„Man kann bis zum nächsten Baum sehen. Danach ist Schluss.“ Eigentlich hatten wir eine Wanderung zum Vigiljoch geplant. Doch die fällt ins Wasser. Wohin also an einem Regentag in Meran? Unsere Wahl fällt auf die Gärten von Schloss Trauttmansdorff. Hier wachsen in einem botanischen Garten über 350.000 verschiedene Pflanzen aus aller Welt.
Auf 12 Hektar blühen in 80 exotisch arrangierten Gartenlandschaften unzählige Blumen und Sträucher. An Tagen wie diesen funkeln Regentropfen auf dem üppigen Grün wie unzählige unbezahlbare Diamanten. Verschiedene Erlebnisstationen, Themengärten, Künstlerpavillons, der „Gucker“ von Mattheo Thun und das Touriseum bieten so viel Abwechslung, dass selbst ein Schlechtwettertag zum Traumurlaubstag wird.
Wegen des Wetters nehmen wir das Auto, obwohl ein Spaziergang über den Sissi-Weg von Meran aus nur ca. 45 Minuten dauert und vom Bahnhof auch Busse fahren. Über 300 Parkplätze befinden sich direkt gegenüber der Parkanlage. Bequemer geht es kaum.
Sissi-Weg vom Stadtzentrum Meran Dauer: 45 Minuten
Weglänge: 3 km
Grüne Oase um Schloss Trauttmansdorff
Am Eingang ist alles gut ausgeschildert. Obwohl das Schloss auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, wurden die Gärten in ihrer heutigen Form erst vor wenigen Jahren neu angelegt. Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff wurden 2001 offiziell eröffnet und seitdem mehrfach als schönste Gartenlandschaft Italiens und Europas ausgezeichnet.
Nach einer kurzen Info machen wir uns auf den Weg. Das Gelände wirkt größer als es ist. Die einzelnen Themenbereiche des Parks lassen sich bequem in kurzer Zeit durchwandern, obwohl die gesamte Anlage 12 Hektar groß ist und am Hang liegt. Letztendlich sind aber nur 100 Höhenmeter zu überwinden.
Zeit einplanen!
Da man oft stehen bleibt und staunt, vergeht die Zeit wie im Flug und die empfohlene (Mindest-) Besuchsdauer von 2,5 Stunden ist knapp bemessen. Wer das Schloss UND das Touriseum besichtigen und in einem der Restaurants einkehren möchte, sollte unbedingt 4 Stunden und mehr für einen Besuch einplanen. Es lohnt sich!
Vier Themengärten
Bauerngärten wie in Südtirol, ein Japangarten, Wasserspiele und unzählige Blumen sind in der Grünanlage rund um das Schloss Trauttmansdorff zu finden. Für die bessere Übersicht, wurde der Park in vier Themenwelten eingeteilt. Also zuerst ein Überblick:
Waldgärten: Miniaturwälder aus Asien und Amerika
Sonnengärten: Mediterrane Gartenbaukunst
Wasser- und Terrassengärten: Nach dem Vorbild alter Gartenbaumeister gestaltet
Heimische Kulturlandschaft: Eine Reminiszenz an die Schönheit Südtirols
Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff: Eine Reise durch Zeiten und Länder
Wir beginnen unseren Rundgang links vom Schloss, über Wasser und Grün, das durch die Feuchtigkeit besonders frisch und saftig wirkt. Knallig rote Blüten leuchten uns von weitem entgegen. Die Feuchtigkeit intensiviert die Farben. Das mag ich. In einem Bambuswald steht eine Art Xylophon, auf dem man spielen kann. Das klingt komisch, ist jedoch sehr lustig.
In einem See blühen unendlich viele Seerosen. Dann erreicht man das sogenannte Glashaus mit beeindruckenden Orchideen und Stauden. Da man solche allerdings auch aus anderen tropischen Gewächshäusern kennt, die das eigentliche Highlight das Terrarium. Hinter Glaswänden leben hier riesige gelbe Heuschrecken, langbeinige Insekten und eine Art, die aussieht, wie ein wanderndes Blatt.
Der Versuch das zu beschreiben kann eigentlich nur scheitern, denn die Natur hat so einzigartige Wunder geschaffen, dass man es einfach selber ansehen muss. Für mich sind die Krabbeltiere im Glashaus neben dem Touriseum im Schloss Trauttmansdorff eine der größten Attraktionen der Gärten.
Multimedia-Show mit Überraschung
Vom Glashaus führt der Weg zu einer Grotte mit einer Multimedia-Show. Gezeigt wird die Entstehung der Erde. Nach dem Film erleben die Zuschauer einen gewaltigen Vulkanausbruch. Das ist vermutlich besonders für Kindern eine große Attraktion. Aber auch die Erklärung der Photosynthese ist eindrucksvoll und so leicht, dass man sich fragt, wieso man sie in der Schule nicht viel schneller verstanden hat.
Rund um die Grotte sind Uhrwerke aufgebaut. Eine Uhr zeigt zum Beispiel die Sekunden, die seit der Eröffnung des Parks vergangen sind.
Von Ginkgobäumen, Farnen und Mammutbäumen gesäumte Wege führen aus dem Bereich der Waldgärten zu terrassenförmig angelegten Reisfeldern.
Pause machen: Gastronomie in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff
Wir machen an dieser Stelle eine Pause und besuchen das Restaurant Schlossgarten. Es gibt Südtiroler Gerichte, mal mit italienischem, mal mit eher österreichischem Einschlag. Doch auch wer Würstchen mit Pommes bevorzugt, wird nicht enttäuscht. Gekühlter Vernatsch aus der Kellerei Meran Burggräfler, Bier oder köstliche Obstsäfte vom Tenzhof befeuchten trockene Kehlen. Für jeden ist etwas dabei.
Wer lieber nur etwas trinken möchte, geht besser weiter ins Palmencafé. Dort werden Eisspezialitäten wie der Coupe „Trauttmansdorff, ein kaiserlicher „Sissi“-Becher, Kaffee und Kuchen serviert.
→ Zum Überblick über die Gastronomie in den Gärten
Zum Glück wandern wir ohne Regen durch die mediterran anmutenden Sonnengärten. Der Weg durch die Pflanzungen führt leicht bergauf. Blühende Stauden, Wiesen, Pergolen und riesige rote Mohnblüten prägen diesen Teil des Parks. Immer wieder öffnet sich der Blick ins Etschtal Richtung Meran. Man sieht viel: Hier hätte ich mir zum ersten Mal etwas mehr Sonne gewünscht.
Auf Sissis Spuren wandeln
Der Sissiweg führt durch den Parkteil, der Kaiserin Elisabeth von Österreich gewidmet ist. Durch einen längeren Aufenthalt in den Wintermonaten 1870 trug sie entscheidend zur Bekanntheit von Schloss Trauttmansdorff und der Kurstadt Meran bei.
Wer mehr über Sissi und ihr Leben erfahren möchte, dem sei das nahe gelegene K&K Museum in Bad Egart empfohlen. Nur kurz: Elisabeths Tochter war krank und konnte sich dank des milden Klimas im Meraner Land schneller erholen. Die Monarchin liebte ausgedehnte Spaziergänge in den Bergen, das einfache, ungezwungene Leben, das sie hier fernab von der Hofetikette führen konnte. Eine Bronzebüste erinnert heute in den Gärten an die vielbeschriebene Kaiserin.
Im Schloss kann man die Räume besichtigen, in denen Kaiserin Elisabeth gewohnt hat. Dazu einige Erinnerungsstücke. Besonders sehenswert ist die Visualisierung des ausgeprägten Reiselebens der Kaiserin. Es ist spannend zu verfolgen, an welchen Orten sie sich besonders oft und gerne aufhielt. Sie war fast immer unterwegs.
Panoramablick: Matteo Thun und sein „Gucker“
Über die Sissi-Promenade gelangt man fast automatisch zu einem weiteren Highlight der Gärten: dem Ferngucker von Matteo Thun. Ein wenig Schwindelfreiheit sollte man schon mitbringen und Kinder gut an die Hand nehmen, aber die Aussicht ist grandios und das freie Schweben über dem Abgrund ein lohnendes Vergnügen.
Nach einem kurzen Ausflug durch die Sukkulenten-Pflanzungen endet unser Besuch. Sollte die Sonne scheinen, sind die Wasser- und Terrassengärten natürlich unbedingt ein Muss. Und folgendes:
Nicht verpassen! Die Summfelsen
Oberhalb der Wassergärten liegen die Summfelsen. Hier sollte man unbedingt einmal den Kopf in die Aushöhlungen in den Steinen stecken und einfach drauf los singen.
Museum Touriseum: Die Entwicklung des Tourismus in Tirol
Neben den Räumen der Kaiserin Sissi und einer kleinen Kapelle beherbergt das Schloss Trauttmansdorff vor allem noch ein sehenswertes Museum über die Entwicklung des Tourismus in den Alpen, speziell Tirols. Es nennt sich „Touriseum“ und ist in dem Eintritt für die Gärten von Schloss Trauttmansdorff inkludiert.
In einer gut aufbereiteten und unterhaltsamen Ausstellung erfahren Besucher Wissenswertes über die Anfänge des Tourismus in den Alpen bis hin zu den Annehmlichkeiten eines Bergurlaubes in der Gegenwart. Neben Kritik an aktuellen Entwicklungen ist immer wieder ein Augenzwinkern bemerken und die schönen Seiten, die ein Besuch der Berge mit sich bringt, kommen auf keinen Fall zu kurz.
Den Ausgang des Touriseums schmücken eine Vielzahl blau angestrichener Koffer mit den Namen und Orten prominenter Besucher. Die Vielzahl ist in der Tat beeindruckend.
Veranstaltungskalender checken
Wer seinen Besuch gut vorbereiten will, sollte vorweg einen Blick in den Veranstaltungskalender werfen. Dort werden Blütezeiten, Musikveranstaltungen in den Gärten, Sonderausstellungen, Führungen und vieles mehr angekündigt.
Gärten von Schloss Trauttmansdorff – Adresse und Informationen
St.-Valentin-Str. 51/A
I-39012 Meran (BZ)
Aktuelle Öffnungszeiten und Preisen
Webseite zum Touriseum
Anfahrt von Meran, aus Bozen und dem Vinschgau
Die Gartenanlage ist mit dem Auto, zu Fuß oder – umweltfreundlich mobil – mit Bus und Bahn zu erreichen.
Mit Bus und Bahn
Den nächstgelegenen Bahnhof gibt es in Meran. Dort steigen Besucher*innen in den Bus 1B (Trauttmansdorff) oder in die Linie 4, Richtung Obermais, ein. Eine Haltestelle befindet sich direkt in Nähe des Eingang zu den Gärten. Die Busse fahren im 20-Minuten-Takt.
Von Meran in die Gärten
Am besten zu Fuß: Der Sissi-Weg vom Stadtzentrum in die Gärten von Schloss Trauttmansdorff ist drei Kilometer lang und in etwa 45 Minuten zu bewältigen.
Anfahrt von Bozen
Schnellstraße SS 38 Bozen → Meran bzw. bis zur Ausfahrt Sinch. Dann in Richtung Stadtzentrum fahren. Beim zweiten Kreisverkehr Richtung Schenna abbiegen. Von hier sind es rund 2 km bis zu den kostenpflichtigen Parkplätzen.
Aus dem Vinschgau
Aus Richtung Reschenpass auf der SS 40 und SS 38 bis zur Ausfahrt Sinch. Dann wie aus Richtung Bozen kommend: in Richtung Stadtzentrum fahren. Beim zweiten Kreisverkehr Richtung Schenna abbiegen. Von hier sind es rund 2 km bis zu den kostenpflichtigen Parkplätzen.
Unterkünfte in der Umgebung *
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Aktualisiert. Der Artikel erschien erstmalig am 25.Mai 2016.
Vielfältige wunderbare An – und Ausblicke – ein sehr lohnender Vorschlag !
Ich kenne es bei Sonne. Mir gefiel die Aussichtsplattform besonder. Is aber nix für Leute mit Schwindel.
Hallo Charis,
sehr schön beschrieben und tolle Bilder, trotz Regenwetter. Es ist schon ein bisschen her, als ich dort das letzte mal war, aber ich erinnere mich daran, dass es damals im Juni sehr schwül und heiß war und an die Massen von Besuchern. Als kleiner Tipp von mir an deine Leser/innen: der früher Vogel fängt den Wurm und wer schon frühzeitig da ist, kann die herrliche Anlage noch mit wenigen Besuchern genießen.
Grüße Oliver Huber