze ich aus, denn dafür hab ich ja mein wohlgeraten.
Das Gradonna jedoch behalte ich in guter Erinnerung. Ich bin mir sicher, dass ich hier noch einmal hinfahren werde.
Gradonna ****s Mountain Resort Châlets & Hotel
♥ Wer mit einer Familie und Freunden anreist, ist mit einem der Chalets gut bedient. Paaren empfehle ich eines der Zimmer im Hotel (besonders im Turm!). Kinder geniessen die tolle Unterhaltung, die an verschiedenen Orten geboten wird.
♥ In jedem Zimmer steht eine Karaffe mit einer Zirbenholzkugel. Das klare Gebirgswasser aus der Quelle vom Blauspitz schmeckt frisch und man sollte aufgrund der Höhe reichlich davon trinken!
♥ Vorschläge für Wanderungen findet man in der morgendlichen Hauspost oder an der Rezeption. Einen Rucksack muss man nicht zwingend von zuhause mitbringen. Ein wunderschönes Leihmodell liegt auf dem Zimmer.
♥ Wer im Winter kommt, kann Skifahren gehen. Das Skigebiet Großglockner Resort Kals- Matrei beginnt direkt vor der Haustür.
♥ Unbedingt empfehle ich eine Behandlung mit den Alpienne-Produkten. Das tut nicht nur der Haut, sondern auch der Seele gut.
Danke an Martha Schulz und ihr Team für die Einladung. Bei Hoteldirektorin Brigitte Berger bedanken wir uns für die überaus freundliche und unterhaltsame Führung durch das Haus. Es war uns ein Vergnügen!
Vielen Dank für diesen Artikel über Ferien in Osttirol. Der Herbst ist eigentlich die perfekte Zeit, um in schöne Berglandschaften zu reisen. Besonders der Nebel, den du beschreibst, scheint mir heilend zu sein, um im wirklichen Leben zu sehen. Die Bilder, die du gemacht hast, sind wirklich schön. Ich liebe Wellnessreisen sehr.
ich bin über conntrip auf deine seite gekommen.
geniale fotos. machst du das alles selbst?
Wahnsinn. Wie schön!
Hi das sind einfach fantastische Bilder, die hier auf der Seite zu finden sind. Bei so einem Anblick aus seinem Hotelzimmer bekommt man wirklich Sehnsucht nach den Bergen und unglaublich Lust auf das Wandern. Im Kalsertal bin ich jedoch noch nie gewesen sieht aber beeindruckend aus.
Da möchte man am liebsten aus der schnelllebigen Stadt gleich verschwinden und die Ruhe in den Alpen finden.
Der Wein, Bacon, das Frühstück und die Aussicht – einfach ein Traum :)
Wir waren schon einige Male im Kalsertal. Leider noch nie im Gradonna.
Nach Deinen Bildern möchte meine Frau unbedingt einmal dort wohnen.
Weiter so! Feines Blog.
Sieht das toll aus Charis – da möchte ich unbedingt einmal hin! Danke für den tollen Tipp!
Karina
Eigentlich bin ich gegen solche Riesenanlagen mitten in einer bis dahin noch unberührt scheinenden Natur. Mensch, Müll, Masse von allem. Aber das Hotel scheint sehr kultiviert zu sein und ich werde es baldmöglichst erkunden, wir sind ja fast auf der anderen Seite des Großglockner.
Und etwas Luxus gelegentlich tut wohl auch der Seele gut. Und: wenn man einmal drin ist sieht man es nicht von außen. Danke für die schöne Vorstellung dieses Ortes.
Andreas
Lieber Andreas, ich verstehe Deine Skepsis. Das geht mir oft genauso. – Natürlich bedeutet auch dieser Bau zunächst einen Eingriff in die Natur. Dennoch sind viele Dinge sehr vorbildlich geregelt und ich bin sicher, Du wirst erstaunt sein, an welche Details man hier gedacht hat.