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Bicerin: Turiner Kultgetränk aus heißer Schokolade und Kaffee

Solltest du jemals Turin besuchen, musst du dieses Getränk probieren! Unwiderstehlich.

Was macht Turin so liebenswert? Wir haben uns in der Hauptstadt des Piemont umgesehen und eine, von mehreren möglichen, Antworten im Caffé al Bicerin gefunden. Ein stilvoller Ort, an dem sich italienische Gastfreundschaft, Genuss und Traditionsbewusstsein auf liebenswerte Weise verbinden. Unaufgeregt und kontinuierlich wird hier eine Geschichte fortgeschrieben, die bereits vor 250 Jahren begann und deren größtes Verdienst wohl die Erfindung des legendären Turiner Getränks Bicerin ist.

Das legendäre Caffé al Bicerin Turin.
Das legendäre Caffé al Bicerin Turin.

Was ist ein Bicerin?

Der echte, unnachahmliche Turiner Bicerin ist ein geschichtetes koffeinhaltiges Getränk aus heißer, dickflüssiger Schokolade, starkem Espresso und kalter, geschlagener Milchcreme, wie man es nur in Italien kennt. Es wird in einem hohen Glas serviert. Kleine trockene Kekse wie Löffelbiskuits sind eine hervorragende Ergänzung.

Bicerin bedeutet auf piemontesisch Gläschen und verrät damit etwas über den Ursprung des Getränks, das anfänglich aus ähnlichen Zutaten, aber in einzelnen Gläsern serviert wurde. Im 18. Jahrhundert trank man Bavareisa, eine Mischung aus Kaffee, Schokolade, Milch und Sirup. Aus dieser Mischung entwickelten sich Getränke wie der Cappuccino oder eben der Bicerin, bei denen die Zutaten alle in ein Glas bzw. eine Tasse gegeben werden.

Mit der Kaffeespezialität Bicerin hat der gleichnamige Likör, den man in Turin in vielen Geschäften und in verschiedenen Flaschenformen kaufen kann, wenig zu tun. Es handelt sich um einen Schokoladenlikör mit 15 Prozent Alkohol. Schmackhaft, aber eben ein Likör.

Wer mag, kann zum Bicerin auch Schokoladenlikör trinken.

Wo trinkt man Bicerin?

Stilvoll und original kann man ihn eigentlich nur in einem ganz bestimmten Café der Stadt genießen: im Caffé al Bicerin an der Piazza della Consolata. Vom Turiner Königspalast, dem Palazzo Reale ist das Café etwa 15 Minuten zu Fuß entfernt und es ist leicht zu erkennen: Große goldene Schriftzeichen verraten den Namen der Lokalität. Allerdings ist es sehr beliebt. An einigen Tagen kann es deshalb zu Wartezeiten kommen.

Die wenigen Plätze im historisch erhaltenen Innenraum sind heiß begehrt. Etwas besser sieht es im Sommer aus, wenn grüne Tische, Bänke und Stühle unter cremefarbenen Sonnenschirmen das Angebot an Sitzgelegenheiten deutlich erweitern.

Auch andere Turiner Kaffeehäuser bieten diese Spezialität an. Da das Originalrezept im Café Bicerin jedoch wie ein Schatz gehütet wird, sollte man in anderen Lokalen lieber deren Hausspezialitäten probieren.

Zur Geschichte des Cafés

Das Kaffeehaus Caffé al Bicerin ist die Geburtsstätte des Kultgetränks und wurde 1763 von Giuseppe Dentis, einem sogenannten Acquacedratario (Limonadenverkäufer), zunächst als eine Art Trinkhalle eröffnet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstand nach einem Entwurf des italienischen Architekten Carlo Promis das heutige Gebäude.

Eng damit verbunden ist die Kirche Santuario della Consolata, die sich ebenfalls an dem hell gepflasterten Stadtplatz befindet. Sie gab dem Café ursprünglich seinen Namen. Erst später, als der Klassiker immer beliebter wurde, trug man dem mit der Umbenennung Rechnung.

Die Größe des Cafés überrascht fast ein wenig, denn es handelt sich um einen recht kleinen Raum, dessen Wände mit Holz vertäfelt und mit Spiegeln, Vitrinen und Lampen dekoriert sind. Die Gäste sitzen auf rot bezogenen Bänken an der Wand oder auf Holzstühlen, die sich um jeweils vier runde Marmortische gruppieren. Allesamt Antiquitäten, die die Zeit überdauert haben und an denen schon die eine oder andere berühmte Persönlichkeit ihren Bicerin genossen hat.

Darunter der italienische Staatsmann Camillo Benso Graf von Cavour (1810-1861), der Komponist Giacomo Puccini (1858-1924) oder der Schriftsteller Alexandre Dumas. Auch zeitgenössische Künstler:innen und Schauspieler:innen wie Susan Sarandon oder Pina Bausch sind dem Charme dieses Kaffeehauses erlegen.

Auf der Website des Cafés sind einige prominente Besucher aufgelistet. Umberto Eco verewigte das Bicerin in seinem letzten historischen Roman.

Aufgrund seiner langen Geschichte und seines gut erhaltenen historischen Inventars wurde das Bicerin in die Vereinigung der historischen Stätten Italiens aufgenommen.

Wie trinkt man Bicerin?

Wenn der Bicerin serviert wird, sollte man ihn auf keinen Fall umrühren, sondern die einzelnen Bestandteile beim Trinken ineinander fließen lassen. So wird es beim Servieren empfohlen und hat sich, zumindest nach unserer Erfahrung, auch bewährt.

Wer möchte, kann sich Gebäck dazu bestellen. Das Café bietet auch eine gleichnamige Torte und einen Schokoladenlikör als Set an. Dann wird es aber schon recht üppig.

Kann man Bicerin selbst zubereiten? Ein Rezept

Dieses Kultgetränk kann man zu Hause nicht wirklich nachmachen. Das Geheimnis liegt ganz einfach in der hochwertigen, in Kupferkesseln gekochten Schokolade und der perfekten Mischung aus Kaffee und Milchschaum. Wer es trotzdem versuchen möchte, findet hier eine grobe Anleitung. (Verbesserungsvorschläge sind willkommen)

Zutaten für ein Glas Bicerin

• Ein sehr starker Espresso (zum Beispiel ein komprimierter Ristretto, wie er vor allem in Süditalien viel getrunken wird)
• etwa 150 ml Milch
• 50 bis 60 g dunkle Schokolade mit hohem Kakaoanteil (mind 60%). Die Schokolade im Caffé al Bicerin weist nach eigenen Angaben einen geringen Säureanteil auf.
• 50 ml italienische Crema di latte (Rahm oder Schlagsahne)

Dazu ein hohes Glas, geeignet für heiße Flüssigkeit.

Zubereitung

  1. Die Milch wird in einem Topf erhitzt, die Schokolade zerbrochen und unter Rühren in der heißen Milch aufgelöst. Es muss eine dickflüssige und geschmeidige Flüssigkeit entstehen. In Italien gibt es heiße Schokoladen mit dem Zusatz Gusto Fondente. Diese entsprechen der gewünschten Konsistenz.
  2. Wer eine Espressomaschine hat, kocht einen sehr starken Espresso oder behilft sich wie wir, mit einem sehr starken Mokka aus der Bialetti Moka Express.
  3. Die Crema di Latte wird zu einer festen Milchcreme geschlagen. In Ermangelung der selben, sollte man es mit einem sehr festen Milchschaum probieren. Oder man greift auf geschlagene Schlagsahne zurück (dann wird es allerdings schon ziemlich deutsch…)
  4. Zum Schluß füllt man die heiße Schokolade in das Glas, lässt vorsichtig mit einem Löffel den Espresso darauf gleiten und fügt als obere Schicht die geschlagene Crema di latte, Milchschaum oder eben die Schlagsahne hinzu. Die Schicht sollte 1,5 bis 2 cm dick sein.
Caffé al Bicerin in Turin
Caffé al Bicerin in Turin

Adresse Caffé Al Bicerin

Piazza della Consolata, 5,
10122 Torino TO, Italien

Link zu Google Maps

Direkt neben dem Café ist ein kleines Ladengeschäft in dem Schokolade, Gianduja, ein hauseigener Schokoladenlikör und Turiner Spezialitäten wie Pastille Leone verkauft werden.

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Charis

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