Pontresina. Engadin. – Der Frühstückstee wird im Silberkännchen serviert. Ich genieße und bestaune den edlen Speisesaal, in dem ich Platz genommen habe. Die weiße Uniform des Kellners ist schick und dezent zieht er sich sofort wieder zurück. Diese unaufdringliche Form der Bewirtung ist angenehm. Außer ihm schreiten noch vier weitere Ober – still und um die Wünsche der Gäste bemüht – durch den Raum. Ich schaue zur Seite und frage mich: „Wie wäre es, würden William und Kate am Nachbartisch Platz nehmen?“ Wundern würde ich mich nicht. Im Gegenteil. Hier im prachtvoll ausgestatteten Saal des Grand Restaurants erschiene ihre Anwesenheit mehr als logisch. Die schlossartige Atmosphäre, die dienstbaren Geister und die prunkvolle Ausstattung bewirken, dass man sich wie eine Prinzessin auf Reisen fühlt.
Das Grand Hotel Kronenhof befindet sich im Engadiner Ferienort Pontresina im Schweizer Kanton Graubünden. Im Engadin hat sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine besondere Form des Bergtourismus etabliert. Ungewöhnlich prachtvolle Hotelbauten sind ein Teil dieser Entwicklung. Der Kronenhof gehört zu den Schönsten und gilt als eines der besterhaltenen Grand Hotels in den Alpen.
Zwischen Berg und Krone
Gäste des Kronenhofs erleben bereits bei der Ankunft den besonderen Reiz dieses Hauses, der aus einer ungewöhnlichen Mischung aus Grandezza und Bescheidenheit entsteht. Wer auf der Straße von St.Moritz anreist, sieht aus der Ferne das markante, symmetrisch angelegte Gebäude, das eher an einen Palast, als an ein Berghotel erinnert. Die Kuppel in der Mitte des Gebäudes leuchtet grün und wer genau hinschaut, entdeckt ganz oben die goldene Krone – das Wahrzeichen des Hotels.
Durch ein schmiedeeisernes Tor aus dem Jahre 1935 betreten die Gäste, von der Dorfstraße kommend, den gepflegten Ehrenhof, der sie, begleitet von Blumenrabatten, zum modern verglasten Eingang des Fünf Sterne Luxusresorts führt. Selbstverständlich kann auch mit dem Wagen vorgefahren werden. Sogar eine Kutsche steht unter einer Remise bereit (deren Zügel übrigens von einer Kutschmeisterin gelenkt werden). Wer mit der Bahn anreist, kommt in den Genuss mit einem voll ausgestatteten BMW der 7er Reihe abgeholt zu werden. Aussteigen. Ankommen. Urlaub.
Im Gegensatz zu anderen Hotels dieser Kategorie geht es im Kronenhof erstaunlich ruhig zu. Die Gästeschar ist gemischt. Familien mit kleinen Kindern reisen ebenso an wie Paare oder Großeltern mit ihren Enkeln.
Der frierende Hotelboy, der am Eingang gelangweilt von einem Fuß auf den anderen tritt, entfällt. Statt dessen verbreitet der aufgeweckte Concierge, den es aus Spanien in die abgelegene Alpenregion verschlagen hat, seinen Charme.
Service und Traditionsbewusstsein
Die Rezeption ist unauffällig und zweckmäßig gestaltet und im Durchgang zur Hotelhalle untergebracht. Über dem Empfang befindet sich eines von drei eindrucksvollen Deckengemälden, denen der Kronenhof sein besonderes Flair verdankt. Sie stammen aus der Zeit um 1901 und wurden vom Berner Kunst- und Dekorationsmaler Otta Haberer angefertigt.
An den Zimmerschlüsseln hängen dicke blaue Puschel. Dass es echte Schlüssel statt Karten gibt, lässt mein Herz höher schlagen. Höher hinaus geht es dann auch auf dem Weg in mein Zimmer. Nach dem Lift geht es die letzten Stufen zu Fuss. Über eine kleine Stiege gelangt man auf einen Flur. Die hier befindliche Turmsuite, neu gestaltet von Stararchitekt Pierre-Yves Rochon bietet nicht nur eine fantastische Aussicht bis weit hinein ins Val Roseg und auf die umliegenden Berge. Sie ist in ihrer hellen Gestaltung, den vertäfelten Wänden und angenehmen Größe auch ein fürstlicher Rückzugsort. Selten habe ich ein Hotelzimmer bewohnt, in dem ich mich spontan so wohl gefühlt habe.
50 Sorten Gin
Wer lange reist, ist hungrig. Unbedingt lohnend ist es deshalb vor einem Rundgang durch das Hotel einen kleinen Drink nebst Snack in der legendären Kronenhof Bar einzunehmen. Der mit dicken Ledersesseln ausgestattete Raum wirkt zunächst dunkel, gibt aber an der Front wie alle Gesellschaftsräume auf dieser Etage den wunderbaren Blick auf die Berge frei.
Fünfzig Sorten Gin, Zigarren aus Kuba und kleine Appetizer aus der Kronenhof-Küche lassen keine Wünsche offen. Wer am Nachmittag Zeit hat, sollte die Tea Time probieren. Es gibt sie klassisch oder im Engadiner Stil und ist sowohl optisch, als auch kulinarisch ein Genuss.
Wenn das Wetter mitspielt, ist ein Abstecher auf die schmale Terrasse vor der Bar Pflicht. Die Aussicht ist grandios!
Ein Rundgang durch den Kronenhof wird schnell zu einem Spaziergang durch die Geschichte des Hauses. Ich empfehle, sich dafür unbedingt ein wenig Zeit zu nehmen, denn vieles erkennt man erst auf den zweiten Blick.
Wie alles begann
Starten könnte der Rundgang in der Keimzelle des Hauses, dem heutigen Restaurant Kronenstübli. Dieses vom Gault Millau hoch dekorierte Restaurant befindet sich linkerhand des Ehrenhofes, ist auch für andere Gäste Pontresinas zugänglich und steht in der Tradition seiner Vorfahren. Im Jahre 1851 eröffnete hier der aus Grüsch stammende Andreas Gredig mit seiner Familie ein erstes Gasthaus und eine Weinhandlung, die aus einem umgebauten Engadinerhaus hervor gegangen waren. Speist man heute im historischen Ambiente des Kronenstüblis, so kann man den Stil des traditionell angelegten Gebäudes noch immer erkennen.
An den Ursprungsbau schlossen sich im Laufe der Jahre immer mehr Ergänzungen an, die man auf Plänen in den Fluren anschauen und nachvollziehen kann. Eine der imposantesten Neuerungen ist der von Otto Haberer ausgestaltetet große Speisesaal und die sogenannte Bellavista. Dieser weithin sichtbare Verbindungsflügel, verleiht dem Hotel einen opulenten Gesellschaftstrakt, öffnet das Hotel nach Süden und schenkt Zimmern und Gesellschaftsräumen einen fantastischen Blick auf die Engadiner Bergwelt. Die Natur, nach wie vor einer der Hauptgründe für einen Urlaub in Pontresina, scheint ins Haus zu kommen.
Der Speisesaal „Grand Restaurant“ und die verschiedenen Salons im unteren Bereich des Hotels schenken dem Kronenhof seinen mondänen und herrschaftlichen Charakter. Hier treffen moderne Gastlichkeit und alte Schule am sichtbarsten aufeinander. Während hinter geschliffenen Glasscheiben ein bunt eingerichteter Mini-Salon auf die Jüngsten zum Dinner wartet, geht es für Erwachsene am Abend in großer Robe zum Speisen. Das Grand Restaurant ist der einzige Speisesaal dieser Art, in dem Gäste am Abend noch in pompöser Kulisse in einem Hotel dinieren können (andere Säle in ähnlichem Stil werden inzwischen ausschließlich für Bankette und Bälle genutzt). Dieser Besonderheit ist sich der Kronenhof bewusst und pocht auf Tradition. So befindet sich vor dem Eingang des Grand Restaurant ein Hinweis mit dem Dress-Code: Abendgarderobe ist erwünscht. Für die Damen sollte die Kleidung gepflegt und elegant sein. Jeans und Pulli sind für Männer ein No-Go. Von ihnen wird ein Sakko und perfektes Schuhwerk erwartet.
Wie reagieren die Gäste des Hauses auf derart strenges Reglement?
Marc Eichenberger, General Manager des Hotels beantwortet die Frage wie folgt: Bis auf wenige Ausnahmen sehr zufrieden. Die Gäste schätzen es. Sie lieben es ihre feine Garderobe in den begehbaren Kleiderschränken ihrer Suiten aufzuhängen, Zeit zum Ankleiden zu haben, den Schmuck und die Uhren zu tragen, die daheim meist im Safe ruhen. Und wer sich ganz und gar nicht beugen will, dem servieren wir die Speisen selbstverständlich gern im Zimmer.
Das Essen im Grand Restaurant ist exzellent und wird als mehrgängiges Menü serviert. Küchenchef Fabrizio Piantanida und sein Team haben alle Hände voll zu tun, wenn die Zeit des Abendessens naht. Sowohl das Grand Restaurant, wie auch das Kronenstübli werden aus der hinter dem Saal liegenden Küche bedient. Und der Moment, wenn mehrere Kellner zeitgleich am Tisch die Glocke vom Essen heben, ist eben immer wieder ein Erlebnis.
Wer nicht jeden Abend am gleichen Tisch sitzen will, hat die Chance innerhalb des Hauses das Restaurant zu wechseln.
Nach dem Abendessen lohnt es sich den Abend in der Bar ausklingen zu lassen oder in einem der wunderschönen Salons Platz zu nehmen. Die Salons wurden um 1900 angebaut und ausgestaltet und sind zum Teil mit Originalmöbeln erhalten. Sitzecken zum Lesen, Kaminfeuer oder Spieltische laden ein, die Zeit allein, bei Gesprächen oder mit einem guten Buch verstreichen zu lassen.
Tischtennis auf Perserteppichen
Wer es geselliger liebt, der sollte den Trakt hinter der Bar aufsuchen. Hier befindet sich wohl die einzige Tischtennisplatte der Welt, die in einem Raum mit Teppich und Holzvertäfelungen steht. Ein Raum mit Billiardtisch, eine Raucherlounge und eine Kegelbahn richten sich an jene, denen das sportliche Angebot des Tages noch nicht alles abverlangt hat.
Ganz weit rausschwimmen
Den neuen Tag sollte man im Kronenhof unbedingt mit einem Bad im Panorama-Pool begrüßen. Ohnehin ist der Kronenhof-Spa ein Ort, für den man mindestens einen Tag einplanen könnte. Diverse Schwimmbecken, Saunen und ein Kneipp-Becken lassen die Zeit schnell vergehen und das Schwimmen mit Blick auf die Berge entspannt. Es ist erstaunlich, wieviele Runden man schafft, wenn die Aussicht gut ist.
♥ Der speziell für Ladies reservierte Saunabereich im SPA gefiel mir ganz besonders. Gerade wenn ich alleine reise, weiß ich diesen Luxus zu schätzen.
Die Massagen im Spa-Bereich empfand ich als ungewöhnlich hochpreisig, werden jedoch von einfühlsamem und gut geschultem Personal durchgeführt. Das Team des Kronenhof-Spa konnte schon mehrere Preise für seine Arbeit gewinnen. Vielleicht lohnt es sich, hier nach einem der angebotenen Packages zu suchen.
Noch immer keine Prinzessin, aber glücklich
Kehren wir zum Frühstückstisch im Speisesaal zurück. Auch wenn William und Kate während meines Aufenthalts nicht am Nachbartisch Platz genommen haben, war es jeden Tag ein königlicher Moment. Die gute Stärkung zahlt sich aus, denn in den Bergen ist Bewegung angesagt. Pontresina ist ein Bergsteigerdorf und außer einem gemütlichen Rundgang durch den Ort oder einem Spaziergang über die Steinbockpromenade lockt eine Wanderung ins Val Roseg oder zahlreiche andere Bergtouren. An der Rezeption oder im nahe gelegenen Tourismusbüro liegen Informationen für viele Touren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden bereit.
Die Tage in Pontresina vergehen schnell. Die klare gesunde Bergluft, der unaufdringliche, aber perfekte Service eines Schweizer Hotelbetriebes und die ruhige gelassene Stimmung sowohl im Hotel, als auch im ganzen Ort Pontresina lassen in kürzester Zeit eine angenehme Erholung zu. Wer sich keinen längeren Aufenthalt leisten mag (oder kann) dem sei ein kurzzeitiges Entspannen hier in Graubünden empfohlen. Einmal wie in einem Schloß aufwachen, das bleibt etwas Besonderes.
Das Grand Hotel Kronenhof hat das Potential seine Gäste ein Leben lang danach süchtig zu machen.
Grand Hotel Kronenhof Pontresina
7504 Pontresina/St.Moritz
Mehr Infos über das Engadin und St.Moritz www.engadin.stmoritz.ch
Ein Spaziergang durch Pontresina
Die Steinbockpromenade von Pontresina
Danke an den Kronenhof für die Einladung und viele informative Gespräche.
Traumhotel. Ich war bereits da und kann alles so bestätigen.
Wirklich ein Märchenbuch zum Wohnen. Das trifft es ausgezeichnet.
This looks like a lovely hotel. I would love to stay here someday. Thanks for the tip!
Das ist absolut schön! Es sieht aus wie ein großartiger Ort für ein Wochenende und etwas Entspannung. Besonders der Blick aus dem Spa-Bereich! Wow, eine Massage zu machen oder im Pool mit dieser Aussicht zu sitzen, wäre fantastisch!
What a stunning hotel, very grandiose and is certainly fit for royalty. I love the formal dining hall, and the pools look so inviting. Great photos too.
That looks like such a great hotel, and I like that you are paying attention to history and traditions as well. Besides I really like that the place offers all kinds of activities like the swimming pool and the table tennis
Werde das mal bei checken
Na dann mach das. Gern :)
Danke für den Beitrag, aber danke noch mehr für die Bilder, die sind echt atemberaubend und sehr schön.
Liebe Gaby, immer wieder gern!
Protz, Pomp & Kitsch – aber auch endlich einmal Kleiderzwang für Gäste, die sonst im Jogging-Anzug herumschlabbern! Großartig, dass es diese gastronomische Kulissenschieberei für Betuchte noch gibt – ich durfte sie in der Kindheit mit meinen Eltern noch erleben und meine ironische Ader für diesen Lebensstil ist damals früh erwacht. Dass der Service da super sein muss ist ja wohl selbstverständlich. Leider erlebt man heute in der Schweiz oft das Gefühl, man müsse nur das Geld überweisen und sollte ansonsten zuhause bleiben. Hoffentlich bleiben diese anachronistischen Touri-Schlösser noch lange als Reliquien gerne vorgezeigten satten Wohlstands noch lange erhalten! Sonst sähe es wirklich überall nach Hilton aus.
Andreas
Hier liesse es sich sicher an Weihnachten unheimlich gut gehen! Das muss dort im Schnee sogar noch schöner sein!
Bestimmt!
Leider sind die Bohrungen auf meinem heimischen Grundstück noch immer nicht auf Öl gestoßen– sonst würde ich liebend gern sofort das Hotel besuchen!
Die Darstellung ist jedenfalls großartig gelungen, bis in viele hübsche Details hinein! Danke !
Im ersten Monent dachte ich natürlich, Du möchtest das Hotel kaufen. Aber gut. Für einen vierwöchigen Wanderaufenthalt muss vermutlich schon das Öl her :)