Stubaital. Tirol. Reißt der Nebel auf? Als ich mich entschließe das Haus zu verlassen, ist diese Frage alles andere als geklärt. Die Wolken hängen tief und verwehren mir den freien Blick auf den Gletscher und die Stubaier Bergwelt. Aber ich habe ruhige Tage hier in Tirol, in einem gemütlichen Ferienhaus aus Holz und wenn es wirklich zu schlimm regnen sollte, dann kehre ich früher um… Mein heutiges Ziel ist die Falbesoner Nockalm. Eine bewirtschaftete Stubaier Alm auf ca. 1600 m ü.M.. Die Alm hat 2015 neu eröffnet.
→ Wanderlust und Schneeverliebt | Die Gletscher Chalets im Stubaital ←
Steil bergauf – Aufstieg zur Falbesoner Nockalm
Direkt hinter den Gletscher Chalet Stubai im Neustifter Ortsteil Ranalt führt ein unscheinbarer Steig in den Wald. Ein verwittertes Schild weist den Weg auf eine bewirtschaftete Hütte. Ich werfe noch einen Blick zurück. Von hier aus hat man einen schönen Blick talabwärts und kann die Gletscher Chalets schön von oben sehen. Dann beginnt der Wald.
Ich steige hinauf. Der Weg ist schmal und eher steil. Da es neblig trüb ist, merke ich kaum, dass die Bäume das Licht rauben. Die Luft ist feucht. Könnte ich riechen, wäre das jetzt eindrucksvoll, aber leider fehlt mir dieser Sinn. Also genieße ich zu sehen und zu hören.
Boden und Blätter sind feucht. Alles sieht saftig und gesund aus. Das grüne Moos leuchtet und ich liebe Grün. Für die Augen ist diese Wanderung eine wunderbare Entspannung.
Je höher ich steige, umso ruhiger wird es. Man hört es tropfen, Vögel kreischen. Ab und an knackt es. Stille.
Immer wieder verschnaufe ich, denn der Aufstieg ist nicht schwierig aber steil. So, dass ich ins Schwitzen komme. Wer ganz normal konditioniert ist, kann in ca. 90 Minuten oben an der Falbesoner Nockalm ankommen. Das gilt nicht für mich, denn ich bleibe ständig stehen oder klettere herum. Ich mache Fotos oder will einfach nur schauen.
Später lichtet sich der Wald. Man kann die gegenüberliegenden Gipfel im Nebel sehen. Wie weit man bei guter Sicht sieht, kann ich nur erahnen. Ich erreiche eine Lichtung auf der an einem Hang hoch über dem Tal, mit wunderbarer Aussicht, ein Tisch steht. Hier könnte man rasten. Leider ist es heute zu ungemütlich dafür.
Die neue Falbesoner Nockalm
Von der Lichtung aus sind es nur noch wenige Meter bis zur Falbesoner Nockalm. Über den breiten Forstweg, der vom Parkplatz der Nürnberger Hütte heraufführt, gehe ich die letzten Meter. Dass die neue Alm gebaut wurde, verdankt sie unter anderem dem Umstand, dass dieser Weg als Materialzubringer gebaut wurde, weil man einen Lawinendamm errichtet hat. So scheint es nur rechtens, wenn man ihn wenigstens ein paar wenige Meter weit begeht.
Kurz vor der neuen Falbesoner Nockalm stürzt der Ochstalbach herab. Neben diesem wurde der Lawinendamm errichtet und im Zuge dieser Baumaßnahme hat die aus Krössbach stammende Inhaberfamilie der alten Nockalm dann die neue Hütte gebaut. Über den Forstweg ist es möglich die Hütte unproblematisch zu beliefern und zu bewirtschaften.
Für einen Moment zögere ich noch, denn rechterhand vom Ochstalbach geht es weiter hinauf zur Bänken-Alm. Aber nein. Heute ist mir das dann doch genug… Immerhin wären das weitere 45 Minuten.
Das Wetter ist nicht freundlicher geworden. Ich freue mich in der gemütlichen Stube einkehren zu können. Typisch Tiroler Gerichte stehen auf der Karte und ich entscheide mich für Radler und Kaspressknödelsuppe, die wohlschmeckend und erstaunlich günstig sind.
Die Nockalm wird von Familie Gleinser aus Krössbach bewirtschaftet. Aus allererster Hand, nämlich von meinen Tischnachbarn, die ihre Hausgäste sind, erfahre ich dass die Wirtsleute dort eine Frühstückspension betreiben.
Verstecktes Kleinod: die alte Falbesoner Nockalm
Als ich mich verabschiede, plaudere ich noch eine Weil mit dem Hüttenwirt. Von ihm erfahre ich, dass die alte Alm nur durch unwegsame Steige über Ranalt und Falbeson zu erreichen war. So haben er und sein Bruder des öfteren Material zum Vater hochgetragen, der die Alm im Sommer als Senner bewirtschaftet hat. Manchmal mussten zweimal in der Woche Bier und Limo den Berg hinaufgetragen werden. Kamen Wanderer vorbei, bekamen sie Getränke und eine warme Mahlzeit, die hier noch auf offenem Feuer zubereitet wurde. Die offene Feuerstelle kann man in der Alm noch heute bewundern. Eine romantische Vorstellung, so lange man nicht die Person ist, die die Getränke den Berg herauf getragen hat.
Ebenso unromantisch ist, dass die Instandhaltung der Wege rund um die Almen noch heute allein den beiden Brüdern obliegt. Steigt man ein wenig in dem steilen Gelände hoch oder herunter, merkt man sehr schnell, was für ein anstrengender Job das Befestigen der Wege sein muss.
Die alte Falbesoner Nockalm ist seit ca. fünfzehn Jahren nicht mehr bewirtschaftet. Anfänglich war sie gar nicht mehr bewirtschaftet und verfiel. Heute versuchen die Brüder so gut es geht die alte Alm zu erhalten und jeder der hier vorbeikommt, kann sich dem Charme des alten Gebäudes eigentlich nicht entziehen.
Ich nutze die Gunst der Stunde und dass ich die Alm praktisch für mich alleine habe. Dunkel und vom Wetter gezeichnet duckt sie sich einige Meter unter der neuen Alm in den Hang. Die Bank und der Tisch vor der Hütte laden zum rasten ein und so bleibe ich sitzen, ehe ich den steilen Abstieg herunter nach Falbeson antrete.
Abstieg zur Daodleralm
Durch dichten Wald und wiederum einen relativ schmalen, steilen Weg geht es herunter nach Falbeson. Bald schon erreicht man die Doadleralm. Hier könnte man erneut einkehren, wenn man wollte.
Ich nehme den Weg über die Wiese, am kleinen Kirchlein vorbei, dass ich bisher immer nur tief verschneit aus dem Winter kannte.
Ein Stück muss man nun noch bis Ranalt herauf oder man nimmt ab Falbeson den Bus. Ich erreiche müde und abgekämpft die Gletscher Chalets, aber es hat sich gelohnt. Ein schöner Wandertag liegt hinter mir. Eine Wanderung, die man sehr vielseitig gestalten kann. Mir jedenfalls hat es gefallen.
Falbesoner Nockalm
Telefon +43 5226 3186
Mehr Infos →Falbesoner Nockalm auf Facebook
Saisonal geöffnet. Typische Almgerichte: Knödelsuppe, Brettljause, Kaiserschmarren
Aufstieg ab Ranalt über einen schmalen steilen Waldweg. 1 – 1,5h.
Mittlere Kondition und festes Schuhwerk.
Varianten
OT Volderau – vorbei an Doadleralm und alter Nockalm zur neuen Falbesoner Nockalm (einfach)
Ab Parkplatz Nürnberger Hütte über den breiten und neu angelegten Forstweg (bequem)Eine Tour von Falbeson zur neuen Regensburger Hütte habe ich auch auf Outdooractive gefunden.
→ Wanderlust und Schneeverliebt | Die Gletscher Chalets im Stubaital ←
♦ Mit diesem Beitrag beteilige ich mich an der Blogparade „Schlechtwetter-Fotografie“ auf dem Blog WANDERND → Schlecht-Wetter-Fotografie: Fotografieren bei Regen, Nebel und grauem Himmel Schaut doch mal rein. Dort gibt es viele Anregungen zum Fotografieren an einem Nebeltag wie meinem…
wirklich tolle Bilder. Danke, dass du damit bei meiner Blogparade dabei bist!
Hört sich super an, vor allem die Bilder sind teilweise echt atemberaubend! Ich finds toll :)
LG aus Rodeneck!
Wunderbar beschriebene gemütvolle Wanderung. Man kann auch bei schlechtem Wetter alles genießen und vor allem zur Ruhe kommen. Als Südtiroler kann ich nur auf den derzeitigen Jahrhundertherbst hinweisen, der sich seit Wochen südlich des Alpenhauptkammes abspielt. Da sind wir hier schon privilegiert im kleinen Paradies. Aber das Stubaigebiet merke ich mir für den nächsten Sommer vor – ist ja nur überm Berg!