Wer kennt eine Familie besser als die Menschen, die in ihr leben. Wer sieht die Schwächen und die Stärken? Diesen Vorzug hat sich Magdalena Maria Messner zu eigen gemacht und im Herbst 2014, zum 70. Geburtstag ihres Vaters ein Buch herausgebracht, das eine andere Seite beschreibt. Nicht den Bergsteiger und Gründer zahlreicher Museen, sondern den heimatverbundenen Südtiroler, der die Geschenke der Natur schätzt, sich zu eigen macht und damit sich und seine Familie möglichst umfassend selbst versogt: Reinhold Messner Selbstversorger und Bergbauer. Erschienen ist das Buch bei blv.
Reinhold Messner – Selbstversorger, Familienvater und Bergbauer
Das Buch ist perfekt für einen gemütlichen Nachmittag mit Tee und in eine Decke gekuschelt. Es ist in mehrere Abschnitte gegliedert. Persönliche Erinnerungen und Schilderungen der Tochter mischen sich mit Vorstellungen der Pächter der väterlichen Höfe, Gespräche mit Reinhold Messner, alten und neuen Abbildungen vom Südtiroler Bergbauerleben und Vorstellung der Mitarbeiter in den Messner Mountain Museen.
Bedenkt man, dass Magdalena Maria Messner sehr wahrscheinlich antreten wird, das Werk Ihres Vaters in den MMM weiterzuführen, so hat sie sich gut vorbereitet, empfindet die gleiche Liebe zu Ihrer Heimat und versteht es diese zu vermitteln.
Mir persönlich gefielen besonders die liebevollen Schilderungen Magdalenas über ihre Kindheit und Familie. Anerkennung für die Lebenswege der Eltern, Dankbarkeit und Glück ist herauszulesen. Die anfängliche Irritation wird deutlich, die das Kind in jungem Alter erfährt, als sie bemerkt, dass die Familie anders lebt, als im Umfeld üblich. Sie beschreibt die Versuche Gleichaltrigen die Rolle des Vaters zu erklären, der als Abenteurer galt und in kein klassisches Rollenbild der Zeit zu passen schien. Das sommerliche Leben der Familie auf Schloß Juval wird erzählt, das langsame Herantasten der Mutter an ein bäuerliches Leben, ihre Liebe zu selbstangebautem Obst und Gemüse und die Erlangung der Fertigkeit, dieses für die Familie immer besser zuzubereiten und für die kalten Jahreszeiten zu konservieren.
Einblicke in die Speisekammer der Messners sind gegeben, ebenso wie Schilderungen Ihrer Pächter, die auf den Höfen nicht nur eine neue Lebensgrundlage gefunden haben, sondern gleichzeitig Versorger und Wirte der MMM sind.
„Die Einfachheit und Logik der bäuerlichen Kultur sind der größte Schatz in den Gebirgen der Erde.“ (R.M.)
Reinhold Messner selbst kommt mehrfach zu Wort. Es wird deutlich, wie viel ihm daran liegt die Kultur der Bergbauern in die Zukunft zu tragen. Wertschätzung und großer Respekt klingt heraus. Genau wie die Sorge, dass moderne Entwicklungen und ein Verlust der Bergbauernkultur den Menschen unseres Kulturkreises nachhaltig schaden können.
Um dem entgegen zu wirken, die Bauern zu stärken, unternimmt er immer wieder neu, vielfach mit eigenen Mitteln Versuche die Strukturen zu erneuern und so zukunftssicher zu machen. So entstand auch der Vinschger Bauernladen unweit Juvals im Vinschgau. Der Laden funktioniert wie eine Genossenschaft und vertreibt die Produkte der umliegenden Bergbauern sowohl an Touristen, wie auch Einheimische, denn keine der beiden Gruppen wäre groß genug dieses Projekt alleine in schwarze Zahlen zu führen.
Messner als Hauptinvestor stellte zusätzlich den Grund und Boden, die EU-Förderung gab ihren Teil und so müssen die Bauern letztlich nichts mehr abbezahlen. Das Umfeld wurde deutlich aufgewertet, die Region kann sich in Ihrer Schönheit und Genussfreudigkeit präsentieren. Wer einmal dort war (ich kenne es), wird mir beipflichten: ein toller Laden voller Köstlichkeiten. Es ist kaum möglich sich dort den Schätzen bäuerlicher Esskultur zu entziehen.
Die Messner Mountain Museen MMM
Auch diese Buch, wie so viele Bücher der letzten Zeit zum Menschen Messner, enthält einen Teil, in dem es um die Messner Mountain Museen geht. Klar, zum einen stellten sie für Magdalena einen ständigen Begleiter des Familienlebens der letzten Jahren dar. Zum anderen wird sie sehr wahrscheinlich diesen Teil des väterlichen Erbes weiterführen und setzt sich entsprechend damit auseinander.
Auch die Messner Mountain Museen präsentieren sich als kultureller Selbstversorger der Region. Magdalena Maria Messner stellt auf sympathische Weise die Mitarbeiter und guten Seelen der Museen vor, beschreibt ihre Persönlichkeit und ihr Verhältnis zu Reinhold Messner.
Am Ende des Buches ist ein sehr persönliches Vater-Tochter-Interview zu lesen, aus der die Liebe zur Familie , aber auch Messners Anerkennung für die Leistung seiner komplett im Hintergrund gebliebenen Frau spricht. Ein aus meiner Sicht viel zu selten gewordener Zug einer Person, die sich selbst alltäglich im Rampenlicht sieht. Gefiel mir sehr.
Südtirol-Liebhaber werden dieses Buch verschlingen.
Reinhold Messner – Selbstversorger & Bergbauer
Autorin: Magdalena Maria Messner
Erschienen im blv Verlag München
160 Seiten, 113 Farbfotos, Gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-8354-1307-9
Kompliment an Charis zu dieser treffenden und einfühlsamen Buchbesprechung! Ich selber war bei der Buchvorstellung in der Schlosswirtschaft von Juval dabei und konnte eine außerordentlich natürliche, bescheidene, gebildete und als junge Frau entzückende Tochter Maria Magdalena Messner erleben. Der Vater – und natürlich die immer sehr zurückhaltende Mutter – können mehr als stolz auf ihre Tochter sein, die wirklich das Zeug und das Engagement hat, die Museen ihres Vaters kompetent weiterzuführen – sie hat Betriebswirtschaft und Kunstgeschichte studiert. Ich Buch ist wirklich lesens- und betrachtenswert!
Andreas