Die Köche der Gostner Schwaige.

Almwirtschaft Gostner Schwaige: Essen, was es im Tal nicht zu kaufen gibt

Ein Geheimtipp auf der Seiser Alm? Den gibt es in einem touristisch so stark erschlossenen Gebiet wohl nicht. Aber es gibt den einen oder anderen Ort, der sich im Laufe der Zeit einen besonders guten Ruf erworben hat. Dazu gehört zweifellos die Gostner Schwaige. Sie ist Schutzhütte, Gasthof und Sennerei in einem und im Sommer wie im Winter eine gute Adresse.

Wie schön die Wiesen der Seiser Alm um die Gostner Schwaige im Sommer sein müssen, wenn tausende Blumen blühen und die Almkräuter aromatisch duften. Doch noch ist Winter. Die Hütte ist voll, als wir sie zum ersten Mal besuchen. Fast alle Tische auf der Terrasse sind besetzt. Skifahrer:innen wedeln herbei. Auch ein paar Wanderer und Spaziergänger:innen, so wie wir, sind dabei. Da die Alm auf 1.900 m Höhe direkt an der Skipiste liegt und nur eine halbe Stunde zu Fuß von der Bergstation der Seiser Alm Bahn entfernt ist, ist sie für alle gleich gut zu erreichen.

Die Gostner Schwaige ist bekannt für ihre gute Küche, den heimgekehrten Koch Franz Mulser und mittlerweile auch als beliebtes Ausflugsziel. Während sich die Erwachsenen vor allem für das Essen begeistern, üben die Kühe, die Sennerei und das Almleben im Allgemeinen auf die Kinder eine große Anziehungskraft aus.

Die Gostner Schwaige: Vom Jugendtraum zur Wirklichkeit

„Wir haben das Glück, mit Produkten zu kochen, die es im Geschäft nicht zu kaufen gibt“

erzählt Franz Mulser. „Unser Hof, der alleine nicht überlebensfähig wäre, lebt jetzt von der Schwaige.“ Bis es soweit war, musste der Wirt, der das komplette Repertoire als Koch, Senner, Landwirt und Gastgeber beherrscht, einen arbeitsreichen Weg zurücklegen.

Das Berufsleben führte ihn zunächst in die Ferne. Sein Basiswissen erwarb er bei verschiedenen Spitzengastronomen. Vom Münchner Koch Hans Haas (Tantris) und seinem Team lernt er, wie man mit einfachen Mitteln viel erreichen kann. Und der Haubenküche der Brüder Karl und Rudolf Obauer in Werfen verdankt er das Know How, ein ganzes Tier zu verarbeiten. Er lernt das zu einer Zeit, in der Filetstücke bei ambitionierten Köchen noch einen wesentlich höheren Stellenwert einnehmen als heute.

Als die Käserei auf der Gostner Schwaige zur Jahrtausendwende nicht weiter betrieben werden kann, entschließt sich Franz Mulser seinen Jugendtraum zu erfüllen und eine eigene Wirtschaft auf der Seiser Alm zu eröffnen. Mit Hilfe der elterlichen Unterstützung, die Familie betreibt den Aussergost Hof in Seis am Schlern, eröffnet er die Alm.

Gostner Schwaige auf der Seiser Alm
Gostner Schwaige auf der Seiser Alm

So schmeckt die Seiser Alm: Bergkräuter, Käse und Fleisch von der Gostner Schwaige

Wer heute auf der Alm einkehrt, kann sich auf Geschmackserlebnisse freuen, die ihresgleichen suchen. Fast alles, was in der Gostner Schwaige zum Kochen verwendet wird, stammt aus eigener Produktion. Von den Wiesen und Wäldern rund um die Schwaige oder vom Gasthof unten im Tal. Dafür ist das kleine Team, das zum Teil schon seit 15 Jahren mit Franz zusammenarbeitet, meist von früh bis spät auf den Beinen.

Gekocht wird in einer winzigen Küche, die gerade mal so viel Platz hergibt, dass sich die drei Köche maximal umdrehen, aber auf keinen Fall über den Haufen laufen können. Immer wenn ein Gericht fertig ist, schellt einer von ihnen an einer Kuhglocke.

Zwölf Rinder (Simmentaler und Tiroler Grauvieh) müssen bei Wind und Wetter versorgt und gemolken werden. Auf einem Teil der acht Hektar großen Fläche werden ausschließlich Almkräuter und essbare Blüten angebaut. Diese sind für die Rezepte der Alm besonders wichtig.

Seit Jahren ist die Gostner Schwaige für eine Heublütensuppe bekannt, die aus 25 verschiedenen handgepflückten Almkräutern besteht. Wenn es gut läuft, die Ernte also reichlich ausfällt, reichen die Vorräte das ganze Jahr. Sind die Bedingungen eher suboptimal, dann ist schon im März Schluss. So wie es eben sein muss mit der Regionalität, wenn sie hält, was sie verspricht…

Käse machen: Ein wenig Abenteuerlust und von Generation zu Generation weitergegebenes Wissen

Die Sennerei, die 2012 erstmals und 2022 erneut umgebaut wurde, versorgt die Alm mit selbst hergestellten Milchprodukten. Im Sommer können Kinder (und Erwachsene) in speziellen Workshops das Käsen lernen.

„Wir versuchen jedes Jahr ein bisschen besser zu werden.“

Während Franz in Kniebundhose, kariertem Hemd und blauer Schürze zwischen Küche, Landwirtschaft und Gästen jongliert, reifen im Keller der Gostner Schwaige riesige Käselaibe. Manche wiegen acht bis neun Kilo und werden aus bis zu 100 Litern Milch hergestellt. Mengen, die die Kühe auf der Alm erst einmal produzieren müssen. Weil fünf bis sechs Monate im Jahr durchschnittlich 50 Kilogramm Käse pro Tag produziert werden, kann sich die Gostner Schwaige mit Hartkäse, einem traditionellen Graukäse, Frischkäse, Joghurt und selbst gemachter Älplerschokolade selbst versorgen.

Käsen hat auf der Alm eine lange Tradition. Wenn sich Franz an seine Großmutter erinnert, die in einer urigen Holzhütte, die bis heute erhalten ist, den Käse über dem offenen Feuer zubereitete, leuchten seine Augen.

Heublütensuppe, Tatar, Germknödel: Die Stars der Gostner Schwaige

Aber natürlich sind auch wir in erster Linie zum Essen gekommen. Nach einem Aperitif aus Kräutersirup, Prosecco, Mineralwasser und Punt Mes, dekoriert mit Zitrusfrüchten, Kräutern und Blüten, probieren wir uns durch die Karte.

Das Tatar vom Simmentaler Almochsen bekommt durch ein paar Krümel Schüttelbrot eine Extraportion Biss. Die Schlutzkrapfen sind aus hofeigenem Dinkelmehl. Gefüllt mit getrockneten Birnen liegen sie auf einem Bett aus Käsefondue und Zirbelkiefern.

Wir löffeln die Heublütensuppe bis auf den letzten Tropfen aus und kratzen die Krümel vom Germknödel mit der Marillenfüllung vom Teller. Der darf am Ende auf keinen Fall fehlen!

In der Küche läutet schon wieder die Kuhglocke. Franz steht auf: Die nächsten Teller müssen serviert werden…

Kurz und knapp: Almwirtschaft Gostner Schwaige – Seiser Alm

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Almwirtschaft Gostner Schwaige
Franz Mulser
Saltriastrasse 13
39040 Seiseralm

Link zu Google Maps

Inmitten der Seiser Alm: Im Sommer im Grünen, im Winter an der Skipiste
Gut erreichbar vom Schgaguler Hotel

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Frische Südtiroler Almenküche mit modernen Einflüssen.

Fleisch, Käse und Kräuter direkt vom Hof.

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Unbedingt probieren:

Heublütensuppe

Tatar

Käse vom Haus

Germknödel

Anfahrt: Von Kastelruth auf die Seiser Alm

Die Gostner Schwaige liegt in der Dolomitenregion Seiser Alm, einem beliebten Urlaubs- und Wanderparadies. Nahezu zu jeder Jahreszeit ist die Seiser Alm sehr gut besucht und entsprechend touristisch und infrastrukturell erschlossen.

Um zur Gostner Schwaige zu gelangen ist eine Seilbahnfahrt (Dauer ca. 15 Minuten) notwendig. Sie führt von Seis hinauf auf die Alm.

Preise Bergbahn im → Sommer
Preise Bergbahn im → Winter

Mit dem Pkw

Wer mit dem Auto kommt, fährt bis zum Parkplatz der Talstation der Seiser Alm. Es gibt kostenfreie Parkplätze und ein kostenpflichtiges Parkhaus, alles in Seilbahnnähe und leicht zu laufen.

Privatpersonen müssen das Auto im Tal stehenlassen.

Mit dem Bus

Umweltfreundlicher, wenngleich zeitlich gebunden, fährt man mit dem Bus zur Seiser Alm. Bequem ist das auch. Die Fahrpläne und weitere Informationen sind → HIER hinterlegt.

Koch Franz Mulser vor seiner Almhütte Gostner Schwaige
Koch Franz Mulser vor seiner Almhütte Gostner Schwaige

 

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Charis

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