Bus:Stop Krumbach in Vorarlberg

Architektur im Bregenzerwald: Die 7 originellen Wartehäusle des BUS:STOP Krumbach

Das Warten auf den Bus ist meist unspektakulär. Neugierig von Haltestelle zu Haltestelle zu pilgern, wird selten empfohlen. Nicht so in Krumbach im Bregenzerwald, wo die Buswartehäuschen von den Krumbachern liebevoll "Wartehüsle" genannt werden. Dort haben sich Einwohner, örtliche Architekturbüros und Handwerker aus der Umgebung etwas Besonderes für den öffentlichen Nahverkehr einfallen lassen.

Vorarlberg ist bekannt für seine moderne, zeitgemäße und innovative Architektur. Doch auch hier ist nicht immer Geld für große öffentliche Bauten vorhanden. Die kleine Gemeinde Krumbach hat sich deshalb mit dem BUS:STOP Krumbach eine besonders witzige und charmante Lösung für den öffentlichen Nahverkehr ausgedacht.

Sieben Architekten aus verschiedenen Ländern wurden eingeladen, einen Urlaub in Krumbach zu verbringen. Als Gegenleistung wurde jeder von ihnen gebeten, ein Buswartehäuschen für das Projekt BUS:STOP zu entwerfen.

Lokale Architekturbüros und Gewerke aus dem Bregenzerwald setzten die Entwürfe in hoher handwerklicher Qualität um. Was dabei herausgekommen ist, kann sich sehen lassen. Die sieben originellen Haltestellen lernst Du hier kennen.

Aktualisiert: Der Artikel erschien erstmalig am 5. Oktober 2014.

Bus:Stop Krumbach – Überblick über alle Haltestellen

Haltestelle Bränden – Konstruktion aus weißen Stangen
Sou Fujimoto, Japan

Haltestelle Glatzegg – Camera Obscura
Wang Shu, Ly Wenyu, China

Haltestelle Unterkrumbach Süd – Schutzhütte aus Metall
Architecten de Vylder Vinck Taillieu, Belgien

Haltestelle Oberkrumbach – Kleiner Aussichtsturm
Alexander Brodsky, Russland

Haltestelle Unterkrumbach Nord – Holzstapel
Ensamble Studio, Spanien

Haltestelle Zwing – Glaspavillion
Smiljan Radic, Chile

Haltestelle Moos – Sporttribüne
Rintala Eggertsson Architects, Norwegen

In dieser Gemeinde im Bregenzerwald befindet sich der BUS:STOP Krumbach. Ein interessantes Beispiel für innovative Architektur in Vorarlberg.
In dieser Gemeinde im Bregenzerwald befindet sich der BUS:STOP Krumbach. Ein interessantes Beispiel für innovative Architektur in Vorarlberg.

Sou Fujimoto – Japan: Haltestelle Bränden

Vorarlberger Partnerarchitekt: Bechter Zaffignani Architekten

Ein Wald aus aus unterschiedlich langen, dünnen Stahlstangen hält eine schmale Stiege. Wer empor klettert, sieht ein wenig mehr von der Schönheit des Bregenzerwaldes. Zum nächsten BUS:STOP kann man allerdings nicht schauen, denn so hoch ist es nicht.

Der Busstop von Sou Fujimoto steht am Ortseingang von Krumbach und bietet keinen Schutz vor Wetterkapriolen. Dafür ist er jedoch besonders ungewöhnlich und mutet an, wie eine Kunstinstallation.

Amateur Architecture Studio – China: Haltestelle Glatzegg

Vorarlberger Partnerarchitekt: Hermann Kaufmann

Durch die nach hinten verjüngte und dabei offene Bauweise entsteht beim Busstop des chinesischen Architekten eine Art überdimensionale Camera Obscura. Durch sie wird eine fokussierte Wahrnehmung der dahinter liegenden Landschaft möglich.

Die Sitzbänke in diesem komplett aus Holz gebauten Wartehäusel laden zum Warten ein, bieten vor Wind und Niederschlägen allerdings wenig Schutz. Fazit: Ein Schmuckstück aus Holz.

Busstop Krumbach – China
Busstop Krumbach – China

Architecten de Vylder Vinck Taillieu – Belgien: Haltestelle Unterkrumbach Süd

Vorarlberger Partnerarchitekt: Thomas Mennel – memux

Die Idee für die geometrische Übersetzung eines Bushäuschen mit vielen Dreiecken und Spitzen hatten die Belgier auf einer Rückfahrt von der Mailänder Möbelmesse. Inspiriert von der Alpenquerung und einem nicht näher beschriebenen Wandbild in Gent entstand ein triangelartiger Spitzbau aus Metall. Er bietet wartenden Krumbachern Schutz vor Niederschlägen und Wind. Eine Sitzgelegenheit hat dieser Busstop. Praktisch!

Busstop Krumbach – Belgien
Busstop Krumbach – Belgien

Alexander Brodsky – Russland: Haltestelle Oberkrumbach

Partnerarchitekt: Hugo Dworzak / Architekturwerkstatt

Dieser Bushalt ist ein Turm aus Holz, der im unteren Teil an drei Seiten verglast ist. Im Inneren: Tisch und Stuhl. Das wirkt einladend und die Verglasung bietet Schutz vor Wind und Regen bei gleichzeitiger Helligkeit.

Das obere „Stockwerk“ des BUS:STOP von Alexander Brodsky hat kleine Fenster. Sogar Vögel können ein und ausfliegen. Dieses Wartehäuschen ist originell und dabei vor allem auch funktionell.

Busstop Krumbach – Russland
Busstop Krumbach – Russland

Ensamble Studio – Spanien: Haltestelle Unterkrumbach Nord

Partnerarchitekt: Dietrich/ Untertrifaller Architekten

Wer die Alpne bereist, sieht immer wieder Sägereien und hohe Holzstapel. Das muss die spanischen Architekten für ihren BUS:STOP Krumbach inspiriert haben.

Das Bushäuschen sieht von weitem aus wie übereinander gestapelte Holzbretter. Es ist grob gearbeitet und wirkt auf den ersten Blick sehr naturgetreu. Auf den zweiten Blick wird die Form eines Bushäuschens erkennbar.

Durch die lockere Bauweise bietet dieser BUS:STOP wenig Schutz. Dafür ist er sehr witzig und fotogen.

Smiljan Radic – Chile: Haltestelle Zwing

Partnerarchitekten: Bernardo Bader

Im Glaspavillion des chilenischen Architekten Smiljan Radic habe ich sofort Platz genommen und hatte eigentlich keine Lust mehr weiter zu gehen. Es war warm, hell, die Holzstühle dieses BUS:STOPS im Zentrum von Krumbach erinnern mich an eine gemütliche Gaststube.

Wenn der Bus nicht kommt: Getränk mitnehmen, sitzenbleiben!

Busstop Krumbach – Chile
Busstop Krumbach – Chile

Rintala Eggertsson – Norwegen: Haltestelle Moos

Partnerarchitekten: Baumschlager Hutter Partners

Eine absolut multifunktionelle Wartehäuschen-Lösung steht am Sportplatz von Krumbach. Die Norweger haben ihre Haltestelle direkt an einen angrenzenden Tennisplatz gebaut. Von vorn ist dieser BUS:STOP ein Wartehaus, auf der Rückseite ist es die Tribüne für den Krumbacher Tennisplatz.

Eine gut durchdachte Lösung, die in spielfreien Zeiten vermutlich das eine oder andere Liebespaar anzieht. Raffiniert.

BUS:STOP KRUMBACH

Alle Informationen zu Architekten, Handwerkern, Sponsoren usw: www.krumbach.at/Bus_Stop_Krumbach
Durchgehend geöffnet…

Jeder BUS:STOP wird mehrfach täglich von den regionalen Buslinien angesteuert. Die Haltestellen können so abgefahren oder erwandert werden.

Gut zu wissen

Die Gemeinde Krumbach liegt an einem Verkehrsknotenpunkt im Vorderen Bregenzerwald. Es gibt stündliche Busverbindungen ins Rheintal und in den Hinteren Bregenzerwald. Inhaber der Bregenzerwald-Gäste-Card können neben den Seilbahnen der Region auch die öffentlichen Busse gratis benützen: „Landbus Bregenzerwald-Wälderbus“ der Region Bregenzerwald inklusive Bregenz (ausgenommen Stadtbus), Dornbirn (ausgenommen Stadtbus), Lech, Raggal und Fontanella/Sonntag im Großen Walsertal. (Quelle: www.krumbach.at)

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Charis

8 Kommentare zu “Architektur im Bregenzerwald: Die 7 originellen Wartehäusle des BUS:STOP Krumbach

  1. Thomas

    Interessant.
    Wisst ihr, ob es weitere Projekte dieser Art in der Region gegeben hat?

  2. Peter Rieger

    Im Bregenzerwald ist die Akzeptanz des ÖPNV stärker ausgeprägt und damit auch die Identifikation der Bürger damit. Das ist bei uns nur in geringem Umfange gegeben. Ich fahre oft mit Bus und Zug und sehe, wie sich der Frust vieler entlädt, sei es durch Vandalismus oder Verunreinigung. Bei uns wären solche Bushäuschen innerhalb von Tagen entsprechend verschandelt, weshalb es sich empfiehlt, nüchternste Gebrauchsbauten mit wenig Zerstörungsmöglichkei einzusetzen. Witterungsschutz ist voll ausreichend

  3. Peter Rieger

    Es gibt im Bregenzerwald eine wunderbare Architektur, die genau zum Ausdruck bringt, wie sich die Bewohner mit ihrem Ländle identifizieren. Gleiches gilt übrigens auch für die öffentlichen Verkehrsmittel und eben die zugehörigen Bauten der Infrastruktur, wie die Wartehäuschen. Ich habe dort viel weniger Vandalismus festgestellt, weil sich die Leute auch an Funktionsbauten erfreuen und hinter ihnen stehen.
    Bei uns ist das flächig nicht der Fall, weil der ÖPNV erst wieder aus der akzeptanzmäßigen Talsole herauskommen muß. Bis dahin sind – noch so gut gemeinte und liebevoll gebaute Bushäuschen eher Magnete für Vandalen.

  4. Ein geniales Archiktur Projekt auf der grünen Wiese. Das wertet die Gegend definitiv auf und schafft Bewusstsein für natürliche Materialien.

  5. Hallo liebe Charis, nun hast du mich natürlich neugierig gemacht mit deiner Bemerkung über deinen Bregenzerwald-Besuch! Hört sich ja ganz so an, als ob wir uns mal gemeinsam in das Wartehüsle der Chilenen setzen könnten! Wie wär’s im Winter? Stelle mir das bei viel Sonne und Schnee wunderschön vor! ;-) Viele Grüße, Nadine

  6. regina von travelschick

    Der Bregenzerwald ist einfach architketonisch in jeder Hinsicht wunderschön. Mein liebster Ort ist allerdings Bezau. Witzig, die Bushaltestellen sind mir auch gleich aufgefallen:-)

    Viele Grüße
    Regina von travelschick

  7. Straßenmöblierung, zu denen auch Wartehäuschen gehören, sind in der Regel hässlich, lieblos und ein eigentlich möglichst bald zu entsorgender Schrott, der meist schöne Situationen im Stadt- oder Dorfbild vestellt. Fotografen wissen ein Lied davon zu singen. Schön, dass einmal etwas Originelles und Anspruchsvolles gerade in der Provinz entstanden ist (wenn es die Großstädte schon nicht schaffen etwa ein corporate design für all die nüttzlichen Kleinigkeiten vom Schaltkasten über den Papierkorb, die Leuchten und auch die Wartehäuschen zu schaffen). Das alle hat mit ästhetischer Lebensqualität und Baukultur zu tun,
    Andreas Gottlieb Hempel

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